Stuttgarter unikurier
Nr. 87 April 2001 |
Bedeutung
der Materie verdeutlicht:
Heinzwerner
Preuß 75 |
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Er
setzte Meilensteine durch sein Wirken als Forscher und
Hochschullehrer: Ihm war es ein Bedürfnis, Studentengenerationen
davon zu überzeugen, daß die Theoretische Chemie zum grundlegenden
Teil der Chemie gehört, wenn es sich um Verständnis, Einsicht
oder um die sich daraus ergebenden Anwendungen auf die
Praxis handelt. Am 12. September 2000 feierte Professor
em. Dr. Heinzwerner Preuß, Begründer des Instituts für
Theoretische Chemie der Universität Stuttgart, das er
von 1969 bis 1993 leitete, seinen 75. Geburtstag. Schon
in den fünfziger Jahren machte er auf sich aufmerksam:
Als erster in Deutschland verwendete er ab initio Verfahren
(quantenmechanische nicht-empirische Methoden) zur Berechnung
von Moleküleigenschaften. 1952 bis 1969 baute er eine
erste Arbeitsgruppe für Quantenchemie in Deutschland am
Max-Planck-Institut für Physik in Göttingen auf und ab
1959 in München bei Professor Werner Heisenberg. In diesen
Jahren wurden die wesentlichen wissenschaftlichen Ideen
auf diesem Gebiet entwickelt. Als erster Deutscher war
er in der Arbeitsgruppe für Quantenchemie in Uppsala/Schweden.
Von seinen Forschungsergebnissen seien hier nur einige
richtungweisende erwähnt: Das Erkennen der Rolle der Gaußfunktionen
für quantenmechanische Rechnungen, die Entwicklung von
Pseudopotentialen, die es erlauben, das Valenzelektronen-System
- wie in der Chemie üblich - allein zu berechnen, die
Reduzierung der Dimensionalität des Vielteilchen-Problems
sowie die Definition neuer Optimierungskriterien für die
Bestimmung der Wellenfunktionen. Weit über zweihundert
Publikationen, allein sechzehn zum Teil mehrbändige Fachbücher,
hat Heinzwerner Preuß seit 1951 verfaßt. Er zählt - nicht
nur in Deutschland - zu den großen Quantenchemikern. Mit
seinem zuletzt erschienenen Buch „Materie ist nicht materiell“
legt er die Quintessenz aus seiner fast 50jährigen wissenschaftlichen
Tätigkeit als Forscher und Hochschullehrer vor. Darin
verdeutlicht er die Bedeutung der Materie für den Menschen.
Und er kommt zu dem Schluß, daß unser Wissen über die
Materie zur Existenzfrage wird, vor allem dann, wenn weiterhin
der größte Teil der Öffentlichkeit von diesem Wissen ausgeschlossen
wird oder gar aus falscher Tradition kein Interesse an
diesen Erkenntnissen besteht.
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