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Stuttgarter unikurier Nr. 88 Dezember 2001
Drei neue Kooperationsverträge:
Schulterschluß zwischen Hohenheim und Stuttgart 
 

„Gemeinsam sind wir stark - unter diesem Motto wollen wir unsere Kräfte bündeln“, meinte Uni-Rektor Prof. Dieter Fritsch, als er gemeinsam mit dem Hohenheimer Präsidenten Prof. Klaus Macharzina am 21. März gleich drei Verträge über die Zusammenarbeit beider Universitäten in den Bereichen Biologie, Kommunikationswissenschaft und Wirtschaftswissenschaften unterzeichnete. Als „Schritt, der die Verbindung zwischen unseren beiden Institutionen stärken wird“, sieht Prof. Macharzina 
die neuen Verträge. Doch einfach war der Weg - auf dem es auch einige Kontroversen zu bereinigen galt - bis dahin nicht. Beide Uni-Chefs äußerten sich zuversichtlich, daß man auch für die Chemie eine einvernehmliche Lösung finden werde. Bestandteil der neuen Vereinbarungen ist auch der zum Wintersemester 01/02 gestartete Bachelorstudiengang Wirtschaftsinformatik (siehe dazu die Rubrik
Studium & Lehre).

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Prof. Fritsch erinnerte an die Hochschulstrukturkommission, in deren Abschlußbericht 1998 sich „zunächst beide Universitäten mit tiefgreifenden Einschnitten konfrontiert“ sahen. Stark umstritten war vor allem die Konzeption für die Biologie, und für Hohenheim war die Aufgabe der Lehramtsstudiengänge Chemie und Physik „mit erheblichen Schmerzen“ verbunden (Macharzina). „Synergieeffekte und eine effiziente Ressourcennutzung“ versprach sich der ehemalige Wissenschaftsminister Klaus von Trotha durch die intensivierte Zusammenarbeit. Die Unterzeichnung sah er auch als „eine Art Schlußstrich“ unter die Arbeit der Hochschulstrukturkommission, die eine engere Verzahnung und intensivierte Kooperation gefordert hatte. Die Kommission, deren Empfehlungen inzwischen „landesweit zu 98 Prozent umgesetzt“ seien, habe sich allerdings „dezidiert gegen eine Fusion von Hohenheim und Stuttgart ausgesprochen“.

Hürden beseitigt: Die Uni-Chefs Fritsch und Macharzina
bei der Vertragsunterzeichnung, wohlwollend beobachtet
vom ehemaligen Wissenchaftsminister Klaus von Trotha (links).
(Foto: Eppler)

Zusammenarbeit reicht weit zurück
Die Zusammenarbeit zwischen beiden Hochschulen reicht viel weiter zurück. Bereits 1912 war ein gemeinsamer Lehrstuhl für „Landwirtschaftliches Maschinenwesen“ eingerichtet worden. Vor über 25 Jahren fanden sich Fachvertreter beider Unis in einer „Kommunikationswissenschaftlichen Lehr- und Forschungseinheit“ zusammen, aus der dann vor 20 Jahren der später auch vertraglich besiegelte Aufbaustudiengang Journalistik hervorging. Aus eigenem Antrieb haben beide Universitäten ihre Ressourcen auf den unterschiedlichsten Gebieten in Lehre, Forschung und Weiterbildung immer wieder aufs Neue gebündelt, ohne dabei das eigene Profil zu verwischen. Bereits 1995 wurde eine Kooperationsvereinbarung über die Einrichtung des Diplomstudiengangs Kommunikationswissenschaft unterzeichnet. Weiterhin Gültigkeit hat eine 1998 abgeschlossene Rahmenvereinbarung zur Zusammenarbeit in Lehre und Forschung und zur gegenseitigen Nutzung von Einrichtungen, in die auch die Universität Tübingen einbezogen ist. „Konkurrenz und Kooperation sind kein Widerspruch. Die gelebte Zusammenarbeit zwischen beiden Universitäten in der Landeshauptstadt ist hierfür der überzeugende Beweis“, betonten Prof. Macharzina und Prof. Fritsch übereinstimmend.

