Diese
Komplikation hat den bereits für Dezember geplanten Einsatz
des Stuttgarter Arcjet-Triebwerks bei seinem ersten Flug
verzögert. Die Feinarbeit bei der präzisen Ausrichtung
zur Erde und die spätere Nachregulierung des Amateurfunk-Satelliten
wird voraussichtlich erst im April erfolgen können. An
Bord des Satelliten dienen 52 Kilogramm Ammoniak als Treibstoff
für das Lichtbogentriebwerk ATOS, die für 600 Betriebsstunden
in fünf Jahren ausreichen werden. Gegenüber den bisher
gebräuchlichen chemischen Satellitenantrieben wird mit
dem Arcjet rund die Hälfte an Treibstoffgewicht eingespart.
Funktionsprinzip
Die am Institut für Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart
seit Beginn der 90er Jahre entwickelten Lichtbogentriebwerke
arbeiten nach folgendem Funktionsprinzip: Aufheizen des
gasförmigen Treibstoffes in einem elektrischen Lichtbogen
mit anschließender Umwandlung der thermischen Energie
in gerichtete kinetische Energie durch Expansion in einer
Düse. Die besonderen Herausforderungen bei der Entwicklung
dieses Präzisionsinstrumentes lagen vor allem darin, ein
konstantes niedriges Leistungsniveau zu erzielen unter
Verwendung von Ammoniak statt dem sonst eingesetzten Hydrazin
und in der Verlängerung der Lebensdauer des Triebwerkes.
AMSAT-OSCAR 40, so lautet inzwischen der Name des Satelliten,
ist das bisher ehrgeizigste Projekt der internationalen
Amateurfunkergemeinschaft AMSAT. Unter der Leitung von
Prof. Dr. Karl Meinzer von der Philipps-Universität Marburg
entstand der 650 Kilogramm schwere Satellit mit einem
Durchmesser von 2,30 Meter und einer Höhe von einem Meter.
Er dient neben seiner eigentlichen Aufgabe als Relaisfunkstelle
mit acht Transpondern für Amateurfunker weltweit auch
als Plattform zur Erprobung einer Reihe neuer Raumfahrttechnologien
wie etwa dem Lichtbogentriebwerk. Die Organisation AMSAT
ist ein weltweiter Zusammenschluß von Wissenschaftlern
und Funkamateuren, die kleine Satelliten kostengünstig
als Forschungsplattformen entwickeln, bauen und starten.
In den 30 Jahren ihres Bestehens hat die AMSAT mehr als
30 Satelliten gebaut. Der P3-D ist weltweit erst der zweite
Satellit mit einer Ammoniakbetankung und zugleich der
erste Arbeitseinsatz eines elektrischen Lichtbogentriebwerks
in Westeuropa. Aktuelle Informationen zur Lage des Satelliten
findet man unter: http://www.amsat-dl.org/
journal/adlj-p3d.html /eng
KONTAKT
Institut für Raumfahrtsysteme, Dipl.-Ing. Helmut Kurtz,
Tel. 07071/685-2389, Fax 07071/685-3596, e-mail: kurtz@irs.uni-stuttgart.de