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Stuttgarter unikurier Nr. 88 Dezember 2001
Das Netzwerk Universität und Gymnasium - eine Übersicht:
Die Maschen werden enger geknüpft
 

Schülerinnen und Schüler sind die Studierenden von morgen - sie sind die wichtigsten „Kunden” der Universität. Um den zukünftigen Studierenden zu helfen, das richtige Studienfach zu finden, arbeiten die Gymnasien und die Universität Stuttgart bereits seit langem auf verschiedene Weise zusammen. In den letzten zehn Jahren haben sich allerdings die Bedingungen bei der Studienwahl für die SchülerInnen als auch die Situation der Universität bezüglich der Studierendenzahlen verändert. Die SchülerInnen stehen vor immer schwierigeren Entscheidungen hinsichtlich des „richtigen Studienfaches”. Durch veränderte Bedingungen am Arbeitsmarkt - man denke an neue Arbeitsformen, Berufs- und Tätigkeitsfelder, Mobilitätsfaktoren und immer neue Schlüsselkompetenzen - sowie die Einführung neuer Studiengänge und neuer Studienabschlüsse sind die Möglichkeiten, aber auch die Anforderungen für die SchülerInnen beinahe unüberschaubar geworden. Unter diesen Voraussetzungen sind sowohl auf gymnasialer als auch auf universitärer Ebene neue Strukturen und eine stärkere Vernetzung entwickelt worden, um die Studienentscheidung möglichst früh zu fördern und den beruflichen Weg zu unterstützen.

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Das Bogy-Konzept
An den baden-württembergischen Gymnasien wurden zwischen 1998 und 2000 die aus dem Jahr 1994 stammenden Richtlinien für BOGY (Berufs- und Studienorientierung am Gymnasium) weiterentwickelt. Das neue Konzept sieht eine stärkere Verankerung von ausbildungsrelevanten Inhalten und eine stärkere Verzahnung zu den Trägern des tertiären Bildungssektors vor. Neben der bereits gut etablierten Erkundung in Betrieben beziehungsweise Berufsfeldern sollen nun auch Themen zur Studien- und Berufsorientierung als Module im Unterricht verankert sowie die Angebote der Arbeitsämter und der Studienberatung an den Hochschulen stärker genutzt werden. Alle Maßnahmen wurden in einen Gesamt-Ablaufplan integriert und sind seitdem fester Bestandteil von BOGY im Schulalltag.
http://www.bogy.de

Die Hochschulen sind in das BOGY-Konzept bislang jedoch nur an wenigen Stellen eingebunden:

  • Die Studientage für die SchülerInnen der 12. und 13. Klassenstufen (Modul 9); der zweite Studientag findet als Schülerinformationstag an den Hochschulen statt („unitag”). Der erste und dritte Studientag dient der Vor- bzw. Nachbereitung des zweiten Studientags - hier sind UniversitätsvertreterInnen nur vereinzelt auf Anfrage beteiligt.
  • Punktuell sind verschiedene Institutionen bzw. VertreterInnen der Universität an der BOGY-Betriebserkundung (Modul 3) in Klassenstufe 10 und 11, mit Angeboten zum Seminarkurs (Modul 13) und an ZOS (Zielorientierungsseminare zur Studien- und Berufswahl) (Modul 14) einbezogen.

Alle weiteren Module sind entweder Unterrichtseinheiten, die in erster Linie im Gemeinschaftskundeunterricht stattfinden, oder werden von den Berufsberatungen der Arbeitsämter mit den Gymnasien durchgeführt.

