„Man fühlt sich leicht wie eine Feder!“, sagt auch Prof. Dr.-Ing. Bernd Kröplin, Dekan der Fakultät Luft- und Raumfahrttechnik. Er hat sich mit seinen Mitarbeitern den luftigen Spaß für das diesjährige Aerofest am 13. Juli ausgedacht. Ballooning haben sie den Flugspaß getauft. Der im Durchmesser 7,5 Meter große Ballon mit Haltegurten (und je nach Gewicht des Fliegenden mit einer Anzahl von Sandsäcken versehen) ist ein Prototyp. Im Innern versteckt sich ein kleinerer Ballonett-Ballon, der dem Druckausgleich dient, wenn sich das Helium durch Kälte zusammenzieht. Bis zu 140 kg kann der wagemutige Ballon-Hüpfer wiegen. Darüber hinaus wird es dann auch für den leichten Helium-Ballon zu schwer.
Gute Aussichten für die Absolventen
Die Premiere des Ballooning fand zu Ehren der rund 100 neuen Absolventen der Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik statt. „Wir sind eine kleine, aber nicht unbedeutende Fakultät“, sagte Bernd Kröplin in seiner Festrede für die Diplomanden im Hörsaal. „Immerhin sind wir die erste Fakultät, die einen Teilzeitstudiengang für Studenten ermöglicht, die neben dem Studium noch für den Lebensunterhalt sorgen. Und zwei Bundesverdienstkreuzträger haben auch einmal klein bei uns im Institut angefangen“, berichtet er. Auch Prof. Dr.-Ing. Günter Kappler sparte in seinem Festvortrag „Ingenieure - das weiße Gold Deutschlands“ nicht an positiven Zukunftsprognosen für die Absolventen. „Was hält letztendlich die Flugzeuge im Himmel?“, fragt er rhetorisch. Das Publikum überlegt. Auftrieb? Leistung? „Es sind die Ingenieure!“, lautet die Antwort. Die Festreden, die Übergabe der Diplomurkunden und die Vorstellung der Doktoranden machten hungrig. Grillwürstchenduft schwebte durch die Luft, und zum Nachtisch lockten leckere Kuchen. Bezahlt wurde übrigens in Aero. Die „spacige“ Währung wurde eigens für das Fest ins Leben gerufen. Ein luftiger Aero entsprach einer erdgebundenen Deutschmark. Aber irgendwie ähnelte das Design des Aero doch ein wenig dem Euro. „Nun“, lacht Rudi Kröner, „wir haben uns da ein wenig inspirieren lassen.“
Einblick in die Forschung
Im Foyer präsentierte das Institut Forschungsarbeiten und seine technischen Möglichkeiten an ausgewählten Exponaten. Die fliegenden Fische, leichte mit Helium gefüllte Fischkörper, begrüßen die Gäste mit einem gekonnten Looping. Mit ihrer glitzernden Schuppenhaut aus extrem leichter Folie schweben sie lautlos durch die Halle und drehen ihre Pirouetten. Zum Beispiel um den sechs Meter hohen, aus leichten Alustäben zusammengesetzten Tensegrity -Turm. „Tensegrity... was?“, staunte die Redakteurin vom Radio. Denn das instabil wirkende Geflecht aus den überaus leichten, silberfarbenen Stäben wird durch ein die leichten Röhren umspielendes Fadennetz gehalten. Zug- und Druckkräfte spielen gegen- und miteinander und halten den Turm in sich stabil. „Wie im Drachenbau, wo die vernetzten Holzstäbe und die geknoteten Schnüre die Drachenhaut halten“, erklärte ihr Prof. Kröplin.
Abheben und durchstarten ...
Die Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik ist übrigens die einzige in Deutschland, die Luftfahrer in einem eigenen Studiengang ausbildet. Da können die Absolventen beruhigt abheben und durchstarten in die Berufswelt. „Nutzen Sie die Freiheit. Wir leben in einer Welt, die alle Chancen bietet“, hallt es aus der Festrede nach in meinen Ohren. „Ja“, denke ich, und schaue den fröhlichen Balloon-Hüpfern zu. Wenn da nur diese Halteseile nicht wären.`
Regine C. Henschel
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