Es ist die Zeit des Umbruchs. Akademische Rahmenbedingungen ändern sich und „auch das Kollegium hat einen großen Wandel erfahren, da viele junge Kollegen gekommen sind“, sagte Dekan Prof. Dr. Ulrich Weiß in seiner Begrüßungsrede. Die Fakultät für Physik ist bestrebt, ihr Profil zu schärfen und die Kontakte zwischen derzeitigen und ehemaligen Mitgliedern zu fördern. Einmal im Jahr, am Tag der Physik, treffen sich Mitglieder und Freunde der Fakultät an der Universität Stuttgart.
Artur-Fischer-Preis verliehen
In festlichem Rahmen werden an diesem Tag die Absolventen verabschiedet. Der „Senior der Patente“, Prof. Dr. Artur Fischer, war selbst gekommen, um den besten unter ihnen den Artur-Fischer-Preis zu überreichen. Er gratulierte den Preisträgern Alexander Zanker und Christian Hermann und wünschte ihnen unter anderem Disziplin, kritisches Denken und Spaß an der Arbeit als ständigen Begleiter. „Wir sollten uns nicht damit abfinden, daß der Mangel an Vorbildern immer größer wird“, mahnte Fischer.
Zwei Preise vergibt die Fischer-Stiftung an die Absolventen der Fakultät Physik. Der sogenannte „Fischer-Faktor“ der Preisträger errechnet sich aus der Studiennote, die mit der Studiendauer multipliziert wird. Alexander Zanker, mit Fischer-Faktor 10,38, und Christian Hermann mit Faktor 10,45 gaben einen kurzen Einblick in ihre Arbeit.
Physiker im Investmentbanking - auch ein Berufsweg
Christian Hermann, der weiter an seiner Promotion arbeiten wird, stellte photonische Kristalle vor, mit deren Hilfe man unter anderem einen Käfig für das Licht bauen kann, ideale Spiegel auf Nanometerbasis erstellen oder das Licht um Ekken leiten kann, besser als dies mit Glasfasern machbar ist. Alexander Zankers Diplomarbeit ist in einer völlig anderen Richtung angesiedelt. Er verglich das Verhalten der Aktienkurse an der Börse mit der Theorie der Turbulenzen. Heute ist er im Investmentbanking bei der Commerzbank in Frankfurt tätig und entwickelt Modelle zur Aktien- und Sektorauswahl für institutionelle Anleger aus ganz Europa - auch ein Weg, den Physiker gehen können.
Spin-Echo und Supernovae
Für die Festvorträge, mit denen insbesondere auch jungen Menschen die faszinierende Welt der Physik näher gebracht werden soll, konnten zwei beeindruckende Redner gewonnen werden. Prof. Dr. Erwin Hahn erzählte von der Zeit, als er das Spin-Echo in der magnetischen Resonanz und den freien Induktionszerfall entdeckte - Phänomene, die für viele Gebiete der Naturwissenschaften von großer Bedeutung sind. Für seine „bahnbrechenden Entdeckungen auf dem Gebiet der magnetischen Resonanz und der kohärenten Laserphysik“ war ihm am 13. Juli die Ehrendoktorwürde der Universität Stuttgart verliehen worden.
In die Welt der Sterne, „der Dinge, die man schon seit Tausenden von Jahren kennt, aber nicht verstanden hat“, entführte Prof. Dr. Joachim Trümper vom Max-Planck-Institut in Garching die Zuhörer. Sein reichlich bebilderter Vortrag „Supernovae und Neutronensterne: Röntgenstrahlen berichten von sterbenden Sternen“ zeigte Nebel, Zwerggalaxien, weiße Zwerge, schwarze Löcher und Doppelsterne.
Wanderpokale für die Dozenten
Am Tag der Physik gingen aber auch die Dozenten nicht leer aus. Dicken Nebelschwaden entstiegen Vertreter der Fachschaft mit silbernen Wanderpokalen, die sie an die Dozenten überreichten, „die mit ihrer Vorlesung das Physikstudium zu einem schönen Studium machen“. In diesem Jahr wurden die Professoren Manfred Fähnle, Erhard Wielandt, Jörg Wrachtrup, Gerd Blind und Ulrich Weiß geehrt. All denjenigen, „deren Vorlesung noch vom Kultstatus entfernt ist“, soll der Wanderpokal Ansporn sein.
Julia Alber