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Stuttgarter unikurier Nr. 86 September 2000
Zum Jahr und Tag der Physik:
Wunder gibt es immer wieder ...
 

Die Grenzen im Reich der Physik sind längst noch nicht erreicht. Neue Wunder rund um Computer, Quanten und Moleküle stellte die Fakultät Physik der Universität Stuttgart in diesem Sommersemester in einer öffentlichen Vortragsreihe vor. Das Jahr 2000 ist vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft zum Jahr der Physik erklärt worden, um die besondere Rolle dieser fundamentalen Naturwissenschaft und ihre Schlüsselfunktion für die Weiterentwicklung der Technik bewußt zu machen. Auch die Stuttgarter Vortragsreihe richtete sich vor allem an die außeruniversitäre Öffentlichkeit, besonders an Schülerinnen und Schüler in der Region. Und die Wissenschaftler suchten auch räumlich die Stadtnähe, kamen vom Vaihinger Olymp auf die Agora im Tiefenhörsaal in der Keplerstraße. Volle Sitzreihen und jede Menge interessanter Fragen nach den Vorträgen zeigten, daß sich die Mühe gelohnt hatte.

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Die drei jungen Physikprofessoren, allesamt bereits Stuttgarter Lehrstuhlinhaber, nahmen in ihren speziell für Nicht-Wissenschaftler konzipierten Vorträgen die voraussichtliche Rolle der Physik in der Welt von morgen unter die Lupe.
So stellt Prof. Dr. Tilman Pfau, Leiter des 5. Physikalischen Instituts der Universität Stuttgart, unter dem Titel „Neues von Materie-Wellen und Licht- Teilchen“ die jüngsten Entwicklungen der Quantenphysik vor. In diesem Kosmos der kleinsten Teilchen scheint auch das sonst Unmögliche möglich, der gleichzeitige Aufenthalt an zwei verschiedenen Orten.
Prof. Dr. Hans Herrmann, Leiter des Instituts für Computerphysik der Universität Stuttgart, lüftete vor gespannten Schülern und Schülerinnnen „Das Geheimnis des Sandes“ und erläuterte dabei zugleich die Mächtigkeit heutiger Computerphysik. Mit welchen Methoden und Ergebnissen heute das Verhalten ganzer Wanderdünen auf dem Rechner simuliert werden kann, beeindruckte dabei auch so manches ältere Semester.
Wie „Moleküle als Kraftwerke und Motoren“ arbeiten, ist Gegenstand der Biophysik, deren Ergebnisse Prof. Dr. Jörg Wrachtrup, Leiter des 3. Physikalischen Instituts der Universität Stuttgart, anschaulich darzulegen wußte. Diese junge Disziplin hat in den letzten zehn Jahren aufgedeckt, daß Lebensvorgänge auch als das Zusammenspiel von molekularen Maschinen begriffen werden können. Die Bio-Maschinen verrichten die gleiche Arbeit wie Motoren, Pumpen, Ventile oder sogar Kopierer, sind aber zum größten Teil nur einige Nanometer groß. Die Biophysik untersucht derzeit intensiv die zugehörigen Funktionsmechanismen. Hier könnten neue Vorbilder bereitstehen, wenn die heutige Miniaturisierung elektronischer und mechanischer Komponenten ihr Potential verbraucht hat.

Tag der Physik
Steht die Werbung um den Nachwuchs im Zeichen eines ganzen Jahres, wurde die Ernte des mehrjährigen Studiums vergleichsweise bescheiden am Tag der Physik eingefahren. Doch auf den festlichen Rahmen zur Übergabe der Diplom-urkunden mag keiner mehr verzichten, zumal, wenn der Festredner Klaus von Klitzing heißt, der es versteht, in klaren Linien die Geschichte und moderne Erforschung der physikalischen Parameter von Längen- und Zeiteinheiten nachzuzeichnen.

Sinn der Wissenschaft
Vor der Verleihung der gleichnamigen Preise durch seinen Stifter, Artur Fischer, richtete der Ehrensenator eindringliche Worte nicht nur an die Absolventen der Physik. Der Sinnbezug von Wissenschaft und Technologie dürfe in einer „Zeit des zunehmenden Verdrängungswettbewerbs ohne Zweck“ nicht vergessen werden. Mit Kreativität, Fleiß und Mut sollten heute die wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Grundlagen für zukünftige Generationen gelegt werden. Die drei besten Absolventen, die ihr Studium in kurzer Zeit mit überdurchschnittlichem Studienerfolg abgeschlossen haben, wurden mit Artur-Fischer-Preisen ausgezeichnet. Die mit je 2.500 DM dotierten Preise gingen an Alexander Hutter, Hans Nembach und Andreas Strohm.  /eng

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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