Die Verfahrenstechnik, die sich mit chemisch-physikalischen, biologischen und energetischen Stoffumwandlungsprozessen beschäftigt, muß als ingenieurwissenschaftliche Disziplin zukunftsfähig bleiben. Notwendig ist daher ein verstärkter Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, das frühe Ausloten der Potentiale von Forschungsthemen und ein effektiver Mitteleinsatz. Der Verein Pro3 soll dabei als eine Art Katalysator wirken. Und er soll dazu beitragen, den Forschungsstandort Deutschland vermehrt auf die technische und produktbezogene Umsetzung der Forschung auszurichten.
Vernetzung im Mittelpunkt
„Die Vernetzung, nicht die Finanzierung steht im Mittelpunkt von Pro3“, betonte Dr. Stefan Marcinowski, Mitglied des Vorstands der BASF AG, denn die Kooperation voranzutreiben sei eine Herausforderung. Die beteiligten Unternehmen fördern den Verbund mit 2,5 Millionen Mark, das Land Baden-Württemberg gibt über drei Jahre jährlich 450.000 DM dazu.
„Die Initiatoren des Projekts haben Neuland beschritten“, hob Wissenschaftsminister Klaus von Trotha bei der Vereinsgründung in Karlsruhe hervor. Dieser neue Kooperationsansatz werde dazu beitragen, die Defizite bei der Umsetzung von Forschungsergebnissen in die unternehmerische Praxis abzubauen. „Die Hochschulen zeigen mit diesem Verbund, daß es möglich ist, Forschungskompetenz über die Grenzen von Hochschulen hinaus zu konzentrieren und zu vernetzen“, sagte der Minister, der für die Zukunft darin auch einen Anreiz mehr sieht, ein Studium der Verfahrenstechnik zu beginnen.
Attraktive Ingenieurdisziplin
Auf mehr Interesse von seiten der Studierenden „für diese wichtige Schlüsseltechnologie der Zukunft“ hofft auch Prof. Dr. Ernst Dieter Gilles vom Max-Planck-Institut Magdeburg, der an der Universität Stuttgart den Lehrstuhl für Systemdynamik und Regelungstechnik inne hat. Die attraktive Ingenieurdisziplin Verfahrenstechnik biete ein breites berufliches Spektrum. Zudem trägt sie dazu bei, die natürlichen Ressourcen zu schonen und Umweltbelastungen zu reduzieren.
Zunächst hat das Kompetenznetz zehn Forschungsschwerpunkte ausgewählt. Darunter finden sich die Hochtemperatur-Reaktionstechnik, Brennstoffzellensysteme und integrierte Prozesse sowie die Modellierung, Simulation und Führung verfahrenstechnischer Prozesse. Die Vernetzung von Grundlagenforschung, angewandter Forschung und industrieller Anwendung soll neue Lösungsansätze in der Prozeßtechnologie ermöglichen, und eine zukunftsorientierte Forschung im vorwettbewerblichen Bereich könnte die Grundlagenforschung schneller in die industrielle Anwendung übertragen.
Premiere
„Was den Unternehmen und Wissenschaftlern mit diesem Projekt in Baden-Württemberg gelungen ist, stellt eine Premiere dar, der andere folgen sollten“, hob der Wissenschaftsminister hervor. Hochschullehrer und Studierende werden gleichermaßen profitieren von verbesserter Drittmittelwerbung, von Fortbildungsveranstaltungen, speziellen Arbeitsprogrammen für Doktoranden, fachbezogenen Symposien und Workshops sowie internationalen Stipendienprogrammen. Wenn sich Pro3 etabliert hat, dann erfahren die Grundlagenforscher unmittelbar, wie ihre Forschung in bezug auf die Anwendbarkeit eingeschätzt wird, und die industriellen Anwender werden früher auf Denkrichtungen aufmerksam, die ihr Arbeitsgebiet verändern können.
Ziel des Gründungskolloquiums am 10. Oktober in Stuttgart ist es, das Netzwerk einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Pro3 ist für weitere Mitglieder offen.
J. Alber/UK
KONTAKT
Beate Witteler-Neul, Geschäftsstelle Kompetenznetz Verfahrenstechnik Pro3 e.V., Institut für Systemdynamik und Regelungstechnik, Pfaffenwaldring 9, 70569 Stuttgart, Tel. 0711/685-6297, Fax 0711/685-6371,
e-mail: witteler@isr.uni-stuttgart.de
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