„Drei Institute, zwei Neubauten, eine Feier - wenn das keine schwäbische Sparsamkeit ist“, begrüßte Oberfinanzpräsident Dieter Riempp die zahlreichen Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Die knapp 38 Millionen Mark teure Investition spräche für Mut und Zuversicht in die Zukunft und ganz Deutschland, besonders aber die Studierenden würden davon profitieren, so der Oberfinanzpräsident. Die Investition in Forschung, Lehre und Wissen bringe die besten Zinsen. Riempp dankte ausdrücklich Uni-Bauamtschef Klaus Schmiedek und seinen Mitarbeitern, die nicht nur die Architekturleistungen für die beiden Neubauten selbst erbracht haben, sondern auch die Kosten um zwei Millionen Mark unterschritten haben. Er erinnerte daran, dass seit 1958 auf dem Vaihinger Campus mehr als 60 Neubauten realisiert werden konnten. 
„Respekt dafür, was an der Universität Stuttgart geleistet wird“, bekundete Ministerpräsident Erwin Teufel in seiner Festansprache und bezeichnete den um die „gelungenen Bauten“ ergänzten Campus 
als „Kompetenzzentrum ersten Ranges“.

Rektor: Produktionstechnik noch zersplittert
„Endlich ist die Zeit der provisorischen Unterbringung vorbei“, dankte Uni-Rektor Prof. Dieter Fritsch den vielen kreativen Köpfen, die zur bereits „weit gediehenen Wiedervereinigung“ beigetragen haben. Was den Ausbau der „Wissenschaftstadt Vaihingen“ betrifft, könne er jedoch noch keine Entwarnung geben: „Schließlich ist eine Universität nie fertig!“. Und an Erwin Teufel gewandt, fügte er an: Die Schlagkraft der Produktionstechnik sei nach wie vor zersplittert, da noch vier fertigungstechnische Institute in der Stadtmitte untergebracht seien. Um diese Institute nach Vaihingen zu holen, habe man bereits Ideen im Kopf, nur die Finanzierung fehle noch.

Versuchsfelder und Modellfabrik
4.144 Quadratmeter Neubau teilen sich IFF und IAT am Allmandring 35. Der dreigeschossige Glasbau mit Baukosten in Höhe von 27,6 Millionen Mark, birgt eine Halle mit Versuchsfeldern für organisatorische und technologische Fragestellungen aus dem Produktionsbereich für Industriebetriebe, eine Modellfabrik und sogenannte „Bürolabors“. Das IFF unter Prof. Engelbert Westkämper, der auch das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung leitet, wurde 1930 gegründet. Hier wird unter anderem an einem Life Cycle Management gearbeitet, das den Unternehmen in Zukunft ermöglichen soll, technische Produkte und Anlagen über deren gesamten Lebenslauf zu managen, und an einem Planungstisch zur interaktiven 3D-Visualisierung. Aber auch die Robotertechnologie sowie Mikro- und Nanomesstechnik sind hier anzutreffen.
1991 wurde das IAT gegründet, dessen Chef, Prof. Hans-Jörg Bullinger, auch Leiter des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation und inzwischen designierter Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft ist. Geforscht und gearbeitet wird hier unter anderem am Softwaremanagement, an der Schnittstelle Mensch-Rechner, der Automatisierungstechnik und dem Technologiemanagement. Ein Forscherteam beschäftigt sich beispielsweise mit den Augenbewegungen bei der Nutzung von Webseiten, um somit Erkenntnisse für die optimale Seitengestaltung zu gewinnen. Im Neubau wurden nun für die Wissenschaftler Möglichkeiten geschaffen, flexibel nutzbare und rechnergestützte Bürolandschaften zur Analyse und Entwicklung von Bürostrukturen zu gestalten. Mit der Fertigstellung dieses Neubaus fand eine lange Vorgeschichte einen erfolgreichen Abschluss: seit Mitte der 80-er Jahre war daran gearbeitet worden, diese Institute auf dem Vaihinger Campus unterzubringen. Baubeginn war im Oktober 1998, Richtfest konnte exakt ein Jahr später gefeiert werden und im August 2001 konnten die Nutzer mit dem Einzug beginnen. 

Neubau für´s IFKB
Das jüngste der drei Institute, das IFKB, hatte seinen Neubau am Allmandring 7b zwar schon vor anderthalb Jahren bezogen, doch gefeiert wurde zusammen im Neubau der zwei anderen Institute. Unter der Leitung von Prof. Rainer Gadow nahm das IFKB 1995 seien Betrieb auf, das sich mit der Verschleiß- und Standfestigkeit von Werkstoffen beschäftigt, mit Mikrosystem- und Prozesstechnik, Maschinen, Anlagen sowie keramischen Verbundwerkstoffen. Die rund zehn Millionen Mark Baukosten haben ihm 1.680 Quadratmeter für Laborräume eingebracht, eine Halle für Versuchsfelder sowie Pilotfertigungsanlagen zur anwenderorientierten Produktentwicklung neuer Werkstoffe. 

Bausituation schwierig
„Mit Instituten wie unseren, die eigene Ideen haben, ist es nicht ganz einfach zu planen, dennoch ist alles gut gegangen“, sagte Prof. Hans-Jörg Bullinger, nachdem er die drei Institute mit ihren Neubauten vorgestellt hatte. Klaus Schmiedek, Chef des Unibauamtes Stuttgart und Hohenheim, faßte sich mit seinem Baubericht kurz: „Die Kosten wurden eingehalten - sogar um zwei Millionen Mark unterschritten, die Termine etwas überschritten und das Gebaute kann sich sehen lassen.“ Schmiedek wies auf die „miserable Situation der Bauwirtschaft“ hin und auf die Schwierigkeit, aufgrund der verordneten Sparsamkeit der öffentlichen Hand „die guten Handwerker und Betriebe“ zu finden. „Bauen war schon lustiger, als man Impresario und nicht Dompteur sein mußte“, schloß Schmiedek seine Rede. Letzter Akt: Der Anschnitt einer in Form der Neubauten gestalteten Torte durch Ministerpräsident Teufel und Rektor Fritsch - anstelle einer Schlüsselübergabe.

J.Alber/zi