Neben
der Erhaltung von Stahl- und Spannbetonbauwerken wie Brücken,
Straßen, festen Fahrbahnen der Eisenbahn, Staumauern,
Kraftwerke und so weiter ist auch die Beurteilung der
Standsicherheit insbesondere hochbeanspruchter Ingenieurbauwerke
von großer Bedeutung. Das trifft bevorzugt auf ältere
Bauwerke zu, in denen von außen nicht erkennbare Mängel
oder Schäden ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellen
können. Ebenso besitzt bei jedem Neubau die interne Qualitätssicherung
große Bedeutung, da meist mehrere Firmen an der Ausführung
beteiligt sind. Und nicht zuletzt wird es durch die Einführung
neuer europäischer Normen notwendig, verschiedene Betone
auf ihre Zugehörigkeit zu einer Familie zu untersuchen.
High-Tech
Werkstoff Beton
In den letzten zehn Jahren erfolgte die Weiterentwicklung
des „Massenbaustoffs“ Beton zu einem modernen High-Tech-Werkstoff
für anspruchsvolle und hoch belastbare Konstruktionen.
Sicherheit und Wirtschaftlichkeit erfordern auch hierfür
aussagesichere, zerstörungsfreie Prüfverfahren. Doch die
bekannten zerstörungsfreien Prüfverfahren konnten bislang
bei weitem noch nicht so effektiv eingesetzt werden wie
bei anderen Werkstoffen. Daß die zerstörungsfreie Prüfung
bislang bei der Untersuchung von Betonbauwerken bisher
kaum zum Einsatz gekommen ist, hat verschiedene Gründe.
So reicht das Wissen über die grundlegenden Zusammenhänge
zwischen den Werkstoffeigenschaften und der Ausbreitung
elastischer und elektromagnetischer Wellen noch nicht
aus, um es in heterogenen und stahlbewehrten Baustoffen
so einzusetzen. Zudem enthalten Beton und andere poröse
Werkstoffe immer eine unbekannte Menge an Feuchtigkeit,
die das Meßverfahren beeinträchtigt. Und nicht zuletzt
können Bauwerke schließlich nicht ins Labor gebracht werden
und sind oft nur eingeschränkt zugänglich. Daraus folgte,
daß die Verfahrensentwicklung für die Unternehmen der
Bauindustrie zu aufwendig war und die wenigen Forschungsanstrengungen
zumeist in kleinen Gruppen erfolgte, die isoliert und
unkoordiniert blieben.
Netzgestützte
Forschung
Dagegen will die nun gegründete netzbasierte Forschergruppe
durch ihre Zusammensetzung mit Fachleuten aus unterschiedlichen
Forschungsgebieten und mit einer genauen Strukturierung
der Teilbereiche und Arbeitspakete eine größere Effektivität
und Nutzung der Ressourcen erreichen. Die räumlich verteilten
Forschungsarbeiten sind über die neuen Medien vernetzt.
Auf einem zentralen Server liegen alle Arbeitsergebnisse
abrufbar bereit. Aber nicht nur die Ergebnisse, sondern
vor allem die jeweils ermittelten Primärdaten sind verteilt
zugänglich, so daß Messungen mehrfach ausgewertet werden
können. Jedes Einzelprojekt bringt die besonderen Kenntnisse
und Erfahrungen seiner Institution in die Gruppe ein und
ist gleichzeitig Nutzer der sukzessiv erarbeiteten Ergebnisse
benachbarter Projekte. Teilnehmer der Forschergruppe haben
bereits in den letzten zehn Jahren in einer selbstorganisierten
Zusammenarbeit einen deutlichen Innovationsschub erzielen
können. So wurden in den 90er Jahren erste Ringversuche
durchgeführt, bei denen im direkten Vergleich Impuls-Radar,
Ultraschallecho und Impakt-Echo getestet wurden. Bei einem
zweiten Ringversuch wurden mit Förderung durch die Bundesanstalt
für Straßenwesen Verfahren zur Prüfung von Hüllrohren
in Spannbetonbrücken entwickelt und getestet. /eng
KONTAKT
Prof. Dr.-Ing. Hans-Wolf Reinhardt, Institut für Werkstoffe
im Bauwesen Tel. 0711/685-3323, Fax 0711/685-8068, e-mail:
reinhardt@iwb.uni-stuttgart.de