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Stuttgarter unikurier Nr. 88 Dezember 2001
„Wunder der Physik“:
Blick in die Nanowelt
 

Im „Jahr der Physik + 1“ begrüßte Prof. Dr. Gert Denninger vom Physikalischen Institut der Universität Stuttgart die interessierte Öffentlichkeit zum Blick in die Nanowelt, machte sie sozusagen mit der „Zwergenforschung“ bekannt, denn Nano kommt aus dem Griechischen und heißt so viel wie Zwerg.

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Ziel der Vortragsreihe, so erzählte der Professor dem interessiert zuhörenden, überwiegend jugendlichen Auditorium: Informationen über die Physik - „was die Welt zusammenhält“ - an die Öffentlichkeit tragen, Zukunftsvisionen vorstellen, zeigen, was in der Wissenschaft alles getan wird und natürlich auch „Werbung für das Physikstudium zu machen.“ Physiker werden nämlich immer knapper, an der Uni und auch in der Industrie.

Nano-Legos im Video-Clip
Die Jugend für ein Studium der Physik zu begeistern erfordert Kreativität. Bereits im letzten Jahr, dem „Jahr der Physik 2000“, lockten die universitären Angebote viele junge Leute - zum Teil ganze Schulklassen - an die Uni; doch die Stuttgarter Physiker beließen es nicht bei diesem Jahr, sondern starteten eine Fortsetzung. „Blick in die Nanowelt: Im Kleinen ganz Groß“ war das Motto der öffentlichen Vortragsreihe, die sie im Sommersemester anboten. An drei Abenden präsentierte sich die Physik wie selten: Nano-Legos wuselten da per Videoclip umher - gelbes Lego (Wasserstoffatom) dockt an rotes Sauerstoffmolekül an - zur Erheiterung der Zuhörer. Blitze zuckten durch den Hörsaal, Neonröhren leuchteten ohne Anschluß an die Steckdose rot, gelb, grün und der Referent stellte sogar eine Bauanleitung des Tesla-Generators in Aussicht, der an diesem physikalischen „Zauber“ beteiligt war.

„Fußball“ mit dem Eiffelturm
Die „Wunder der Physik“ füllten den Hörsaal in Vaihingen mit vielen Zuhörern und auch mit der so umworbenen Jugend. Ganze Schulklassen fanden sich wieder gemeinsam mit ihren Lehrern ein, um sich über die neuesten Entwicklungen in der Nano-Forschung unterrichten zu lassen. Den ersten Vortrag bestritt Prof. Dr. Klaus Kern vom MPI für Festkörperforschung in Stuttgart. Er „spielte Lego mit Atomen und Molekülen“ und erklärte mit eindrucksvollen Bildern die Arbeit mit dem Raster-Tunnel-Elektronenmikroskop, mit dessen Hilfe Atome und Moleküle erst sichtbar wurden: „Stellen Sie sich vor, Sie stellen den Eiffelturm auf den Kopf und spielen dann mit dessen Spitze Fußball.“ Dies, so der Wissenschaftler, käme etwa dem Abtasten von Atomen mit der Wolframspitze eines RTM gleich.

Brücken aus Wasserstoff
Eine ganz besondere Zeitrechnung, die Femtosekunden-Skala, stellte Prof. Dr. Helmut Dosch, der an der Uni Stuttgart Experimentalphysik lehrt und dem MPI für Metallforschung Stuttgart angehört, den Zuhörern vor. In dieser Zeitdimension würde der Traum vieler Chemiker wahr: zusehen können, wie sich Wasserstoffbrücken finden und wieder lösen, oder wie die Natur aus Atomen Materialien aufbaut. Mit Nanoinstrumenten, dem „Werkzeugkasten der Zukunft“, beschäftigte sich zum Abschluß der Vortragsreihe Prof. Dr. Hermann E. Gaub von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Und er erklärte, wie durch deren Einsatz Hybride aus biologischen Funktionseinheiten und nanoskopische Halbleiterstrukturen möglich werden.

Gute Aussichten für die Physik
Nach den mit reichlichen Versuchen unterhaltsam aufbereiteten Vorträgen standen die Professoren Rede und Antwort, und danach bot sich im Foyer an jedem Abend das gleiche Bild: Menschentrauben vor den physikalischen Versuchen, die zum Hinsehen und Mitmachen animierten, Menschentrauben vor dem großen Büfett, und überall diskutierende, nachfragende und sich unterhaltende Jugendliche - keine schlechten Aussichten für die Zukunft der Physik.

Julia Alber

Kontakt
Karin Otter, 5. Physikalisches Institut, Pfaffenwaldring 57, 70550 Stuttgart
Tel. 0711/685-4820 Fax 0711/685-3810
e-mail: k.otter@physik.uni-stuttgart.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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