Angebote der Universität
Parallel zu den Entwicklungen an den Schulen hat die Universität Stuttgart ihrerseits seit vielen Jahren ein fest etabliertes Informations- und Beratungskonzept entwickelt, das - wenn es intensiv genutzt wird - den zukünftigen Studierenden hilft, eine richtige Studienentscheidung zu treffen. Dieses Konzept führt schrittweise zu vertiefender und speziellerer Information.
Die einzelnen Bausteine sind:

  • Tag der offenen Tür (im Juli): Erster Einblick in das Studienangebot, Instituts- und Laborführungen, zum ersten Mal „Uni-Atmosphäre schnuppern”;
  • unitag (im November): Vorträge zu den einzelnen Studiengängen mit Übersichtsveranstaltungen zu ähnlichen Studiengängen, Informationsstände und Institutsbesichtungen;
  • Abiturientenmesse (alle zwei Jahre im September) im Berufsinformationszentrum des Arbeitsamtes in Kooperation mit den Zentralen Studienberatungen der Universitäten Stuttgart und Hohenheim. Vorträge zu ausgewählten Studiengängen und Ausbildungsgängen sowie ein Info-Markt aller Hochschulen aus der größeren Region Stuttgart;
  • Probiert die Uni aus (Dezember bis April): Projekt der Frauenbeauftragten „Naturwissenschaften und Technik für Schülerinnen der Oberstufe”; Vorträge und Intensiv-Workshops;
  • Schnupperstudium (jedes Semester): SchülerInnen können Vorlesungen des regulären Vorlesungsbetriebs besuchen. Dabei besteht Gelegenheit, mit Studierenden und Lehrenden zu sprechen;
  • Angebote der Zentralen Studienberatung, um die Entscheidungsprozesse zu unterstützen (z.B. Internet-Workshop „Let’s Surf” und „Zielorientierungsseminare zur Studien- und Berufswahl”);
  • Information und Beratung:
    Gruppen- und Einzelberatung der Zentralen Studienberatung für Studieninteressierte; diese Beratung ist ein Ergänzungsangebot - kein Ersatz - der oben genannten Informationsangebote;
  • auch die Fachstudienberatung der Fakultäten steht in der Regel zur Verfügung für Studieninteressierte, die sich schon gut vorinformiert haben und noch spezielle Fragen zu einzelnen Studiengängen haben;
  • Studierende, organisiert in den Fachschaften, beraten ebenfalls gerne zum Studium aus studentischer Sicht. Diese „Informationsquelle“ wird von vielen SchülerInnen als die wichtigste und hilfreichste angesehen.

Neben diesen übergreifenden Informations- und Beratungsangeboten bieten einzelne Fakultäten, Institute oder Fachschaften eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten zur Information. Dazu gehören Schnupperpraktika im Labor oder am Institut, SchülerInnenwettbewerbe, Besuchsprogramme für SchülerInnen (individuell oder in Gruppen) an Instituten und in Labors, Vorträge für SchülerInnen an Schulen zur Leistungskurswahl, zu bestimmten Studiengängen oder zum Studium an der Universität allgemein.
Darüber hinaus werden Kooperationsbeziehungen auf bilateraler Ebene zwischen Personen und Institutionen der Universität und einzelnen Gymnasien oder LehrerInnen gepflegt. Auf Anfrage stehen immer wieder Lehrende der Universität, MitarbeiterInnen des Dezernats für Studentische Angelegenheiten und der Zentralen Studienberatung sowie Studierende bei Schüler- und Elterninformationsabenden sowie Ausbildungsmessen in Gymnasien zur Verfügung. Besonders die dezentralen Angebote und Aktivitäten sind deshalb so effektiv, da sie oft durch persönlichen Kontakt an die SchülerInnen herangetragen werden.

Noch zu wenig bekannt
Trotz vielfältigen Informations- und Beratungsangebots der Universität stellen die Beteiligten immer wieder einen hohen Grad an Uninformiertheit bei den potentiellen Studierenden fest. Zu viele wissen kurz vor Bewerbungsschluß noch nicht, was sie studieren wollen; viele BewerberInnen wollen kurz nach Erhalt des Zulassungsbescheides das Fach wechseln und sehr viele StudienanfängerInnen wechseln tatsächlich bereits wenige Tage oder Wochen nach Studienbeginn das Studienfach oder brechen gar das Studium ab. Solche offensichtlichen Fehlentscheidungen können aber auch durch die beste Information nicht immer vermieden werden; sie könnten aber drastisch reduziert werden, wenn die Informationsangebote besser und effektiver genutzt würden.

