Ziel
der Vortragsreihe, so erzählte der Professor dem interessiert
zuhörenden, überwiegend jugendlichen Auditorium: Informationen
über die Physik - „was die Welt zusammenhält“ - an die
Öffentlichkeit tragen, Zukunftsvisionen vorstellen, zeigen,
was in der Wissenschaft alles getan wird und natürlich
auch „Werbung für das Physikstudium zu machen.“ Physiker
werden nämlich immer knapper, an der Uni und auch in der
Industrie.
Nano-Legos
im Video-Clip
Die Jugend für ein Studium der Physik zu begeistern
erfordert Kreativität. Bereits im letzten Jahr, dem „Jahr
der Physik 2000“, lockten die universitären Angebote viele
junge Leute - zum Teil ganze Schulklassen - an die Uni;
doch die Stuttgarter Physiker beließen es nicht bei diesem
Jahr, sondern starteten eine Fortsetzung. „Blick in die
Nanowelt: Im Kleinen ganz Groß“ war das Motto der öffentlichen
Vortragsreihe, die sie im Sommersemester anboten. An drei
Abenden präsentierte sich die Physik wie selten: Nano-Legos
wuselten da per Videoclip umher - gelbes Lego (Wasserstoffatom)
dockt an rotes Sauerstoffmolekül an - zur Erheiterung
der Zuhörer. Blitze zuckten durch den Hörsaal, Neonröhren
leuchteten ohne Anschluß an die Steckdose rot, gelb, grün
und der Referent stellte sogar eine Bauanleitung des Tesla-Generators
in Aussicht, der an diesem physikalischen „Zauber“ beteiligt
war.
„Fußball“
mit dem Eiffelturm
Die „Wunder der Physik“ füllten den Hörsaal in Vaihingen
mit vielen Zuhörern und auch mit der so umworbenen Jugend.
Ganze Schulklassen fanden sich wieder gemeinsam mit ihren
Lehrern ein, um sich über die neuesten Entwicklungen in
der Nano-Forschung unterrichten zu lassen. Den ersten
Vortrag bestritt Prof. Dr. Klaus Kern vom MPI für Festkörperforschung
in Stuttgart. Er „spielte Lego mit Atomen und Molekülen“
und erklärte mit eindrucksvollen Bildern die Arbeit mit
dem Raster-Tunnel-Elektronenmikroskop, mit dessen Hilfe
Atome und Moleküle erst sichtbar wurden: „Stellen Sie
sich vor, Sie stellen den Eiffelturm auf den Kopf und
spielen dann mit dessen Spitze Fußball.“ Dies, so der
Wissenschaftler, käme etwa dem Abtasten von Atomen mit
der Wolframspitze eines RTM gleich.
Brücken
aus Wasserstoff
Eine ganz besondere Zeitrechnung, die Femtosekunden-Skala,
stellte Prof. Dr. Helmut Dosch, der an der Uni Stuttgart
Experimentalphysik lehrt und dem MPI für Metallforschung
Stuttgart angehört, den Zuhörern vor. In dieser Zeitdimension
würde der Traum vieler Chemiker wahr: zusehen können,
wie sich Wasserstoffbrücken finden und wieder lösen, oder
wie die Natur aus Atomen Materialien aufbaut. Mit Nanoinstrumenten,
dem „Werkzeugkasten der Zukunft“, beschäftigte sich zum
Abschluß der Vortragsreihe Prof. Dr. Hermann E. Gaub von
der Ludwig-Maximilians-Universität München. Und er erklärte,
wie durch deren Einsatz Hybride aus biologischen Funktionseinheiten
und nanoskopische Halbleiterstrukturen möglich werden.
Gute
Aussichten für die Physik
Nach den mit reichlichen Versuchen unterhaltsam aufbereiteten
Vorträgen standen die Professoren Rede und Antwort, und
danach bot sich im Foyer an jedem Abend das gleiche Bild:
Menschentrauben vor den physikalischen Versuchen, die
zum Hinsehen und Mitmachen animierten, Menschentrauben
vor dem großen Büfett, und überall diskutierende, nachfragende
und sich unterhaltende Jugendliche - keine schlechten
Aussichten für die Zukunft der Physik.
Julia
Alber
Kontakt
Karin Otter, 5. Physikalisches Institut, Pfaffenwaldring
57, 70550 Stuttgart
Tel. 0711/685-4820 Fax 0711/685-3810
e-mail: k.otter@physik.uni-stuttgart.de