Stuttgart
hatte sich 1998 um die Koordination des achten Netzwerkes
innerhalb von URB-AL mit dem Titel „Steuerung der urbanen
Mobilität“ beworben. Dabei wurde die Stadt von verschiedenen
Experten unterstützt, so auch vom Forschungsschwerpunkt
Verkehr der Universität Stuttgart (FOVUS) unter der Leitung
von Professor Gerhard Heimerl. Ziel des EU-Programms ist
es, die dezentrale Zusammenarbeit von europäischen und
lateinamerikanischen Städten und Regionen zu fördern.
Dabei sollen in verschiedenen Politikfeldern und Projekten
vor allem die sozioökonomischen Bedingungen und die Lebensqualität
der Bevölkerung verbessert sowie eine nachhaltige Entwicklung
der städtischen Zentren ermöglicht werden. Die weiteren
sieben Netzwerke beschäftigen sich mit anderen aktuellen
Problemen städtischer Räume (beispielsweise Drogen). Zur
Kongreßvorbereitung wurden in einem Grundlagenpapier die
Situation auf beiden Kontinenten analysiert und Handlungsfelder
erarbeitet. Daran waren hauptsächlich die FOVUS-Mitglieder
der Institute Eisenbahn- und Verkehrswesen, Straßen- und
Verkehrswesen (Lehrstuhl Straßenplanung und -bau), Städtebau
und Geographie beteiligt sowie ein Experte für öffentlichen
Verkehr in Brasilien. Ergänzende Beiträge kamen von Fachleuten
der Akademie für Technikfolgenabschätzung und der Universitäten
Tübingen und Heidelberg. Der erste Schritt für die Arbeit
des Netzwerkes bestand darin, für die Mitglieder (etwa
100 Städte) einen Erfahrungsaustausch zu initiieren. Im
Laufe des Programms wird es zwei weitere Treffen in Stuttgart
geben.
Mobilitätsentwicklung
ähnlich, doch zeitversetzt
Bei der Vorstellung des Grundlagendokumentes wurde deutlich,
daß die aktuellen Entwicklungen vor allem der motorisierten
Mobilität auf beiden Kontinenten ähnlich, wenn auch zeitverschoben
verlaufen. Während in Europa zum Großteil bereits hohe
Standards etabliert sind, bestehen in Lateinamerika die
Probleme darin, den öffentlichen und privaten Verkehr
zu organisieren und Standards erst zu entwickeln. Ein
besonderes Problem ist in vielen lateinamerikanischen
Metropolen der sogenannte informelle Verkehr (das größtenteils
illegale Angebot an Busverbindungen) und die informelle
Siedlungsentwicklung (das Entstehen von Spontansiedlungen).
Folgende Probleme und Herausforderungen wurden festgestellt:
Bewältigung des wachsenden motorisierten Individualverkehrs,
Finanzierung insbesondere des öffentlichen Verkehrs, Neuorganisation
von Verkehrssystemen, Bewältigung städtebaulicher Phänomene
wie etwa Suburbanisierung oder kommerzielle Großanlagen,
gesellschaftliche Veränderungstendenzen (Mobilitätsgewohnheiten,
demographische Veränderungen) sowie die Untersuchung der
Auswirkungen des motorisierten Verkehrs auf die Lebensqualität.
In einzelnen Workshops ging es dann um die Themen „Städtebau
und Raumplanung“, „Verkehr und Technik“ sowie um „sozioökonomische
und kommunalpolitische Aspekte“. Ziel der Workshops war
es, zu den unterschiedlichen übergeordneten Themen konkrete
Erfahrungen auszutauschen. In den Arbeitsgruppen wurden
Aufgabenstellungen für zukünftige Projekte formuliert
und dem Plenum vorgestellt. Abschließend entwickelten
die Experten Ausblicke für die weitere Zusammenarbeit.
Ein von der Stadt Stuttgart organisiertes fachliches Rahmenprogramm,
darunter Exkursionen zu Verkehrsdienstleistern und Kraftfahrzeugentwicklern,
gab den Teilnehmern auch Einblick in die verschiedenen
Facetten der Mobilitätsrealität in Stuttgart.
Gute
Basis für weitere Zusammenarbeit
Die Ergebnisse des Kongresses können sich sehen lassen.
Die Auftaktkonferenz trug dazu bei, eine gute Basis für
die weitere Zusammenarbeit zu schaffen. Positiv vermerkt
wurde bei Teilnehmern und Veranstaltern auch die sehr
offene und kreative Stimmung. Eine inzwischen vorliegende
Projektideenliste (siehe Abbildung) wird Basis für konkrete
Kooperationen sein; auch Partner für die Unternetzwerke
haben sich bereits gefunden. Während der nächsten Monate
sind bei der EU die Projektvorschläge einzureichen - derzeitiger
Arbeitsschwerpunkt der einzelnen Unternetzwerke. Um diese
- durch die große räumliche Distanz nicht einfache - Arbeit
zu erleichtern, hat die Koordinierungsstelle in Stuttgart
eine Internetplattform für das Netzwerk geschaffen und
steht darüber hinaus den Mitgliedern bei Fragen zur Verfügung.
Jutta
Deffner/uk
KONTAKT
Koordinierungsbüro URB-AL in Stuttgart: Wolfgang Forderer,
Nadlerstr. 4, 70173 Stuttgart, Tel. 0711/216-8799/-98,
e-mail: urb-al@stuttgart.de;
www.stuttgart.de/europa/urb-al
Forschungsschwerpunkt
Verkehr Universität Stuttgart (FOVUS), Dr.-Ing. Harry
Dobeschinsky, Pfaffenwaldring 7, 70569 Stuttgart, Tel.
0711/685-6370, e-mail: fovus@fovus.uni-stuttgart.de;
www.uni-stuttgart.de/fovus