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Stuttgarter unikurier Nr. 88 Dezember 2001
AMPERE-Fachkonferenz:
Ein- und Durchblick mit Magnetfeldern
 

Ohrenbetäubende Knallgasexplosionen, stechend helle Magnesiumfeuer und ein Auditorium, das mit Beifall nicht geizt - derart fallen Vorlesungen aus, wenn sie unter dem Titel „Son et Lumière“ die Öffentlichkeit locken, von dem mit Wortgewandtheit und Showtalent ausgestatteten Dr. John Salthouse von der University of Manchester dargeboten werden und den unterhaltsamen Höhepunkt einer Konferenz bilden.

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Zur Fachkonferenz „ESR and NMR in High Magnetic Fields“ vom 22. bis 26. Juli hatten sich rund 120 Wissenschaftler aus aller Welt am 2. Physikalischen Institut der Universität Stuttgart eingefunden. Die Tagung stand unter der Schirmherrschaft des Wissenschaftsministers, Prof. Peter Frankenberg, und der heute rund 1.800 Mitglieder zählenden, internationalen Vereinigung AMPERE. Diese war 1952 gegründet worden, um den Informationsfluß zwischen den Forschungseinrichtungen und die Forschung im Bereich der magnetischen Resonanz und verwandter Methoden in den verschiedenen Ländern zu fördern.

Informationen aus dem Innersten
Mit Hilfe der magnetischen Resonanz bei hohen Magnetfeldern lassen sich Informationen aus dem Innersten von Festkörpermaterialien, Biomolekülen und Lebewesen erhalten. Notwendig dazu sind Hochfrequenz- und Mikrowellen im Bereich der Rundfunk und Fernsehfrequenzen und weit darüber hinaus. Die Technik bedient sich der jedem toten und lebenden Material spezifischen Kernspin- und Elektrospin-Resonanz (NMR und ESR), zu der es kommt, wenn die Materialien in einem starken äußeren Magnetfeld magnetisiert werden.

Neue Anwendungsbereiche
Eine wesentliche Entwicklung geht in Richtung höherer Empfindlichkeit und höherer Auflösung. Wichtig waren auch die Berichte der Wissenschaftler über die neuen Anwendungen, die sich aus diesen Entwicklungen ergeben: Ob nichtinvasive Materialforschung, grundlegende chemische Prozesse in Brennstoffzellen oder Katalysatorforschung. Mit den Methoden der magnetischen Resonanz werden nämlich nicht nur neue Materialklassen wie Hochtemperatursupraleiter untersucht, sondern auch Kohlenstoff-Nanoröhrchen, nanostrukturierte Halbleiter oder organische Lichtemitter. Schon in den nächsten Jahren könnte es schnellere Computer geben, dank der mit Hilfe der Hochfeld-Elektronen-Resonanz (ESR) gewonnen Erkenntnisse über die elektronische Struktur der atomaren Dotierungen in Silizium-Germanium Halbleitern: Die Elektronen bewegen sich in ihnen schneller als in reinem Silizium. Neue Methoden zur Aufklärung der Struktur von Peptiden und Proteinen in Zellmembranen, die auf der Hochfeld-Kernspinresonanz (NMR) basieren und mit einer Meßempfindlichkeit für atomare Abstände von einer Genauigkeit von einem Hundertmillionstel Millimeter arbeiten, trugen schon wesentlich zur Aufklärung der die Alzheimer Krankheit verursachenden Peptide bei. Die Untersuchungen zur Strukturaufklärung von Biomolekülen auf atomarer Ebene, ob es sich um die strukturellen Details von Membranrezeptoren und Peptidkanälen in Membranen handelt oder um aktive Zentren in Proteinen, sie alle haben zum Ziel, ein Detailverständnis der biologischen Funktion zu ermöglichen. So wird zum Beispiel gerade die Struktur der für die BSE-Erkrankung verantwortlichen Prionen mit Hilfe der NMR aufgeklärt, um den Wirkmechanismus für die falsche Faltung des Proteins zu verstehen.

Stuttgart wichtiges Zentrum für magnetische Resonanz
Aktuelle Forschungsschwerpunkte des 2. Physikalischen Instituts, das zu einem der europäischen Zentren auf dem Forschungsgebiet der magnetischen Resonanz nicht nur bei hohen Magnetfeldern zählt, sind unter anderem Halbleiter-Nanostrukturen, Fullerene, mikrokristallines Silizium für Solarzellen, Hochtemperatursupraleiter und Spin-Quantencomputer. Preiswerte und effiziente Solarzellen, schnelle Halbleiterelektronik und vielleicht auch in ferner Zukunft der Quantencomputer könnten sich aus dieser Forschung ergeben.

Julia Alber

Kontakt
Prof. Dr. Michael Mehring, Prof. Dr. Gert Denninger, 2. Physikalisches Institut, Pfaffenwaldring 57, 70550 Stuttgart, Tel. 0711/685-5218, 5217, -5269 Fax 0711/685-5285 e-mail: sk2@physik.uni-stuttgart.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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