Stuttgarter unikurier
Nr. 89 April 2002 |
Ausschuss Wirtschaftsethik tagte im
IBZ:
Ethik und e-Economy |
Wirtschaftsethische Fragen der e-Economy lautete der Titel einer Tagung vom 15. bis 17. November 2001 im Internationalen Begegnungszentrum (IBZ). Die etwa 40 Referenten waren aus Frankreich, Großbritannien, Japan, Österreich, Polen, der Schweiz, Spanien, Ungarn, den USA und Deutschland angereist. Eingeladen hatte der Ausschuss Wirtschaftsethik der Allgemeinen
Gesellschaft für Philosophie in Deutschland gemeinsam mit
dem Alcatel SEL-Stiftungskolleg und der Abteilung für Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie. Die Leitung lag in den Händen von Prof. Dr. Christoph Hubig (Stuttgart) und Prof. Dr. Dr. Peter Koslowski (Hannover).
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Schwerpunkte der Tagung bildeten die Herausforderungen für Produktion und Arbeitswelt, Fragen im Kontext von Kommunikation, Kooperation und Netzwerkstrukturen, der Wandel im Bereich Konsum und nicht zuletzt Probleme, die sich hinsichtlich Vertragssicherheit, Vertragsrichtigkeit, Datenschutz und Vertrauenswürdigkeit ergeben. Dabei wurden die Auswirkungen der e-Economy auf die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten ebenso kritisch thematisiert wie die Möglichkeiten, traditionelle Kommunikationsformen durch technisch optimierte - Intranet, Internet - zu ersetzen. Es konnte gezeigt werden, daß sich viele der Vorteile der e-Economy - Medialisierung und Digitalisierung der Produkte; Individualisierung der Arbeit; von Raum und Zeit unabhängige Kommunikation - bei genauer Betrachtung als Innovationen mit ambivalenten Tendenzen erweisen.
Neue Kultur erforderlich
Es war daher der Grundtenor der Tagung, daß Konzepte für den Umgang mit den ethischen Problemen letztlich auch über den wirtschaftlichen Erfolg der e-Economy mitentscheiden werden: Probleme, wie die Entkopplung der Kommunikation von persönlichen Kontakten, die Pseudopersonalisierung der Konsumenten aufgrund von Customer Relationship Management, das Erstellen von Konsumentenprofilen, der Schutz von Urheberrechten oder die Frage von Privacy und Datenschutz versus Preisgabe personenbezogener Daten für die Individualisierung der Produkte müssen im Rahmen von Güterabwägungen gelöst werden. Die Komplexität und tendenzielle Globalität der Probleme erfordert entsprechende Lösungsstrategien: Moralische Vorgaben werden nur im Kontext internationaler rechtlicher Regelungen und deren technischer Durchsetzbarkeit wirken können. Die Chancen der e-Economy sind nur zu nutzen, wenn neue Organisationsmuster in und außerhalb der Unternehmen gefunden werden: eine neue Kultur, die die angesprochenen Defizite zu kompensieren vermag. Die e-Economy, was auch durch eindrucksvolle Zahlen belegt wurde, steht erst am Anfang ihrer Entwicklung. Der gesellschaftliche Diskurs, erst recht auf internationaler Ebene, steht noch bevor. Die in deutscher und englischer Sprache im Springer-Verlag erscheinenden Tagungsbände bieten internationale Expertenbeiträge, die diesen Diskurs befördern können.
Peter Fischer
KONTAKT
PD Dr. Peter Fischer, Abteilung Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie, Seidenstr. 36, 70174 Stuttgart,
Tel. 0711/121-2494,
Fax 0711/121-2492,
e-mail: peter.g.fischer@po.uni-stuttgart.de
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