Aber warum?
Ist das Informationsangebot nicht bekannt genug? Nehmen die SchülerInnen es nicht an, weil das Thema „Zukunftsplanung” unangenehm ist und gerne aufgeschoben wird? Sicherlich ist beides der Fall, obgleich hier nur ein Teil des Problems liegt. Ein weiterer und sicher auch ein Schlüsselfaktor ist die sogenannte „Schulfächerproblematik”, also die zu späte Heranführung an die natur- und ingenieurwissenschaftlichen Themen. Dieser Aspekt wird in dem Beitrag „Modellversuch Naturwissenschaft und Technik” weiter unten ausführlich dargelegt werden. 

Ansprechpersonen an der Universität Stuttgart

Für SchülerInnen:
Zentrale Studienberatung
Geschwister-Scholl-Str. 24 C
70174 Stuttgart
Fax 0711/121-2256
Tel. 0711 / 121 - 2133
e-mail: studienberatung@www.uni-stuttgart.de
www.uni-stuttgart.de/studienberatung 
www.uni-stuttgart.de/studienberatung/studiengaenge

Für LehrerInnen:
Zentrale Studienberatung
Geschwister-Scholl-Str. 24 C
70174 Stuttgart
Fax 0711/121-2256
Sigrid Eicken
Tel. 0711/121-2169
e-mail: sigrid.eicken@verwaltung.uni-stuttgart.de
Hans-Werner Lublow
Tel. 0711 / 121-2161
e-mail: hans-werner.lublow@verwaltung.uni-stuttgart.de

Frauenreferat (Projekt „Probiert die Uni aus“,
Kontakt zu Dozentinnen)
Geschwister-Scholl-Str. 24B 
70174 Stuttgart 
Fax 0711 / 121-4035
Dr. Barbara Unteutsch
Tel. 0711 / 121-2156, 
Beate Langer
Tel. 0711 / 121-4034
www.uni-stuttgart.de/frauenbeauftragte/frauwork.html

Fakultäten
Studiendekane (für Fakultätskontakte allgemein)
www.uni-stuttgart.de/studium/beratung/ studiendek.html

Fachstudienberatung der Fakultäten
www.uni-stuttgart.de/studium/beratung/fachberatung.html

Studierende
Fachschaften
www.uni-stuttgart.de/faveve/fachschaften.html

Ansprechpersonen der Gymnasien
DirektorInnen, FachlehrerInnen,
BOGY-LehrerInnen, OberstufenberaterInnen

Schuladressen Im Internet
www.kultusministerium.baden-wuerttemberg.de

www.schulweb.de/baden-wuerttemberg.html

Anforderung bei den Oberschulämtern
Oberschulamt Freiburg 
Eisenbahnstr. 68 , 79098 Freiburg
Tel. 0761/2825-0

Oberschulamt Karlsruhe 
Hebelstr. 2, 76133 Karlsruhe
Tel. 0721/926-0

Oberschulamt Stuttgart 
Breitscheidstr. 42, 70176 Stuttgart
Tel. 0711/6670-0

Oberschulamt Tübingen 
Keplerstr. 2, 72074 Tübingen
Tel. 07071/200-0

Task Force gegründet
Für Universität und Schule besteht also die Verpflichtung, verstärkt zusammenzuarbeiten, um die richtigen Informationen auf mehreren Wegen und zum optimalen Zeitpunkt an die SchülerInnen zu bringen. Konzepte sind erfordert, um die Angebote der Universität mit den Strukturen der Gymnasien weiter zu verzahnen und um die Kompetenzen aller Beteiligten systematischer zu nutzen und die MultiplikatorInnenarbeit zu verstärken. Ein Grundstein hierzu wurde durch die im Januar 2000 vom damaligen Prorektor für Lehre und heutigen Rektor, Prof. Fritsch, gegründete Arbeitsgruppe „Task Force Gymnasien“ gelegt. Diese Arbeitsgruppe setzt sich aus Mitgliedern der Fakultäten, der Fachschaften, der Pressestelle, des Dezernats für Studentische Angelegenheiten, der Zentralen Studienberatung und des Frauenreferats, seit 2001 auch der Marketingstelle, zusammen. In eineinhalb Jahren wurde hier ein wichtiger Beitrag im Bereich der universitätsinternen Kooperation und Vernetzung geleistet; die Arbeitsgruppe hat Bausteine für ein Marketingkonzept und die Öffentlichkeitsarbeit aufgezeigt und neue Ideen entwickelt, die bereits zu neuen Projekten geführt haben.

