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Stuttgarter unikurier Nr. 88 Dezember 2001
Stuttgarter Optik-Kolloquium 2001:
Optik-Experten dringend gesucht!
 

Das Optik-Kolloquium der Universität Stuttgart fand dieses Jahr am Aschermittwoch statt. Rund 300 Teilnehmer aus dem In- und Ausland waren der Einladung nach Stuttgart gefolgt, darunter Vorstandsmitglieder renommierter Firmen, Fachkollegen aus Industrie und Wissenschaft, Vertreter der Forschungs- und Fördergremien sowie viele Studierende. Fazit der Veranstaltung: Der Optik steht insbesondere in Halbleitertechnik, Telekommunikation und Meßtechnik ein immenser Aufschwung bevor. Sorge bereitet jedoch der große Mangel an Optik-Experten, der sich zukünftig noch verschärfen wird.

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In seinem Einführungsvortrag zu der seit 16 Jahren etablierten Veranstaltung verwies Prof. Dr. Hans Tiziani, Direktor des Instituts für Technische Optik, auf die internationale Renaissance der Optik. Dr. Kurz, Vorstandssprecher von Carl Zeiss, bestätigte diese positive Entwicklung aus Sicht der Industrie. In der Öffentlichkeit kaum sichtbar, wirkt die Optik als Schlüsseltechnologie. So trägt ein Anteil von zwei Milliarden Dollar für optische Komponenten in der Telekommunikation einen um den Faktor 1000 größeren Markt, und in der Telekommunikation bedienen optische Module wie Laserdioden mit einem Wertvolumen von fünf Milliarden Dollar einen Markt von 1,3 Billionen Dollar. In Deutschland besteht ein enormer Bedarf an Nachwuchskräften und die Vortragenden aus der Industrie richteten dringende Appelle an junge Menschen, sich für die Optik zu entscheiden.

500mal kleiner als ein Haar
Der wissenschaftliche Schwerpunkt der Tagung lag auf der hochauflösenden Bild- und Informationsübertragung sowie auf neuen Verfahren in der Optik-Fertigung. Dahinter verbergen sich brisante Fragestellungen für eine Industrie, die rasant an Schwungkraft gewinnt. So heißt Hochauflösung in der optischen Lithographie, die Grenze für die kleinsten herstellbaren Strukturen ständig nach unten zu verschieben. Momentan liegt sie bei 130nm (Nanometer), das ist etwa 500mal kleiner als eine „Haaresbreite“. Die Motivation ist simpel: Kleinere Strukturen bedeuten schnellere Chips mit mehr Komponenten, und die optische Lithographie ist der Kernprozeß ihrer Herstellung. Dabei steht die optische Auflösungsgrenze proportional zur Wellenlänge des Lichtes. Deshalb muß für kleinere Strukturen die Lichtwellenlänge verringert werden. Zukünftige Lithographie-Objektive arbeiten bei 193nm, 157nm und 13nm. Da die heutigen und erst recht die zukünftigen Systeme nahe der physikalischen Grenzen betrieben werden, müssen höchste Anforderungen an die Fertigungs- und Prozeßmeßtechnik gestellt werden. Für Präzisionsoptik werden Komponenten benötigt, deren Rauheit im high-end Bereich unter 1nm liegen sollte und dabei Formgenauigkeiten von 10nm erreicht. Neben der Simulation der Optik- und Optik-Fertigungseinflüsse wurden neue Verfahren der Optik-Fertigung vorgestellt, wie die Magnetische Rheologie, in der die Eigenschaften eines Poliermittels mit ferromagnetischer Einlage durch äußere Magnetfelder eingestellt werden können.

Unter der optischen Auflösungsgrenze
Hochauflösung in der Biologie bedeutet dagegen die Abbildung immer kleinerer Meßvolumina. In der Fluoreszenz-Mikroskopie kann man dabei sogar die optische Auflösungsgrenze unterschreiten. Mit Femto- und Pikosekundenpulsen können (photo-)physikalische Effekte im Abbildungsprozeß so implementiert werden, daß der fokale Unschärfebereich räumlich verengt wird. In der Mikroskopie technischer Mikrostrukturen, beispielsweise prozessierten Wafern, sind solche Verfahren nicht möglich. Hier wird versucht, durch massiven Computer-Einsatz die Nahfeld-Wechselwirkung numerisch nachzubilden und so eine nachträgliche Struktur-Rekonstruktion zu erreichen. Optimierte, dynamische Pupillenfilter führen zu besonders hohen Bildkontrasten für Phasenobjekte. Ganz andersartigen Problemen muß sich die Mikrooptik stellen. Hier geht es darum, low-cost Optik, häufig aus Kunststoff, in Millionen-Stückzahlen kostengünstig herzustellen. Ein Gebiet, das nach Ansicht von Prof. Karthe aus Jena in Deutschland bisher mit wenigen Ausnahmen sträflich vernachlässigt wurde. Weitere Vorträge stellten optische Neuerungen aus Sensorik, Meßtechnik und Telekommunikation vor: So erlauben Bragg-Sensoren die genaue Messung von Dehnungs- und Temperaturänderungen an unzugänglichen Orten, etwa im Untertagebau. Die sogenannte Aktiv-Pixel-Sensor (APS) Technik führt zu Bildsensoren mit zusätzlicher Funktionalität bis hin zu einer Single-Chip Digitalkamera mit integrierter Vorverarbeitung. Synthetische Aperturen kombinieren mehrere schlecht-aufgelöste Messungen zu einer gut aufgelösten. Optische Verstärker ermöglichen schließlich die parallele Verstärkung einer Vielzahl optischer Signale und damit die Übertragung enormer Datenmengen über große Distanzen.

Christel Budzinski

Kontakt
Prof. Dr. Hans Tiziani, Institut für Technische Optik, Pfaffenwaldring 9, 70569 Stuttgart
Tel. 0711/685-6075 Fax 0711/685-6586
e-mail:
tiziani@ito.uni-stuttgart.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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