Eine
wesentliche Ursache für den ungebremsten Neuverbrauch
von Grünland ist die großzügige (und oft subventionierte)
Ausweisung von Gewerbe- und Siedlungsgebieten infolge
des zunehmenden wirtschaftlichen Drucks der Kommunen und
des wachsenden Konkurrenzkampfs um die Ansiedlung von
Arbeitsplätzen. In den Ballungsräumen ist die verfügbare
Restfläche bereits knapp („verbrauchter“ Flächenanteil
im Raum Stuttgart: etwa sechs Prozent im Jahr 1900, rund
50 Prozent heute). In ländlichen Gebieten führt die anhaltende
Expansion von Gewerbe- und Wohngebieten zur Zersiedlung
der Landschaft. Vielfach wird diese Entwicklung jedoch
nicht bewußt wahrgenommen. Das öffentliche Interesse wird
in der Regel kaum artikuliert und organisiert. Das Allgemeingut
„Fläche“ wird als preiswerte Grundausstattung ökonomischer
Belange mit Gewinn für Käufer und Verkäufer gehandelt.
So läßt sich beim Verkauf landwirtschaftlicher Fläche
als Bauland in Ballungsräumen hoher Gewinn erzielen. Und
für den Investor ist die Ansiedlung auf der grünen Wiese
risikoloser als die Umnutzung einer häufig schadstoffbelasteten
Brachfläche.
Brachflächen
wieder nutzen
Dem immensen Verbrauch von Natur- und Kulturflächen stehen
zunehmend ungenutzte industrielle, gewerbliche und auch
militärische Brachflächen gegenüber. Könnten diese Flächen
in den Nutzungs- und Wirtschaftskreislauf zurückgeführt
werden, ließe sich binnen kurzer Zeit der zusätzliche
Flächenbedarf deutlich reduzieren. Als Ziel empfehlen
Wissenschaftler, mit einem bestimmten Maß an genutztem
Flächenbestand dauerhaft auszukommen. Voraussetzung dafür
ist, daß der Rohstoff Fläche ebenso wie fossile Energieträger
als endliche Ressource erkannt wird. Auch gilt es, Lösungen
für Probleme und Hemmnisse bei der Reaktivierung von Brachflächen
zu finden (unter anderem Altlastenrisiko, Verkehrsanbindung,
Denkmalschutz). Hier sind innovative Konzepte für ein
fachübergreifendes Management gefordert.
International
einzigartiges Netzwerk in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg wird der Themenkomplex Flächenressourcen-Management
in einem international einzigartigen Netzwerk von Förderprogrammen
und -projekten sowie Arbeitsgruppen behandelt. Dabei arbeiten
Wissenschaft, Praxis und Verwaltung interdisziplinär zusammen.
Die nachhaltige Senkung des Flächenverbrauches ist zudem
Bestandteil des Umweltplans der Landesregierung sowie
aktueller umweltpolitischer Schwerpunkt des Landesamtes
für Umweltschutz. An der Universität Stuttgart, und hier
insbesondere an der Versuchseinrichtung zur Grundwasser-
und Altlastensanierung (VEGAS), laufen mehrere Forschungs-
und Entwicklungsprojekte zu diesem Thema. Ein Projekt
befaßt sich mit der Entwicklung einer EDV-Planungshilfe
für Kommunen und Planungsbüros; dazu werden Erfahrungen
mit Flächenrecycling in Baden-Württemberg ausgewertet.
In einem weiteren Projekt entwickeln die VEGAS-Wissenschaftler
Methoden der Vor-Ort-Analytik, um Zeit und Kosten für
die Beseitigung von Altlasten zu minimieren. Weitere Projekte
kommen aus den Bereichen Städtebau und Landschaftsökologie.
Enge Zusammenarbeit gibt es auf diesem Gebiet auch mit
der Universität Hohenheim.
Schlüsselfunktion
kommt Politik zu
Referenten aus den unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern
diskutierten bei dem Symposium Dringlichkeit, Hemmnisse
und Lösungsansätze des Flächenmanagements in Deutschland
ebenso wie neue wissenschaftliche Wege. Die Schlüsselfunktion
zur Minimierung des Flächenverbrauchs liegt jedoch - so
wurde deutlich - sicherlich bei der Politik.
KONTAKT
VEGAS, Institut für Wasserbau, Pfaffenwaldring 61, 70569
Stuttgart, Tel. 0711/685-4717, -4714,- 4715, - 4601, Fax
0711/685-7020, e-mail: vegas@iws.uni-stutttgart.de
http://www.iws.uni-stuttgart.de/
Flächenmanagement-Projektverbund FIGURA: http://www.iws.uni-stuttgart.de/sonstiges/FIGURA/start.html