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Stuttgarter unikurier Nr. 87 April 2001
Internen Wellen im Bodensee auf der Spur:
Vom Winde bewegt
 

Im Süden Baden-Württembergs liegt ein bedeutender Naturschatz und Lebensraum, der darüber hinaus auch ein wichtiger Trinkwasserspeicher für große Teile Baden-Württembergs ist - der Bodensee. Dank international koordinierter Anstrengungen, vor allem im Bereich der Abwasseraufbereitung, ist die in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts aufkommende Gefahr hoher Nährstoffeinträge und der damit einhergehenden Verschlechterung der Wasserqualität heute weitgehend abgewendet. Allerdings bleiben andere potentielle Gefahren, wie etwa die Möglichkeit von Unfällen beim Transport wassergefährdender Stoffe im Ufer und Zuflußbereich. Wie man die gute Wasserqualität auch in Zukunft erhält, war Thema des Bodensee-Seminars im November vergangenen Jahres, das vom Institut für Wasserbau der Universität Stuttgart (IWS) mit dem Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg sowie der Arbeitsgemeinschaft der Wasserversorger Bodensee-Rhein veranstaltet wurde.

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Bei der wissenschaftlichen Tagung gaben Referenten verschiedener Fachgebiete und Länder, unter anderem der Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, der Universität Konstanz, der ETH Zürich, der University of Western Australia sowie der Königlich-Technischen Hochschule in Stockholm Einblick in aktuelle und zukünftige wissenschaftliche Fragestellungen zum Bodensee und zeigten Entwicklungen an anderen Seen auf. Anlaß der Veranstaltung war der Auftakt eines Forschungsprojekts zur Modellierung kurzperiodischer interner Wellen in Seen. Diese Studie wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und im Rahmen einer australisch-deutschen Kooperation gemeinschaftlich vom Institut für Wasserbau und dem Centre for Water Research (CWR) der University of Western Australia bearbeitet. Das CWR besitzt durch seine Tätigkeit in verschiedenen Ländern, zum Beispiel am Biwa-See in Japan oder dem See Genezareth in Israel, langjährige Erfahrung in der Seenforschung.

Interne Wellen
Seen wie der Bodensee sind in den Sommermonaten geschichtet, das heißt, eine Schicht warmen und damit leichteren Wassers schwimmt auf einer kälteren Schicht. Dort, wo die warme Oberflächenschicht und das Tiefenwasser aneinander grenzen, findet man interne Wellen, die sich im Gegensatz zu Oberflächenwellen im Innern des Sees bewegen und an der Oberfläche nicht wahrnehmbar sind. Für die Vorhersage der Wasserqualität sind diese Wellen aber ganz entscheidend. Sie sind von Bedeutung für die Vermischungsvorgänge, die wiederum den Austausch von Nähr- und Schadstoffen zwischen diesen Schichten und damit auch die Wassergüte mitbestimmen. Um die Wirkung interner Wellen, vor allem der Wellen mit höherer Frequenz, in numerischen Strömungsmodellen richtig zu simulieren, müssen wichtige Fragen zu ihrer Entstehung und Ausbreitung geklärt werden. Dies ist ein Schwerpunkt der Studie. Ähnlich einer Wettervorhersage sollen leistungsfähige Computermodelle für Entscheidungsträger an Seen, etwa im Bereich der Wasserversorgung, ein Werkzeug zur Abschätzung zukünftiger Veränderungen und sinnvoller Maßnahmen werden. Solche Modelle können beispielsweise bei der Vorhersage der Auswirkungen von Klimaveränderungen auf den See oder der Ausbreitung von Schadstoffen nach Unfällen eine wertvolle Hilfe sein. Um Transportvorgänge und damit auch die Wasserqualität vorhersagen zu können, müssen zuerst die Strömungs- und die Vermischungsprozesse bekannt sein, die in Seen vorwiegend vom Wind angefacht werden. Teil des Forschungsprojekts ist auch eine für Herbst 2001 geplante vierwöchige Meßkampagne im Bodensee, die mit Hilfe von zeitlich hoch auflösenden Temperatur- und Strömungsmessungen die internen Wellen vor Ort erkundet. Diese Messungen werden gemeinsam mit anderen am Bodensee arbeitenden Forschungseinrichtungen geplant und durchgeführt. Das Ergebnis der Meßkampagne und der Studie soll damit der Sicherung eines wertvollen Lebensraums und Trinkwasserspeichers dienen.

KONTAKT
Institut für Wasserbau, Lehrstuhl für Hydraulik und Grundwasser, Pfaffenwaldring 61, 70550 Stuttgart, Tel. 0711-685-4715, Fax 0711-685-7020, e-mail: jochen.appt@iws.uni-stuttgart.de

 


last change: 27.04.01 / gh
Pressestelle der Universität Stuttgart

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