An
den Universitäten Graz, Braunschweig und Stuttgart gibt
es einige Studierende, deren Gedanken um Betonschlitten
kreisen, und das nicht nur zur Winterzeit. Eigentlich
fing alles ganz harmlos an - mit zwei Auslandssemestern
an der University of Calgary in Kanada. Die Fakultät für
Bauingenieur- und Vermessungswesen der Uni Stuttgart steht
mit dieser Universität schon seit über 20 Jahren im Rahmen
eines Austauschprogramms in Verbindung. Doch neben vielen
neuen Erfahrungen, Eindrücken und Freunden brachten Austauschstudenten
auch eine Idee mit zurück nach Deutschland: Die Teilnahme
am weltweit größten Wettbewerb für Bauingenieurstudenten,
dem „Great Northern Concrete Toboggan Race (GNCTR). „Wir
planten, koordinierten und bauten in bisher nicht dagewesener
Weise einen Schlitten mit einer Gleitfläche aus Beton“,
berichtete Joachim Dettmar. Was auf den Planungsskizzen
und der Computergrafik zunächst wie ein ganz normaler
Bob aussah, outete sich erst auf den zweiten Blick - statt
Kufen hat er eine durchgängige Betonplatte. Neben der
Tatsache, daß Beton nicht gerade die ideale Gleitfläche
darstellt und daher viel Tüftelei notwendig war bis zum
großen Rennen Anfang Februar 2001 in Kingston, Ontario,
hatten sich die Studierenden eine weitere Schwierigkeit
aufgeladen: Sie traten als erstes europäisches Team auf,
gemeinsam mit Studienkollegen und -kolleginnen aus Braunschweig
und Graz, die sie während ihres Auslandsemesters kennengelernt
hatten. Mit vielversprechenden Zwischenwerten erhärtete
eine „geheime“ Beton-Mischung in Braunschweig. Doch neben
der richtigen Gleitfläche, die den Schlitten mit seinen
fünf Fahrern möglichst schnell ins Ziel bringen soll,
wurden beim Wettbewerb auch das Design sowie die Bremsen
gewertet. Viel Arbeit steckte hinter dieser „ungewöhnlichen“
Gemeinschaftsplanung des zehnköpfigen Teams, die ohne
das Internet kaum hätte realisiert werden können. Lohn
der Mühen: Zwar nicht den Sieg, dafür aber eine ganze
Reihe von Preisen brachten die Bauingenieure mit nach
Hause. Die Besucher und andere Team-Mitglieder wählten
die europäische Crew auf der Technical Exhibition als
bestes Team zum Gewinner des „People´s Choice Award“ -
und dies mit 90,9 Prozent aller Stimmen. Gewinner waren
die Europäer auch beim „Best Costumes Award“; kein Wunder
- die Lederhosen und Sepplhüte, die sich die Schwaben,
Niedersachsen und Österreicher für das Rennen übergestreift
hatten, waren der „Hit der Veranstaltung“ und verkörperten
- wie Teamchef Joachim Dettmar berichtete - „überzeugend
alle vorherrschenden Klischees“. Rang zwei gab es für
das europäische Team beim „Concrete Mix Award“ für die
spezielle Betonmischung. Und einen dritten Platz ergatterte
die Gruppe beim „Overall Ranking“, bei dem eine Festgesellschaft
mit rund 500 Leuten 29 Teams zu bewerten hatte. Bei so
viel Anerkennung geriet das Rennen selbst fast in den
Hintergrund, bei dem die Studenten zunächst Pech hatten:
auf bretthart gefrorener Rennstrecke und durch „eine zu
gut funktionierende Bremse“ wurde beim ersten Lauf die
Bremsaufhängung zerschlagen. Nach der Reparatur klappte
dann beim zweiten Lauf alles reibungslos und das Team
sicherte sich damit den dritten Platz im Rennen.
J.Alber/uk
KONTAKT
Team Euroboggan, c/o Joachim Dettmar, Institut für Mechanik
(Bauwesen) der Uni Stuttgart, Pfaffenwaldring 7, 70550
Stuttgart, Tel. 0711/685-6382, Fax 0711/685-6347, e-mail:
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