Das
Institut für Elektrische Maschinen und Antriebe der Universität
Stuttgart (IEMA) erforscht mit Förderung durch das Bundesministerium
für Forschung und Technologie (BMBF) in enger internationaler
Zusammenarbeit mit anderen Forschungseinrichtungen die
völlig neuartigen Eigenschaften und Möglichkeiten der
erst 1986 entdeckten, sogenannten „Hochtemperatur-Supraleiter“
(HTLS) für ihren Einsatz in elektrischen Maschinen. Denn
über elektrische Generatoren wird heute praktisch die
gesamte elektrische Energie erzeugt; davon wird die Hälfte
von Elektromotoren in mechanische Antriebsenergie umgewandelt.
Bei Einsatz dieser neuartigen Werkstoffe haben sich bislang
ungeahnte Möglichkeiten zur Speicherung elektrischer Energie
aufgetan: Sei es durch berührungs- und verschleißfreie,
äußerst verlustarme supraleitende-magnetische Lager für
hochtourige Schwungenergiespeicher (siehe Bild) oder für
supraleitende magnetische Speicher oder allgemein für
Generatoren oder Elektromotoren aller Art. Energieeinsparungen
bei elektrischen Antriebssystemen besitzen ein enormes
wirtschaftliches Potential: Nach einer Studie der Europäischen
Kommission könnten allein mit den bereits entwickelten
Methoden der Kohle- und Ölverbrauch um rund 100 Terawattstunden
mit einem Gegenwert von mehreren Milliarden Mark jährlich
in Deutschland eingespart werden. Und dabei würde gleichzeitig
die Umwelt pro Jahr um mehr als 20 Millionen Tonnen Kohlendioxid
und dem entsprechenden Treibhauseffekt entlastet. Und
dies gilt noch ohne Berücksichtigung der genannten Einsparmaßnahmen
in der Energietechnik durch die Supraleitung.
An
einer weiteren technischen Entwicklung zur effizienten
Nutzung der elektrischen Antriebsenergie beteiligt sich
das Institut für Elektrische Maschinen und Antriebe gemeinsam
mit mehreren maschinentechnischen Instituten und Industriefirmen
der Erforschung der Anwendungen im Bereich der Mechatronik.
Heutige Informationstechnik gestattet es, bislang mechanisch
gekuppelte und daher energieverzehrend laufende Antriebsstränge
mit intelligenten, über Datenbussysteme gekoppelte elektrische
Einzelantriebssysteme flexibel zu betreiben. In Verbindung
mit dem Wissen um die elektromagnetischen Vorgänge in
Motoren, alle Arten von Arbeitsmaschinen - seien es Fahrzeuge,
Be- oder Verarbeitungsmaschinen etc. - nach der Methode
des „Systems-Engineering“ äußerst energiesparend zu betreiben.
Im einfachsten Fall mechatronischer Anwendungen geht es
zum Beispiel um den Ersatz eines mechanischen Gashebelgestänges
im Auto durch ein „elektronisches Gaspedal“ mit elektrischem
Servomotor und Regler. Die Möglichkeiten reichen bis zur
Selbstüberwachung von elektrischen ICE-Antriebsmotoren
auf verborgene, sich abzeichnende Läuferschäden. Mittels
der sogenannten Informations-Aktorik werden zukünftig
die Elektromotoren sogar die mit ihnen gekoppelten Arbeitsmaschinen
wie Lüfter usw. auf Schäden an ihren Flügeln und Lagern
beziehungsweise auf unzulässige Erwärmungen überwachen
und notfalls reagieren.
KONTAKT
Prof. Dr.-Ing. H.-J. Gutt, Institut für Elektrische Maschinen
und Antriebe, Pfaffenwaldring 47, 70568 Stuttgart email:
gutt@iema.uni-stuttgart.de