Die
neue Struktur soll gewährleisten, daß das Sprachenzentrum
auch künftig ein anspruchsvolles, den Bedürfnissen der
Uni Stuttgart angepaßtes Programm anzubieten in der Lage
ist. Eine günstige Voraussetzung hierfür ist, daß im Nutzerbeirat
nun neben Fakultäten auch Angehörige der verschiedenen
Gruppen der Hochschule aus verschiedenen Fakultäten vertreten
sind. Deren Vorschläge und Wünsche werden als Anregung
äußerst wichtig sein und zur Aktualität des Sprachangebots
entscheidend beitragen. Freilich wird man dabei auch immer
wieder Kompromisse finden müssen zwischen den Wünschen
nach möglichst viel Sprachunterricht und den finanziellen
Möglichkeiten der Hochschule. Der Nutzerbeirat bietet
sich jedoch als ein geeignetes Gremium an, wenn es darum
gehen wird, solche Kompromisse auszuhandeln. Die neue
Struktur gibt auch Anlaß, inhaltliche Innovationen im
Angebot des Sprachenzentrums vorzustellen. Welche Auswirkungen
hat die Globalisierung auf das Fremdsprachenlernen an
Hochschulen und wie werden diese Herausforderungen vom
Sprachenzentrum aufgenommen? Im wesentlichen sind es drei
Aspekte, aus denen sich neue Akzente für das Kursprogramm
ergeben.
Studienbegleitende
Zertifikatsprogramme
Erstens, die Anforderungen an Fremdsprachenkenntnisse
sind in den letzten Jahren enorm gestiegen. Englisch ist
faktisch zur Zweitsprache geworden, deren fließende Beherrschung
selbstverständlich vorausgesetzt wird. Wer sich darüber
hinaus profilieren will, sollte neben Englisch noch gute
bis sehr gute Kenntnisse in einer oder zwei weiteren Sprachen
vorweisen können. In der Praxis heißt das, daß bei einer
Bewerbung die Vorlage des einen oder anderen Scheins über
die Teilnahme an einem Sprachkurs wie etwa „English: Intermediate“
oder „Spanisch I“ nicht besonders eindrucksvoll ist. Das
Sprachenzentrum bietet daher bereits seit über zwei Jahren
in einigen Sprachen studienbegleitende Zertifikatsprogramme
über mehrere Semester an. Zertifikatskurse gibt es für
Arabisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Japanisch
(Vorbereitung auf die international anerkannten Japanese
Proficiency Tests), Niederländisch, Russisch, Spanisch
sowie für Deutsch als Fremdsprache. Die Programme variieren
erheblich je nach Sprache sowohl im Umfang als auch im
Niveau der Anforderungen. Vielfach vermitteln die Curricula
neben soliden allgemeinsprachlichen Fertigkeiten auch
fachsprachliche, rhetorische und interkulturelle Kenntnisse.
Im Englischen wird ein „Certificate of International Communicative
Competence“ angeboten, das die Fähigkeit bescheinigt,
sich im internationalen Rahmen auf englisch angemessen
kommunikativ verhalten zu können. Detaillierte Angaben
zu den Zertifikaten - sowie zu den Möglichkeiten, Sprachscheine
zu erwerben - finden sich im jeweiligen Semesterprogramm
sowie auf der Homepage des Sprachenzentrums. Zweitens
haben im Zuge der Internationalisierung neben den Anforderungen
auch die Möglichkeiten zum Fremdsprachenlernen enorm zugenommen.
Es gibt mehr Angebote, ein Studienjahr oder Praktikum
im Ausland zu verbringen. Und auch Möglichkeiten, von
zu Hause aus via Satellitenfernsehen und Internet direkten
Zugang zu Fremdsprachen zu gewinnen, haben sich enorm
verbessert. Das Sprachenzentrum versucht, beiden Entwicklungen
gerecht zu werden, indem es sowohl in Kursen als auch
in individuellen Beratungen auf Auslands-Studienaufenthalte
oder -Praktika vorbereitet. Auch nutzt es in seinen Sprachkursen
die neuen technischen Möglichkeiten zur authentischen
und aktuellen Begegnung mit der Fremdsprache.
Sprachenlernen
über Inhalte
Drittens
führte die mit der Internationalisierung gewachsene Nachfrage
nach Fremdsprachenunterricht auch zu neuen Erkenntnissen
darüber, wie Fremdsprachen am effektivsten gelernt werden.
Für den Sprachunterricht an der Universität ist dabei
der folgende Punkt von besonderer Bedeutung: Effektives
Lernen erfolgt primär über für die Lernenden wichtige
Inhalte, nicht über Einsichten in formale grammatikalische
Strukturen. Wenn beispielsweise Studierende nach sieben
bis neun Jahren gymnasialen Englischunterrichts das Bedürfnis
haben, in einem Sprachkurs die englische Grammatik nochmals
systematisch zu wiederholen, in der Hoffnung, fließend
reden zu lernen, dann ist dies zwar löblich, jedoch nutzlos:
Auch die gründlichste Grammatikrepetition wird ihre Sprechfähigkeit
nicht verbessern. Für das Kursangebot des Sprachenzentrums
ergeben sich daraus folgende Konsequenzen: Im Englischen
erweist es sich als sinnvoll, weiterhin mehr Themen- bzw.
Zertifikatskurse zu Lasten allgemeinsprachliche Kurse
anzubieten. Eine ähnliche Tendenz zu inhaltlich - statt
formal - orientierten Kursen gilt auch für Französisch,
soweit mehrere Jahre Französischunterricht an den Schulen
absolviert wurden. Bei Sprachen, die am Sprachenzentrum
neu gelernt werden, wird danach gestrebt, schon bald nach
den elementaren Kursstufen zum inhaltlich geprägten Lehrangebot
überzugehen. Eine weitere Konsequenz aus neuen Erkenntnissen
über den Zweitsprachenerwerb von Erwachsenen ist der Auf-
und Ausbau der Selbstlernmöglichkeiten in der Mediothek.
Hier können Studierende zu festen Zeiten sich persönlich
beraten lassen und mit Hilfe speziell ausgearbeiteter
Skripten sowie audiovisueller Medien individuell lernen.
Dieses Angebot wird bisher vorwiegend von Lernenden im
Bereich Deutsch als Fremdsprache in Anspruch genommen,
soll aber zunehmend auch für andere Fremdsprachen ausgebaut
werden.
KONTAKT
Dr. Volker Saftien, Universität Stuttgart, Sprachenzentrum,
Keplerstr. 17, 70174 Stuttgart; Tel. 0711/121-3129; Fax
0711/121-2816; e-mail: Saftien@sz.uni-stuttgart.de
sowie www.uni-stuttgart.de/zs