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Stuttgarter unikurier Nr. 89 April 2002
Neue Struktur der Uni Stuttgart:
Zehn anstelle von vierzehn Fakultäten 
 

Die Weichen für die Zukunft sind gestellt: In zehn statt bislang vierzehn Fakultäten werden nun fachlich benachbarte Disziplinen an der Universität Stuttgart gebündelt. Dies hat der Senat der Universität durch die Verabschiedung einer neuen Grundordnung am 20. Februar 2002 mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit beschlossen. Die Entscheidung mit 26 Ja-Stimmen, zehn Nein-Stimmen und drei Enthaltungen war knapp ausgefallen. Vorausgegangen waren schwierige und langwierige Verhandlungen. „Wir sind für die nächsten 20 Jahre gerüstet“, sagte Uni-Rektor Prof. Dieter Fritsch bei der Vorstellung der neuen Struktur vor Medienvertretern. 

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„Acht Fakultäten hatten weniger als die im Universitätsgesetz geforderten 20 Professuren“, berichtete Prof. Fritsch. Eine zukunftsfähige Struktur nicht nur zu entwickeln, sondern auch umzusetzen, glich gelegentlich der „Auflösung eines gordischen Knotens“. Zwar hätte die Universitätsleitung gerne auch Chemie und Biowissenschaften in einer Fakultät gebündelt, doch „nicht alles, was wir uns ausgedacht hatten, konnte realisiert werden“. Bei der Neustrukturierung hat sich das Rektorat - ausgehend von der Geschichte der Uni als ehemaliger Technischer Hochschule und der Integration von Natur-, Ingenieur-, Sozial- und Geisteswissenschaften mit einer stark ausgeprägten Interdisziplinarität - an der Bündelung fachlich benachbarter Disziplinen in größeren Einheiten orientiert. Nach dem Motto „Stärken stärken“ sollen die Kernkompetenzen der Universität schärfer profiliert und eine flexible Weiterentwicklung der strategischen Schwerpunkte in den Bereichen Biotechnologie, Materialwissenschaft und Nanotechnologie, Energietechnik und Energiesysteme, Produktions- und Prozesstechnik, Bauen und Umwelt, Verkehr und Mobilität, Fahrzeugtechnik, Luft- und Raumfahrt, Informations- und Kommunikationstechnologie, Innovationsdynamik, Strukturwandel und Geschichte, Interkulturalität, Wertfragen in der Mensch-Technik-Interaktion ermöglichen. 

Konsens über Volluniversität
Von der neuen Aufstellung seien wichtige Impulse zu erwarten, betonte Prorektor Prof. Christoph Hubig. Und diese verdeutliche zugleich den „Konsens, dass die Universität Stuttgart Volluniversität bleibt“. Dies gelte für den Grundsatz der Interdisziplinarität ebenso wie für eine starke Grundlagenforschung in den Naturwissenschaften und die wichtige Rolle der Geistes- und Sozialwissenschaften. Die neue Philosophisch-Historische Fakultät (9) und die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlliche Fakultät (10) seien „bewußt nicht als Servicebereiche“ konzipiert. Auch in diesen Disziplinen sei die Universität „international gut aufgestellt“.

Die neuen Fakultäten

1: Architektur und Stadtplanung
2: Bau- und Umweltingenieur wissenschaften
3: Chemie
4: Geo- und Biowissenschaften
5: Informatik, Elektrotechnik und Informationstechnik
6: Luft- und Raumfahrttechnik und Geodäsie
7: Maschinenbau
8: Mathematik und Physik
9: Philosophisch-Historische Fakultät
10: Wirtschafts- und Sozial wissenschaften

Die Fakultät 1 besteht unverändert fort. Die Fakultät 2 (bisher: Bauingenieur- und Vermessungswesen) gibt die Institute für Geodäsie an die Fakultät 9 ab und nimmt die Umweltingenieurwissenschaften in ihren Namen auf, um die umfangreichen Aktivitäten in Lehre, Forschung und Praxis zu dokumentieren. Die Fakultät 3 bleibt unverändert. Die Fakultät 4 (Geo- und Biowissenschaften, bisher Fakultät 7) bleibt bestehen. Die Fakultät 5 wird - als leistungsfähige IT-Einheit - aus den bisherigen Fakultäten 4 (Elektrotechnik und Informationstechnik) und 14 (Informatik) geformt. Diese Fakultät vereinige alles unter einem Dach „von den Grundzügen der Elektrotechnik bis zu informationstechnischen Anwendungen“, hebt der Rektor hervor; dies sei eine „einmalige Situation“ im Land und ergänzt „in fünf Jahren werden wir zeigen können, dass das ein wichtiger Schritt war“.

Fusion für den Maschinenbau
Die Fakultät 6 (bisher 9) wird um die fachlich nahestehenden Institute für Geodäsie ergänzt. Neu entstehende Synergien werden von der Fakultät 7 (Maschinenbau) erwartet, in der sich die bisherigen Fakultäten 5 (Energietechnik), 6 (Konstruktions- und Fertigungstechnik) und 13 (Verfahrenstechnik und Technische Kybernetik) zusammenschließen. Diese Fusion war nicht leicht zu bewerkstelligen, berichtet der Rektor, ermögliche jedoch nun ein einheitliches Grundstudium für zuvor durch Fakultätsgrenzen behinderte Ingenieurstudiengänge. Die Fakultät 8 (Mathematik und Physik) wird aus den bisher eigenständigen Fakultäten 10 und 12 gebildet und um das Institut für Plasmaforschung aus der bisherigen Fakultät 4 ergänzt. Nunmehr fachlich homogener ist die neue Fakultät 9 (Philosophisch-Historische Fakultät) aus Linguisten (einschließlich der Maschinellen Sprachverarbeitung), Literaturwissenschaftlern, Philosophen, Historikern und Kunsthistorikern aufgestellt. Das in der bisherigen Fakultät 11 angesiedelte Institut für Berufs-, Wirtschafts- und Technikpädagogik und die Abteilungen für Pädagogik und Psychologie bilden mit dem Betriebswirtschaftlichen Institut und den Instituten für Sozialwissenschaften sowie für Volkswirtschaftslehre und Recht (bisher Fakultät 8) die neue Fakultät 10 (Wirtschafts- und Sozialwissenschaften). Dieser an der fachlichen Nähe der Disziplinen orientierte Zuschnitt soll die Anschlussfähigkeit an die Ingenieurwissenschaften sichern und den weiteren Ausbau, etwa in Richtung Industriesoziologie oder Technikpsychologie, ermöglichen.

Neue Grundordnung
Die Reduzierung der Fakultätszahl legt auch eine veränderte Zusammensetzung des Senats nahe, dem die Rektoratsmitglieder und die Dekane der Fakultäten kraft Amtes angehören. In den Senat gewählt werden nach der am 20. Februar beschlossenen Grundordnung künftig sechs Professorinnen oder Professoren (bisher acht) und jeweils drei Mitglieder des wissenschaftlichen Dienstes, der Studierenden und der Mitarbeiter/innen aus Technik und Verwaltung (diese drei Gruppen waren bisher mit jeweils vier Mitgliedern im Senat vertreten). Die neue Grundordnung und damit die neue Fakultätsstruktur treten zum 1. Oktober 2002 in Kraft. /zi

 


last change: 29.04.02 / gh
Pressestelle der Universität Stuttgart

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