Stuttgarter unikurier
Nr. 88 Dezember 2001 |
Abschiedsveranstaltung für Prof. Hartmut Seeger:
Ein Kardinal des Maschinenbaus |
Der Ordinarius und Leiter des Forschungs- und Lehrgebiets Technisches Design, Prof. Dipl.-Ing. Hartmut Seeger, schied mit Ablauf des Sommersemesters 2001 offiziell aus den Diensten der Universität Stuttgart aus. Er glaube allerdings nicht, daß es sich hier um einen wirklichen Abschied handele, vermutete denn auch Rektor Dieter Fritsch bei der feierlichen Verabschiedung am 23. Juni. Prof. Seeger hat als Ingenieur und Designer Ulmer Prägung seit 1966 das Lehrgebiet Technisches Design aufgebaut und seit 1980 verantwortlich in Lehre und Forschung geleitet. |
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Seegers Lehrveranstaltungen für angehende Produktentwickler und Konstrukteure wurden in 65 Seme-stern abgehalten und konnten sich auf eine Vielzahl an Forschungs- und Industriearbeiten zu Designthemen im Maschinenbau von Mikropumpen bis zu mehreren Schiffsprojekten für den Bodensee stützen. „Dieser übervolle Hörsaal ist das sicherste Zeichen Ihrer Wertschätzung an der Universität“, stellte der Rektor heraus.
In der Tat war der Hörsaal bis auf den letzten Platz besetzt, und dennoch schien es, als kenne Prof. Seeger alle Anwesenden persönlich. Besonders beeindruckt zeigte sich der scheidende Hochschullehrer, als er unter den Gästen seinen Konfirmator aus Friedrichshafen erblickte, wo er Anfang der 50er Jahre das Gymnasium besucht hatte.
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Prof. Hartmut Seeger erhielt bei seiner Verabschiedung
die Insignien eines Kardinals des Maschinenwesens.
(Foto: Eppler) |
In seiner Begrüßung hatte Prof. Dr.-Ing. Hansgeorg Binz, in Erinnerung an Prof. Seegers Vortrag über die Ergonomie der Brezel bei der
Sonntagsmatinee, vor allem den Rhetoriker Seeger herausgestellt. Da er auch über zahlreiche Wirtschaftskontakte verfüge, vemutete Binz, daß sich hinter dem angekündigten Vortragstitel „Nur keine Alchemie“ eine neue Vermarktungsstrategie für Industriegüter verberge.
Den Dank der Universität und des Rektorats überbrachte Rektor Prof. Dr.-Ing. Dieter Fritsch. Der Rektor erinnerte vor allem an das Engagement von Prof. Seeger im großen Senat und in zahlreichen Kommissionen der akademischen Selbstverwaltung. Zuletzt hatte der Ordinarius für Technisches Design die Ehrentafeln im Rektoramt und die neuen Doktorurkunden gestaltet. Und als Beleg konnte er einem frisch gebackenen Promovenden die neue Urkunde überreichen.
Nicht nur eine neue Urkunde, sondern ein neuer Ehrentitel wurde Prof. Seeger anschließend vom Dekan der Fakultät Konstruktions- und Fertigungstechnik, Prof. Dr.-Ing. Rainer Gadow, verliehen. „Bitte treten Sie vor. Hiermit ernenne ich Sie zum Kardinal des Maschinenwesens.“ Mit markig amtlich anmutenden Worten übergab der Dekan den schweren Kardinalsstab samt Urkunde. Und in direkter Erwiderung verpflichtete sich der so Geehrte, auch in Zukunft „den Ingenieurwissenschaften treu zu
dienen“.
„Nur keine Alchemie“ war der Titel von Prof. Seegers Abschiedsvortrag und keine Alchemie, so erläuterte der Redner eingangs, lautete die Losung an der berühmten Hochschule für Gestaltung in Ulm. Gemeint war die Aufforderung zur klaren Rede, zur verständlichen Darstellung und zur Verwendung praktischer Bezüge. Diese Losung beachtete er selber anschließend peinlichst, als er die Entwicklungsphasen des Technischen Designs in sechs Abschnitten vor dem gespannt lauschenden Publikum ausbreitete. Während am 23. Juni draußen die Universität um neue Studierende am Tag der offenen Tür warb, verabschiedete sie innen einen, der einen großen Hörsaal füllen konnte.
/eng
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