Breites Angebot in der Biologie
In der Biologie vereinbaren die entsprechenden Fakultäten beider Universitäten die Zusammenarbeit in der Lehre in den Diplomstudiengängen Biologie (Hohenheim) und Technische Biologie (Stuttgart) wie etwa den wechselseitigen Zugang zu Veranstaltungen des Hauptstudiums und die Anerkennung von Studienleistungen sowie in der Forschung die gegenseitige Nutzung von Ressourcen. Den Studierenden beider Fakultäten steht damit ein breites Anbot zur Verfügung, das hoffentlich entsprechende Akzeptanz findet. Ein gemeinsamer Ausschuß soll für die Koordination und Entwicklung der Kooperation sorgen. Dies schließt die Abstimmung bei der Struktur- und Entwicklungsplanung der Fakultäten, bei Berufungen oder Neukonzeptionen von Professuren und bei der Weiterentwicklung der Studiengänge ein. Traditionell bereits gemeinsam angebotene Lehrveranstaltungen für Fortgeschrittene und Postgraduierte sollen ausgebaut werden. Die Zusammenarbeit in der Forschung soll intensiviert werden mit dem Ziel, den Biologie-Standort Stuttgart zu stärken. Bereits Tradition hat das jährlich stattfindende gemeinsame „Stuttgarter Pflanzenvirologen-Treffen“. Seit Januar letzten Jahres arbeiten Hohenheimer und Stuttgarter Wissenschaftler bereits im Sonderforschungsbereich „Topologie und Dynamik von Signalprozessen“ zusammen. Solche gemeinsamen Projekte und Forschergruppen sollen gefördert werden.

Kommunikationswissenschaft 
In der Kommunikationswissenschaft geht es - in Fortschreibung der Vereinbarung aus dem Jahr 1995 - um den gemeinsamen Diplomstudiengang Kommunikationswissenschaft in Trägerschaft der Uni Hohenheim. Zugelassen werden die Studierenden von der Uni Hohenheim, können sich jedoch an beiden Universitäten immatrikulieren. Die neue Vereinbarung regelt die Beiträge beider Unis in den verschiedenen Disziplinen. So sind beispielsweise die Hohenheimer für die Lehrangebote im Fach Kommunikationswissenschaft, Rechtswissenschaft und Statistik sowie im Grundstudium für Wirtschaft verantwortlich, während die Stuttgarter die Lehrveranstaltungen für Politikwissenschaft und Betriebswirtschaftslehre im Hauptstudium beisteuern. Informations- und Kommunikationstechnologien tragen im Grundstudium beide Universitäten und im Hauptstudium die Uni Stuttgart. Zur Durchführung von Forschungsprojekten, zur Erprobung neuer Lehrmethoden und zur Weiterentwicklung der Lehrinhalte wollen beide Universitäten ein interuniversitäres, interdisziplinäres kommunikationswissenschaftliches Zentrum einrichten. Spätestens Ende des Jahres 2005 soll der Studiengang evaluiert werden. Anschließend wollen beide Universitäten in Verhandlungen eintreten mit dem Ziel, binnen eines Jahres eine gemeinsame Trägerschaft zu begründen.

Wirtschaftswissenschaften 
Die Vereinbarung in den Wirtschaftswissenschaften umfaßt die Zusammenarbeit in den Studiengängen Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftspädagogik und Haushaltsökonomie an der Universität Hohenheim und Technisch orientierte Betriebswirtschaftslehre in Stuttgart. Studierende und Doktoranden können hier - wenn es die Kapazität erlaubt und die fachlichen Voraussetzungen vorliegen - an Lehrveranstaltungen beider Fakultäten teilnehmen. Die Kooperationsvereinbarung regelt im Detail die Lehrbeiträge beider Unis im Grund- und Hauptstudium. Studien- und Prüfungsleistungen werden - nach einem Leistungspunkteystem - gegenseitig anerkannt. Beide Unis werden sich bei der Struktur- und Entwicklungsplanung sowie der Besetzung von Professuren abstimmen. Eine gemeinsame Kommission, deren Vorsitz in zweijährigem Turnus zwischen Hohenheim und Stuttgart wechselt, soll die Fortschritte in der Zusammenarbeit begleiten. Bereits zum Wintersemester startete der gemeinsame Bachelorstudiengang „Wirtschaftsinformatik“, der innerhalb von drei Jahren zum berufsqualifizierenden Abschluß „Bachelor of Science in Information Systems“ führt. /zi

 


last change: 12.12.01 / gh
Pressestelle der Universität Stuttgart

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