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Stuttgarter unikurier Nr. 84/85 April 2000
Know-how-Transfer im Bereich regenerativer Energien:
Biomasse-Info-Zentrum - Information und Beratung - Erstes Zentrum in Deutschland
 

Die Universität Stuttgart hat ihr Beratungsangebot im Bereich regenerativer Energien erweitert: Anfang 2000 hat das Biomasse-Info-Zentrum (BIZ) seine Arbeit aufgenommen. Das im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten am Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung angesiedelte Zentrum soll Informationsdefizite bei der energetischen Nutzung von Biomasse schließen, den Informationstransfer zwischen Anbietern und Nutzern von Biomasse verbessern und dadurch zu einer verstärkten Nutzung in Deutschland beitragen. So können sich Interessenten im BIZ über die Möglichkeiten und Grenzen einer Energiegewinnung aus Biomasse informieren. Auch potentielle Initiatoren von Bioenergieprojekten können sich dort kostenlos beraten lassen. Zu den Aufgaben des neuen Zentrums - übrigens des ersten dieser Art in Deutschland - gehört es auch, den Forschungs- und Entwicklungsbedarf auf diesem Gebiet aufzuzeigen.

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Biomasse - darunter versteht man organische Stoffe, die als Energieträger genutzt werden können wie zum Beispiel Holz oder Stroh - trägt zur Deckung des Energiebedarfs in Deutschland bisher nur wenig bei. Insgesamt werden biogene Festbrennstoffe mit rund 200 Petajoule/Jahr energetisch genutzt. Das sind weniger als ein Zehntel der vorhandenen Potentiale. Damit leistet Biomasse absolut gesehen zwar einen rund dreimal größeren Beitrag zur Deckung der Energienachfrage als die Wasserkraft; bezogen auf den Primärenergieverbrauch in Deutschland sind dies jedoch nur knapp 1,4 Prozent. Würde man anstelle der bereits genutzten Biomasse fossile Energieträger verwenden, würden rund acht bis neun Millionen Tonnen an CO2 in Deutschland zusätzlich freigesetzt. Diese Zahlen zeigen, daß die Biomasse - trotz der noch geringen Nutzung - bereits einen klimaverträglichen und umweltfreundlichen Beitrag zur Energieversorgung in Deutschland leistet.

Informationsdefizit abbauen
Ein erhebliches Informationsdefizit und teilweise zu hohe Kosten behindern bisher eine verstärkte Nutzung in Deutschland. Beispielsweise ist es für den Initiator einer Bioenergieanlage mit großem Aufwand verbunden, sich die für die Konzeptionsphase und eine erste Machbarkeitsstudie benötigten Informationen zu beschaffen sowie die notwendigen Kontakte zu knüpfen. Auch gibt es in Deutschland nur wenige kompetente Ansprechpartner, bei denen wissenschaftlich fundierte Informationen rund um die Möglichkeiten der energetischen Nutzung von Biomasse frei von kommerziellen Interessen abgerufen werden können. Diese Defizite hat das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten erkannt und unterstützt deshalb das Biomasse-Info-Zentrum an der Uni Stuttgart mit rund 1,5 Millionen Mark innerhalb der nächsten drei Jahre. Seit Anfang 2000 können im BIZ zielgruppengerechte Informationen über die thermische Nutzung biogener Festbrennstoffe abgerufen werden. Dies umfaßt beispielsweise die standardisierte Vorgehensweise zur Realisierung biomassegefeuerter Anlagen sowie Informationen über erfolgreiche Bioenergieprojekte. Eine Homepage (www.biomasse-info.net) wird zukünftig - übrigens teilweise auch in englischer Sprache - Informationen über Biomasseproduzenten und Brennstoffhändler, Anlagenhersteller, Biobrennstoffe, administrative Vorgaben, Plandaten für Bioenergieprojekte, Institutionen mit Fachkompetenz, internationale Organisationen, aktuelle Literatur sowie über weitergehende Infoquellen enthalten. Die Mitarbeiter des BIZ tragen auch - in Zusammenarbeit mit anerkannten Fachleuten - durch Seminare, Workshops und Tagungen zu einem besseren Know-how-Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis bei; beispielsweise sind Veranstaltungen zu praxisrelevanten Themen wie Initiierung von Bioenergieprojekten, der Identifikation von Lösungsansätzen für technische und umweltrelevante Probleme sowie der Standardisierung biogener Festbrennstoffe geplant. Über die im BIZ zusammenlaufenden Informationsnetzwerke hinaus können Interessenten bei speziellen Fragestellungen auch mit Fachleuten im Ausland Kontakt aufnehmen. Weiterhin beraten die BIZ-Mitarbeiter Initiatoren von Bioenergieprojekten im größeren Leistungsbereich insbesondere während der Projektfindungsphase (sogenannte Initialberatung). Darüber hinaus soll das Zentrum den Forschungs-, Entwicklungs- und Demonstrationsbedarf in Deutschland zusammenstellen, damit darauf aufbauend durch entsprechende administrative Maßnahmen und Forschungs-, Entwicklungs- und Demonstrations- sowie Markteinführungs-Programme die noch anstehenden Probleme auf dem Gebiet der Bioenergie zielorientiert überwunden werden können.

Informationsknoten für Bioenergie
Damit das BIZ diese Aufgaben effizient und zielorientiert wahrnehmen kann, ist eine enge Kooperation mit anderen Instituten der Universität, mit Firmen, Organisationen, Ministerien, Agenturen, Verbänden und Privatpersonen, die an einer weitergehenden Nutzung der Biomasse interessiert sind, geplant. Beispielsweise werden auf der Homepage des BIZ, die sich zu einem Informationsknoten auf dem Gebiet der Bioenergie entwickeln soll, Hinweise auf solche Akteure gegeben. Zusätzlich will das BIZ helfen, Projekte im Bereich der energetischen Nutzung von Biomasse anzustoßen. Das Biomasse-Info-Zentrum als kompetenter Ansprechpartner für technische und nicht-technische Fragen und Probleme rund um die Bioenergie wird so dazu beitragen, daß Biomasse künftig einen größeren Anteil zur Deckung des Energiebedarfs im Rahmen einer umwelt- und klimaverträglichen sowie nachhaltigen Energieversorgung in Deutschland beitragen kann.

KONTAKT
Dr.-Ing. Martin Kaltschmitt, Dr.-Ing. Joachim Fischer, Biomasse-Info-Zentrum (BIZ) am Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER), Universität Stuttgart, Dr.-Ing. Martin Kaltschmitt (Tel. 0711/78061-16, Fax 0711/78061-77, e-mail mk@ier.uni-stuttgart.de), Dr.-Ing. Joachim Fischer (Tel. 0711/78061-79, Fax 0711/78061-77, e-mail jf@ier.uni-stuttgart.de), Heßbrühlstr.asse 49a, D-70565 Stuttgart, Tel. 0711/78061-16, Fax 0711/78061-77, mk@ier.uni-stuttgart.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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