Staatssekretär Stefan Mappus vom Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg, befürchtet, dass das Verkehrsaufkommen durch E-Commerce sogar ansteigen könne. Dies belegen auch die vorgetragenen Erfahrungen aus den USA, wonach Endverbraucher - auch wenn sie online einkaufen - ihre gewohnten Einkaufswege meist beibehalten. E-Commerce wird also zusätzlich genutzt. Eine Verkehrssubstitution findet deswegen kaum statt. Darüber hinaus sind zahlreiche Transporter Tag und Nacht unterwegs, um die bei Internet-Einkäufen bestellten Waren direkt zum Kunden zu bringen.
Lieferverkehr bündeln
Ein Vorschlag aus der Logistiksy-
stemplanung wäre es, den Lieferverkehr noch stärker als bisher zu bündeln, um so dieses zusätzliche Verkehrsaufkommen zu begrenzen. In überregionalen Sammelzentren könnte der Bedarf für den einzelnen Kunden zusammengestellt und von dort mit emissionsarmen Lieferwagen (Brennstoffzelle) an wohnungsnahe Pickup Points mit modernen Shopping-Box-Systemen ausgeliefert werden. Bei einem solchen System nicht vernachlässigbar sind die Retourensendungen, die es in einem Logistikkonzept zu integrieren gilt.
Das Thema Electronic Commerce und Verkehr ist derzeit auch Gegenstand verschiedener Forschungsvorhaben an der Universität Stuttgart.
Verändern sich Stadtstrukturen?
In hohem Maße spekulativ sind die Annahmen über die erwartbaren Folgen für die Stadtstruktur, das heißt die Verteilung von Nutzungen im Raum und die Verlaufsmuster der Stadtentwicklung. Unmittelbare wie mittelbare Folgen für Stadtteile und Stadtzentrum, für Wohnquartiere sowie für Standorte von Logistik- bzw. Distributionszentren sind in allgemein erwartete Standortmuster der „Informationsgesellschaft“ eingebunden und lassen sich bisher nur in plausible Vermutungen kleiden.
In Deutschland ist im Moment der Anteil des e-Commerce am Gesamthandel mit etwa einem Prozent ziemlich gering. Über den möglichen Anstieg der e-Commerce-Nutzung in den nächsten Jahren gibt es unterschiedliche Expertenmeinungen, auch wenn die Zunahme selbst unbestritten ist. Einen Austausch über die derzeitige Lage beziehungsweise den zu erwartenden Wandel durch e-Commerce halten die Fachleute jedoch für unverzichtbar, um künftige Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen und ein angemessenes Handeln der Verkehrs- und Stadtplanung vorzubereiten.
Die Tagung wurde gefördert durch die ALCATEL-SEL-Stiftung, das Ministerium für Umwelt und Verkehr des Landes Baden-Württemberg sowie die Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart. Eine Publikation der Tagungsbeiträge ist für Herbst 2002 vorgesehen.
Birgit Vennemann
Siehe dazu auch:
Vogt, W.; Lenz, M. et al. (2002): Verkehrliche Auswirkungen von Teleshopping und Telecommerce auf die Mobilität privater Haushalte. Schlussbericht eines Forschungsvorhabens für das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Stuttgart.
Roos, H.-J.; Kiss, D. (2000): Konzeptionelle Umsetzung von Teleshopping. Zwischenbericht M21, Stuttgart.
Luley, T.; Bitzer, W.; Lenz, B. (2002): Verkehrssubstitution durch Electronic Commerce? - Ein Wirkungsmodell für die Region Stuttgart. In Vorbereitung.
KONTAKT
Dr.-Ing. Walter Vogt, Lehrstuhl für Straßenplanung und Straßenbau, Institut für Straßen- und Verkehrswesen, Pfaffenwaldring 7, 70569 Stuttgart,
Tel. 0711/685-6440,
Fax 0711/685-6966,
e-mail: vogt@isvs.uni-stuttgart.de