Stuttgarter unikurier
Nr. 88 Dezember 2001 |
80 Jahre Studentenwerk Stuttgart:
Von der studentischen Selbsthilfe zum Dienstleister |
„Wie schön, daß du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermißt ...“, eine ganze Schar Kindergartenkinder schwenkte gelbe Luftballons und gratulierte dem „Geburtstagskind Studentenwerk“ mit einem Ständchen. Am 12. Juli wurde im Festsaal der Mensa in Stuttgart zusammen mit vielen Festgästen gefeiert.
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Mit 257 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erbringt das Studentenwerk Stuttgart heute Dienstleistungen für etwa 28.500 Studierende von zehn Hochschulen in Stuttgart und Ludwigsburg. Jährlich bedeutet dies: Verkauf und Produktion von rund 1,5 Millionen Essen in vier Mensen, Bearbeitung von knapp 4.600 Bafög-Anträgen, Vermietung von gut 4.500 Wohnheimplätzen, Betreuung von 113 Kindern zwischen drei bis sechs Jahren und psychologische Beratung der Studierenden in Krisensituationen und bei Studienproblemen.
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Nachholbedarf sieht Hans-Dieter Rinkens, der Präsident des Deutschen
Studentenwerks (Mitte) bei der Arbeit für die ausländischen
Studierenden, hier im Gespräch mit Uni-Rektor Dieter Fritsch (links)
und Studentenwerksgeschäftsführer Christoph Hartmeier.
(Foto: Eppler) |
Zwischen Sozialauftrag und Wirtschaftlichkeit
„Ein großer Teil unserer Arbeit macht sehr viel Freude und ist unserem Nachwuchs gewidmet“, sagte der Geschäftsführer des Studentenwerks, Christoph Hartmeier, der sowohl seine als auch die Arbeit seiner Mitarbeiter im „Spannungsfeld zwischen dem umfassenden Sozialauftrag und der wirtschaftlichsten Verwertung der Mittel“ sieht. Uni-Rektor Prof. Dieter Fritsch, Verwaltungsratsvorsitzender des Studentenwerks, ging in seinem Grußwort auf dessen „erfolgreiche, wenn auch schwierige Geschichte“ ein.
Die Stuttgarter Studentenhilfe e.V. wurde 1921 gegründet und schon 1932/33 konnte an der Ecke Schellingstraße/Seestraße ein Hochschul- und Studentenhaus errichtet werden. Neben dem leiblichen Wohl versorgte die Studentenhilfe damals die Studierenden auch mit Büchern und Zeitschriften, hatte eine Abteilung für die Kranken- und Tuberkulosefürsorge und vermittelte Studien- und Straßenbahnbeihilfen sowie Werkstudentenstellen. 1938 wurden die bis dahin privatrechtlich geführten Studentenwerke im Reichsstudentenwerk verstaatlicht. Während des Krieges wurde das Gebäude der ehemaligen Stuttgarter Studentenhilfe e.V. vollkommen zerstört. Am 12. Juli 1947 wurde die Studentenhilfe e.V. gegründet, 15 Monate später konnte die Mensa in Betrieb genommen werden, im Januar 1950 erhielt der Verein den Namen Stuttgarter Studentenwerk e.V. und 1953 wurde das Max-Kade Wohnheim mit seinen 137 Wohnheimplätzen errichtet. Ermöglicht wurde dies durch eine Spende in Höhe von 1,45 Millionen DM der Max-Kade Stiftung, New York. An den Baukosten beteiligten sich auch das Land Baden-Württemberg, viele Freunde des Studentenwerks aus Industrie, Handel und Gewerbe sowie die Stadt Stuttgart.
Studentenhotel
geplant
Das Studentenwerksgesetz von 1975 überführte die Studentenwerksvereine in Anstalten des öffentlichen Rechts. In vielen Universitätsstädten wurden die Vereine daraufhin aufgelöst, jedoch nicht in Stuttgart. Hier wuchs mit dem Ausbau der Universität Stuttgart und der weiteren Hochschulen der Aufgabenumfang des Studentenwerks, und momentan ist für alle, die nur kurze Zeit an der Uni tätig sind, ein Studentenhotel in Planung, für das der Rektor auf die Unterstützung der Max-Kade-Foundation hofft. „Die Arbeit der Studentenwerke geht heute weit über deren originäre Arbeit hinaus“, betonte Hans-Dieter Rinkens, der Präsident des Deutschen Studentenwerks. Den Studierenden eine Heimat auf Zeit zu bieten und ihnen bei der Bewältigung ihres Studiums zu helfen, sei eine wichtige Arbeit, besonders im Hinblick auf die Profilierung der Universitäten und deren Werbung um Studenten, egal ob national oder international. Großen Nachholbedarf gebe es allerdings im Hinblick auf die ausländischen Studierenden.
Julia Alber
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