Bei
der wissenschaftlichen Tagung gaben Referenten verschiedener
Fachgebiete und Länder, unter anderem der Landesanstalt
für Umweltschutz Baden-Württemberg, der Universität Konstanz,
der ETH Zürich, der University of Western Australia sowie
der Königlich-Technischen Hochschule in Stockholm Einblick
in aktuelle und zukünftige wissenschaftliche Fragestellungen
zum Bodensee und zeigten Entwicklungen an anderen Seen
auf. Anlaß der Veranstaltung war der Auftakt eines Forschungsprojekts
zur Modellierung kurzperiodischer interner Wellen in Seen.
Diese Studie wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft
gefördert und im Rahmen einer australisch-deutschen Kooperation
gemeinschaftlich vom Institut für Wasserbau und dem Centre
for Water Research (CWR) der University of Western Australia
bearbeitet. Das CWR besitzt durch seine Tätigkeit in verschiedenen
Ländern, zum Beispiel am Biwa-See in Japan oder dem See
Genezareth in Israel, langjährige Erfahrung in der Seenforschung.
Interne
Wellen
Seen wie der Bodensee sind in den Sommermonaten geschichtet,
das heißt, eine Schicht warmen und damit leichteren Wassers
schwimmt auf einer kälteren Schicht. Dort, wo die warme
Oberflächenschicht und das Tiefenwasser aneinander grenzen,
findet man interne Wellen, die sich im Gegensatz zu Oberflächenwellen
im Innern des Sees bewegen und an der Oberfläche nicht
wahrnehmbar sind. Für die Vorhersage der Wasserqualität
sind diese Wellen aber ganz entscheidend. Sie sind von
Bedeutung für die Vermischungsvorgänge, die wiederum den
Austausch von Nähr- und Schadstoffen zwischen diesen Schichten
und damit auch die Wassergüte mitbestimmen. Um die Wirkung
interner Wellen, vor allem der Wellen mit höherer Frequenz,
in numerischen Strömungsmodellen richtig zu simulieren,
müssen wichtige Fragen zu ihrer Entstehung und Ausbreitung
geklärt werden. Dies ist ein Schwerpunkt der Studie. Ähnlich
einer Wettervorhersage sollen leistungsfähige Computermodelle
für Entscheidungsträger an Seen, etwa im Bereich der Wasserversorgung,
ein Werkzeug zur Abschätzung zukünftiger Veränderungen
und sinnvoller Maßnahmen werden. Solche Modelle können
beispielsweise bei der Vorhersage der Auswirkungen von
Klimaveränderungen auf den See oder der Ausbreitung von
Schadstoffen nach Unfällen eine wertvolle Hilfe sein.
Um Transportvorgänge und damit auch die Wasserqualität
vorhersagen zu können, müssen zuerst die Strömungs- und
die Vermischungsprozesse bekannt sein, die in Seen vorwiegend
vom Wind angefacht werden. Teil des Forschungsprojekts
ist auch eine für Herbst 2001 geplante vierwöchige Meßkampagne
im Bodensee, die mit Hilfe von zeitlich hoch auflösenden
Temperatur- und Strömungsmessungen die internen Wellen
vor Ort erkundet. Diese Messungen werden gemeinsam mit
anderen am Bodensee arbeitenden Forschungseinrichtungen
geplant und durchgeführt. Das Ergebnis der Meßkampagne
und der Studie soll damit der Sicherung eines wertvollen
Lebensraums und Trinkwasserspeichers dienen.
KONTAKT
Institut für Wasserbau, Lehrstuhl für Hydraulik und Grundwasser,
Pfaffenwaldring 61, 70550 Stuttgart, Tel. 0711-685-4715,
Fax 0711-685-7020, e-mail: jochen.appt@iws.uni-stuttgart.de