Stuttgarter unikurier
Nr. 89 April 2002 |
Berufsinformation:
Philosophie - keine brotlose Kunst! |
Unter dem Titel „Jobs für Philosophen?“ fand am 5. Dezember in der Azenbergstr. 18 die erste Berufsinformationsveranstaltung speziell für Philosophie-Studierende statt. Über fünfzig Studentinnen und Studenten erfuhren von Mitarbeitern großer Unternehmen, darunter DaimlerChrysler, die Deutsche Telekom und McKinsey, dass durchaus die Bereitschaft besteht, Philosophen einzustellen, selbst wenn kaum Stellen explizit für diese ausgeschrieben sind.
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Neben den üblichen Ratschlägen, sich mit Praktika, Fremdsprachen, Auslandssemestern und technischen oder ökonomischen Zusatzqualifikationen den Start ins Berufsleben zu erleichtern, wurde auf die besonderen Fähigkeiten von Philosophen bei der Analyse von Problemen und der Bearbeitung interdisziplinärer und neuartiger Fragestellungen verwiesen. Auch gehe der Trend in der Wirtschaft hin zur vermehrten Einstellung von Nicht-Ökonomen und interdisziplinär zusammengesetzten Teams. Wichtig sei, während des Studiums seine persönlichen Interessen und Stärken zu entdecken, auszubilden und seine philosophischen Kenntnisse auch in Bereichen außerhalb der Philosophie anwenden zu können. Die Befolgung dieser Ratschläge würde unabhängig vom Nutzen für einen Arbeitgeber vor allem zur Bildung der eigenen Persönlichkeit beitragen und sei von daher auch dann sinnvoll, wenn man nicht „sein Philosophen-Mäntelchen an der Unternehmensgarderobe abgeben“ möchte, wie ein Student seine Vorbehalte formulierte.
In einem Verlag als Lektor zu arbeiten oder sich als freier Autor über Wasser halten zu können, sei demgegenüber die große Ausnahme, stellte Dr. Klose vom Reclam Verlag klar. Wer das anstreben wolle, müsse sich zumindest auch in fremdsprachlicher Literatur sowie anderen Fachgebieten oder literarischen Sparten gut auskennen. Prof. Rath von der PH Ludwigsburg, früher Manager bei Bertelsmann, empfahl den Studierenden ebenfalls, lieber breit und tief als schnell und oberflächlich zu studieren. Wenn jemand Erfahrungen vorweisen könne - ob innerhalb oder ausserhalb der Universität -, schade es auch nicht, ein oder anderthalb Jahre länger gebraucht zu haben.
Die Veranstaltung wurde von Studierenden und Gästen sehr positiv aufgenommen; letztere sahen sich mit möglicherweise ungewohnten Fragen konfrontiert, etwa nach der Orientierung an wirtschaftsethischen Prinzipien. Veranstaltet wurde „Jobs für Philosophen?“ vom Institut für Philosophie, Pädagogik und Psychologie, organisiert von Dr. Niels Gottschalk-Mazouz aus der Abteilung Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie des Instituts.
KONTAKT
Dr. Niels Gottschalk-Mazouz, Institut für Philosophie, Pädagogik und Psychologie, Abteilung für Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie, PF 106037, 70049 Stuttgart, Tel. 0711/121-2495, Fax 0711/121-2492, e-mail:
gottschalk-mazouz@gmx.de
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