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Stuttgarter unikurier Nr. 89 April 2002
Universitätsabend mit Klaus Landfried: 
Man kann nicht fortwährend enthusiastisch sein
 

„Professorin und Professor als Beruf - Chancen und Risiken des neuen Hochschuldienstrechts“ hatte Prof. Dr. Klaus Landfried, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, seinen Vortrag beim Universitätsabend am 27. November 2001 überschrieben. 

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Traditionell dient diese Veranstaltung dazu, Brücken zwischen dem universitären Leben und der Öffentlichkeit zu bauen, und Einblick in aktuelle Themen und Ereignisse zu geben. „Heute haben wir in gewisser Hinsicht eine Ausnahme“, begrüßte Uni-Rektor Prof. Dr. Dieter Fritsch die Zuhörer, denn „heute geht es um ein Thema in eigener Sache.“ Das neue Hochschuldienstrecht stand mit auf dem abendlichen Vortragsprogramm, das mehr Anreize an der Uni für Lehre und Forschung schaffen soll - dem jedoch die Hochschulrektorenkonferenz und die Landesrektorenkonferenz Baden-Württemberg ihre Unterstützung aufgekündigt haben, das vom Deutschen Hochschulverband in einem Gutachten in wesentlichen Teilen als verfassungswidrig eingestuft wurde und an dem der baden-württembergische Wissenschaftsminister Prof. Peter Frankenberg im Bundestag weitreichende Änderungen forderte. Frühzeitig, schon im Mai 2001, hatte die Uni Stuttgart kritisch zur Dienstrechtsreform Stellung genommen.

Klaus Landfried kritisiert die Unterfinanzierung der Hochschulen
(Foto: Eppler)
 

Wissenschaft für Nachwuchs interessant?
Sind die bundesdeutschen Hochschulen im internationalen Vergleich wirklich so schlecht, fragte Dieter Fritsch. Er sehe die Uni eher in der Entwicklung hin zu einem umfassenden Dienstleister, so der Rektor, doch die Qualität könne nur gehalten werden, wenn auch herausragende Leute für Lehre und Forschung gewonnen werden können. Und hier liegt das Problem - Leute gewinnen ohne entsprechende Besoldung. „Wir wollen eine deutliche Erhöhung bei den Grundgehältern“, sagte daher auch Fritsch, denn „Wissenschaft als Beruf muß für den Nachwuchs interessant sein.“
Das neue Hochschuldienstrecht sieht die Verhandelbarkeit aller Gehälter vor, den Wegfall der bisherigen Obergrenze der Besoldung, die Ersetzung der Alterszulagen durch variable Leistungsbezüge und eine Option für Professoren im Dienst, die deren Wechsel ins neue System ermöglicht.
Klaus Landfried, der Gastredner des Abends und „ein Badener mit Sympathie für Württemberg“, wie er einführend gestand, ist seit 1. August 1997 Präsident der Hochschulrektorenkonferenz und seit 1974 Professor im Fachbereich Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Kaiserslautern. Die nationalstaatliche Ausrichtung der Hochschulen werde mit der Globalisierung auf den Prüfstand gestellt, und deren Internationalisierung sei nicht aufzuhalten, stellte Landfried zu Beginn seines Vortrages fest. Bundesweit bestehe ein Nachholbedarf an internationalen Lehrkräften, aber ansonsten seien die deutschen Hochschulen hinsichtlich Fachlichkeit, Lehre und Forschung gut, zum Teil sogar sehr gut auf die Internationalisierung vorbereitet. Diese Aussage legte der HRK-Präsident besonders den Chefs diverser Unternehmen ans Herz, die über die „Qualität der Hochschulen nur reden ohne hinzusehen“ und Privatuniversitäten unterstützen. 

Vergütung am Markt orientieren
Jedoch, „es gibt auch Schwächen an der Universität“, mahnte Landfried, denn „wer sich dem Wandel verschließt, verliert.“ Als einen wichtigen Kritikpunkt nannte er die Unterfinanzierung der Hochschulen - beispielsweise im Gegensatz zu den USA und der Schweiz. Die Länder sollten mehr investieren oder den Weg zu mehr Einnahmen ermöglichen. Positiv wäre es, so der Referent, wenn sich die Hochschulen selbst managen könnten und mehr Eigenverantwortung hätten, denn das Haushaltsrecht sei frei von Anreizen zum Erfolg und der BAT noch wettbewerbs- und leistungsferner. Mehr Wettbewerb, mehr Internationalität und mehr Kooperation benötigten die Universitäten, um besser zu werden, und Vergütungsstrukturen, die sich am Markt orientieren. 
Die Jugendlichen zum selbst Lernen und Suchen anzuhalten - darin sieht Klaus Landfried die Kunst der Professoren: „Begeisterung lehrt man, indem man sie hat und zeigt.“ Aber Max Weber zitierend kam er zu dem Schluß: „Man kann nicht fortwährend enthusiastisch sein.“

Julia Alber

 


last change: 29.04.02 / gh
Pressestelle der Universität Stuttgart

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