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Stuttgarter unikurier Nr. 87 April 2001
Stuttgarter Wissenschaftler unterstützen EU-Projekt:
Urbane Mobilität in Lateinamerika und Europa
 

Unter dem Titel „Steuerung der urbanen Mobilität“ fand am 19. und 20. Oktober 2000 im Stuttgarter Haus der Wirtschaft der Auftaktkongreß zum EU-Projekt URB-AL (Urbes América Latina) statt. Über 100 Fachleute aus 16 verschiedenen Nationen Europas und Lateinamerikas tauschten Erfahrungen aus und diskutierten Probleme und Lösungsmöglichkeiten.

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Stuttgart hatte sich 1998 um die Koordination des achten Netzwerkes innerhalb von URB-AL mit dem Titel „Steuerung der urbanen Mobilität“ beworben. Dabei wurde die Stadt von verschiedenen Experten unterstützt, so auch vom Forschungsschwerpunkt Verkehr der Universität Stuttgart (FOVUS) unter der Leitung von Professor Gerhard Heimerl. Ziel des EU-Programms ist es, die dezentrale Zusammenarbeit von europäischen und lateinamerikanischen Städten und Regionen zu fördern. Dabei sollen in verschiedenen Politikfeldern und Projekten vor allem die sozioökonomischen Bedingungen und die Lebensqualität der Bevölkerung verbessert sowie eine nachhaltige Entwicklung der städtischen Zentren ermöglicht werden. Die weiteren sieben Netzwerke beschäftigen sich mit anderen aktuellen Problemen städtischer Räume (beispielsweise Drogen). Zur Kongreßvorbereitung wurden in einem Grundlagenpapier die Situation auf beiden Kontinenten analysiert und Handlungsfelder erarbeitet. Daran waren hauptsächlich die FOVUS-Mitglieder der Institute Eisenbahn- und Verkehrswesen, Straßen- und Verkehrswesen (Lehrstuhl Straßenplanung und -bau), Städtebau und Geographie beteiligt sowie ein Experte für öffentlichen Verkehr in Brasilien. Ergänzende Beiträge kamen von Fachleuten der Akademie für Technikfolgenabschätzung und der Universitäten Tübingen und Heidelberg. Der erste Schritt für die Arbeit des Netzwerkes bestand darin, für die Mitglieder (etwa 100 Städte) einen Erfahrungsaustausch zu initiieren. Im Laufe des Programms wird es zwei weitere Treffen in Stuttgart geben.

Projektideen

  1. Sicheres und energiesparendes Busfahren
  2. Innovativer und emissionsfreier Fahrzeugbetrieb weltweit
  3. Integration der Verkehrsplanung in die Stadtentwicklungsplanung
  4. Sicherheit und Erziehung in bezug auf Straßen mit hohem Unfallrisiko
  5. Finanzpolitik und Kosten des Verkehrs
  6. Förderung des ÖPNV in den Metropolen
  7. Konstruktion von nachhaltig wirksamen Alternativen in der städtischen Mobilität unter Beteiligung der Bürger
  8. Berücksichtigung der Radverkehrsplanung in der Stadtplanung
  9. Verkehrsmanagement in lateinamerikanischen Ballungszentren, Teilprojekt "Strategische Aktionsplanung im Verkehrssektor"
  10. Überwindung von physischen Barrieren in den Städten
  11. Verbesserung der Mobilitätsstruktur durch Bürgerinformation
  12. Ermittlung der Schadstoffemission im Personennahverkehr
  13. Kosten des Verkehrs

Mobilitätsentwicklung ähnlich, doch zeitversetzt
Bei der Vorstellung des Grundlagendokumentes wurde deutlich, daß die aktuellen Entwicklungen vor allem der motorisierten Mobilität auf beiden Kontinenten ähnlich, wenn auch zeitverschoben verlaufen. Während in Europa zum Großteil bereits hohe Standards etabliert sind, bestehen in Lateinamerika die Probleme darin, den öffentlichen und privaten Verkehr zu organisieren und Standards erst zu entwickeln. Ein besonderes Problem ist in vielen lateinamerikanischen Metropolen der sogenannte informelle Verkehr (das größtenteils illegale Angebot an Busverbindungen) und die informelle Siedlungsentwicklung (das Entstehen von Spontansiedlungen). Folgende Probleme und Herausforderungen wurden festgestellt: Bewältigung des wachsenden motorisierten Individualverkehrs, Finanzierung insbesondere des öffentlichen Verkehrs, Neuorganisation von Verkehrssystemen, Bewältigung städtebaulicher Phänomene wie etwa Suburbanisierung oder kommerzielle Großanlagen, gesellschaftliche Veränderungstendenzen (Mobilitätsgewohnheiten, demographische Veränderungen) sowie die Untersuchung der Auswirkungen des motorisierten Verkehrs auf die Lebensqualität. In einzelnen Workshops ging es dann um die Themen „Städtebau und Raumplanung“, „Verkehr und Technik“ sowie um „sozioökonomische und kommunalpolitische Aspekte“. Ziel der Workshops war es, zu den unterschiedlichen übergeordneten Themen konkrete Erfahrungen auszutauschen. In den Arbeitsgruppen wurden Aufgabenstellungen für zukünftige Projekte formuliert und dem Plenum vorgestellt. Abschließend entwickelten die Experten Ausblicke für die weitere Zusammenarbeit. Ein von der Stadt Stuttgart organisiertes fachliches Rahmenprogramm, darunter Exkursionen zu Verkehrsdienstleistern und Kraftfahrzeugentwicklern, gab den Teilnehmern auch Einblick in die verschiedenen Facetten der Mobilitätsrealität in Stuttgart.

Gute Basis für weitere Zusammenarbeit
Die Ergebnisse des Kongresses können sich sehen lassen. Die Auftaktkonferenz trug dazu bei, eine gute Basis für die weitere Zusammenarbeit zu schaffen. Positiv vermerkt wurde bei Teilnehmern und Veranstaltern auch die sehr offene und kreative Stimmung. Eine inzwischen vorliegende Projektideenliste (siehe Abbildung) wird Basis für konkrete Kooperationen sein; auch Partner für die Unternetzwerke haben sich bereits gefunden. Während der nächsten Monate sind bei der EU die Projektvorschläge einzureichen - derzeitiger Arbeitsschwerpunkt der einzelnen Unternetzwerke. Um diese - durch die große räumliche Distanz nicht einfache - Arbeit zu erleichtern, hat die Koordinierungsstelle in Stuttgart eine Internetplattform für das Netzwerk geschaffen und steht darüber hinaus den Mitgliedern bei Fragen zur Verfügung.

Jutta Deffner/uk

KONTAKT
Koordinierungsbüro URB-AL in Stuttgart: Wolfgang Forderer, Nadlerstr. 4, 70173 Stuttgart, Tel. 0711/216-8799/-98, e-mail: urb-al@stuttgart.de; www.stuttgart.de/europa/urb-al

Forschungsschwerpunkt Verkehr Universität Stuttgart (FOVUS), Dr.-Ing. Harry Dobeschinsky, Pfaffenwaldring 7, 70569 Stuttgart, Tel. 0711/685-6370, e-mail: fovus@fovus.uni-stuttgart.de; www.uni-stuttgart.de/fovus

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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