Datenbank vernetzt die Angebote
Eine weitere Verbesserung der Transparenz gerade bei den dezentralen Angeboten der Fakultäten wird durch die Erstellung einer Datenbank durch die Zentrale Studienberatung erzielt werden. In dieser Datenbank, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik und dem Rechenzentrum aufgebaut wird, werden die Angebote der Fakultäten und Fachschaften erfaßt und über das Web den SchülerInnen und LehrerInnen zugänglich gemacht. Intern kann sie den Universitätsmitgliedern Anregungen für eigene Angebote geben. Die Datenbank wird voraussichtlich ab Januar 2002 in Betrieb gehen unter der Adresse: http://www.uni-stuttgart.de/
studienberatung/infoveranst/

Und dann die Umsetzung ...
Stärkung der internen Vernetzung und gesteigerte Transparenz der Angebote sind wichtige Voraussetzungen bei dem Bemühen, SchülerInnen besser zu informieren und die „richtigen Studierenden in die richtigen Fächer” zu bekommen. Hilfreich wäre weiterhin ein trag- und funktionsfähiges Umsetzungskonzept. Zu einem solchen Konzept gehören die weitergehede Systematisierung der Zusammenarbeit der Multiplikation (LehrerInnen, Eltern, BerufsberaterInnen des Arbeitsamtes), die Schaffung von Strukturen für ein möglichst flächendeckendes Besuchs- und Informationsprogramm an den Schulen und an der Universität. Konkret könnten die MitarbeiterInnen der Universität verstärkt in das BOGY-Konzept eingebunden werden. Sinnvoll ist vor allem die Einladung von Universitätsvertretern zu bestimmten Themen in der Schule (Module 6 und 7) und zu den Vor- und Nachbereitungen der Studientage (Modul 9). Auch könnten die Institute mehr Praktikumsplätze für die „Betriebserkundung” (Modul 3) schaffen, und einzelne Studierendenprojekte könnten in Absprache mit LehrerInnen mit dem Seminarkurs (Modul 13) verzahnt werden. Die dezentralen Informationsangebote, die bereits gut etabliert sind und sich bewährt haben, könnten von anderen Instituten oder Fachschaften aufgegriffen werden.
Die Umsetzung eines solchen Konzeptes erfordert jedoch ein Schnittstellenmanagement, das die konzeptionellen und organisatorischen Aufgaben koordiniert und als zentraler Ansprechpartner für die Schulen fungiert. Die Zentrale Studienberatung, die traditionsgemäß und nach dem Universitätsgesetz die studienfachneutrale Schnittstelle zwischen Schulen und Fakultäten ist, könnte ein solches „Kompetenzzentrum” für das Thema Studienwahl abgeben. Wegen der begrenzten personellen Situation ist ein derart umfassendes Schnittstellenmanagement aber zur Zeit seitens der Zentralen Studienberatung noch nicht zu leisten.
Um dennoch schon heute weiterzukommen, müssen alle am Studienwahlprozeß Beteiligten noch enger zusammenarbeiten und das interne Kommunikationsnetzwerk enger knüpfen. Ein sehr hilfreiches Instrument für dieses Feintuning wird die oben beschriebene Datenbank sein. Doch persönlicher Einsatz und persönliche Kontakte sind durch keine Datenbank oder durch Listen mit Kontakten ersetzbar. Die funktionierenden Beziehungen zu den Schulen müssen gepflegt, ausgebaut und durch neue Beziehungen erweitert werden. Da Personen jedoch auch wechseln, sollte die Schaffung fester Strukturen nicht vernachlässigt werden. 

S. Eicken

 


last change: 12.12.01 / gh
Pressestelle der Universität Stuttgart

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