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Stuttgarter unikurier Nr. 86 September 2000
RECOM Services GmbH:
Manche mögen´s heiß
 

Eine Festanstellung mit Sicherheit gleichzusetzen, Benedetto Risio sieht dies als Illusion. Der 33-jährige Maschinenbauingenieur hat sich für die Selbständigkeit entschieden - und kommt dabei unter Umständen ganz schön ins Schwitzen, denn sein Metier sind Großkraftwerksbrennkammern. Welche komplexen Vorgänge sich in der Brennkammer abspielen, wenn sich die Flammen über Gas, Öl oder Kohle hermachen, Risio weiß es und bietet sein Wissen als Dienstleister an: ab dem 1. Januar 2001 unter dem Namen RECOM Services GmbH. RECOM steht für REaction and COmbustion Modelling.

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Benedetto Risio

Um zu wissen, was in den Tiefen einer Brennkammer passiert, ist es mit einfachem Hinsehen nicht getan. Dahinter steckt die jahrelange Arbeit vieler Wissenschaftler. Als Benedetto Risio vor gut sechs Jahren an das Institut für Verfahrenstechnik und Dampfkesselwesen (IVD) der Universität Stuttgart kam, um seine Doktorarbeit zu machen, wurde dort schon lange an der mathematischen Modellierung und experimentellen Untersuchung von Brennkammern und Flammen geforscht. Viele Diplom- und Doktorarbeiten hatten sich angesammelt, jede für sich gut, in der Kombination jedoch einmalig, wie sich zeigen sollte. Vor dieser Erkenntnis stand aber die Neuformulierung der zum Teil in veraltetem Programmierstil vorhandenen mathematischen Modelle, die Risio und seine Kollegen der Abteilung Feuerungstechnik des IVD in Angriff nahmen.

Lohn der Mühe ist AIOLOS, ein 3D-Brennkammersimulationsprogramm, das ein maßgeschneidertes Ingenieurwerkzeug für die mathematische Modellierung industrieller Brennkammern darstellt. Hier bleibt keine Frage offen, ob Stick-oxidminderung, Wirkungsgrad, Mitverbrennung von Zusatzstoffen, Emissionen, Korrosion, Umbau oder Neubau einer Anlage. Zudem hat das Programm eine Auflösung zu bieten, die es so bisher nicht gab: ein bis zwei Millionen Gitterpunkte nimmt es in einer Brennkammer unter die Lupe. Und da Benedetto Risio aus „naheliegenden Gründen“ die modernen Vektor- und Massivparallelrechner am Höchstleistungsrechenzentrum (HLRS) in Stuttgart nutzt, beträgt die Rechenzeit bei den riesigen Datenmengen nicht Monate, sondern nur Stunden.

USA-Firma interessiert
Auf einer Tagung kam es zu den ersten Kontakten mit der amerikanischen Firma Reaction Engineer-ing International (REI), die ihr Interesse an der Arbeit des Deutschen zeigte, und an einer möglichen Partnerschaft. Und dann ging alles ganz schnell: Auch an der Uni wurde Benedetto Risio von seinem Professor, Dr.-Ing. Klaus Hein, Direktor des Instituts für Verfahrenstechnik und Dampfkesselwesen, und seinen Kollegen auf eine Firmengründung hin angesprochen. Informationen und Hilfen lieferten PUSH!, das Partnernetz für Unternehmensgründungen aus Stuttgarter Hochschulen, die Technologie-Transfer-Initiative GmbH (TTI) an der Uni Stuttgart und das Programm „Junge Innovatoren - Existenzgründungen aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen“ des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums. Doch entscheidend war das „Ja“ der Familie.
Kundenakquisition ist harte Überzeugungsarbeit, hat Benedetto Risio festgestellt, besonders wenn man mit etwas ganz Neuem auf den Markt kommt und dann auch noch von der Universität. Da ist die Skepsis groß, ob die „Forschung“ auch in der „Praxis“ bestehen kann. Hier kann Risio aber beruhigen, wurde doch die Verläßlichkeit der AIOLOS-Vorhersagen schon durch einen umfassenden Vergleich von gemessenen und berechneten Werten bei Brennkammern im Betrieb überprüft. Ob bei den Neckarwerken in Altbach, den Badenwerken, EVT, RWE oder Steinmüller, die Simulation ist genau genug für industrielle Fragestellungen. Durch die Kontakte zum IVD kann RECOM zusätzlich auch meßtechnische Betreuung anbieten, Gaszusammensetzung und Temperatur bestimmen, mit der Laser-Doppler-Anemometrie Turbulenzen und Geschwindigkeit messen und Temperaturfelder mit der 2-/3-Farbenpyrometrie auflösen.

Projekte laufen
Ein Jahr dauerte es, bis das erste Pilotprojekt an Land gezogen war, doch nun laufen Projekte schon in China, Europa und den USA. Im Herbst, wenn durch den Anbau im Technologiezentrum in Vaihingen neuer Büroraum geschaffen wurde, wird Benedetto Risio dort einziehen, zusammen mit einem Mitarbeiter, seinem einstigen Diplomanden, nun Diplomingenieur und „Mann der ersten Stunde“. So schnell können Existenzgründer Arbeitsstellen schaffen ...... und wenn alles gut geht, wird dies ganz sicher nicht die letzte gewesen sein.

J. Alber

*) Siehe dazu auch Uni-Kurier Nr. 75/76, September 1997, S. 38

KONTAKT
Benedetto Risio, c/o Institut für Verfahrens-
technik und Dampfkesselwesen, Pfaffenwaldring 23, 70579 Stuttgart, 
Tel. 0711/685-6572 oder -3491 
sowie unter Tel. 07159/949580, 
e-mail: risio.benedetto@vdi.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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