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Stuttgarter unikurier Nr. 89 April 2002
Symposium innerhalb der RILEM Annual Week:
Verbindungen zwischen Stahl und Beton
 

Verbindungen zwischen Stahl und Beton über Befestigungsmittel und im Verbundbau haben sich in den letzten Jahrzehnten in Forschung, Technologie und Anwendung dynamisch entwickelt. Das Verständnis der Grundlagen in beiden Disziplinen hat sich entscheidend verbessert. Internationale Richtlinien und Normen gewährleisten inzwischen die sichere und wirtschaftliche Umsetzung im konstruktiven Ingenieurbau. Obwohl sich Befestigungstechnik und Verbundbau mit sehr ähnlichen Problemen befassen, haben sie sich unabhängig voneinander entwickelt. Grossen Nutzen erwarteten die Fachleute daher von einem gemeinsamen Forum, das mit dem ersten internationalen Symposium „Connections between Steel and Concrete“ vom 
9. bis 12. September im Rahmen der RILEM Annual Week (siehe dazu den Bericht
Verbindungstechniken im Blickpunkt) erstmals geboten wurde. Veranstalter war das Institut für Werkstoffe im Bauwesen der Universität Stuttgart. 

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Rund 400 Fachleute aus über 30 Ländern nutzten die Gelegenheit, sich über den Stand der Technik zu informieren, innovative Anwendungen, neue Richtlinien und Forschungsergebnisse sowie deren Umsetzung in die Praxis kennen zu lernen und Anregungen für künftige Entscheidungen zu finden. Das rund 130 Vorträge umfassende Programm wurde durch eine Ausstellung ausgewählter Hersteller von Ingenieursoftware, Messeinrichtungen, Baufachliteratur und Befestigungsmitteln ergänzt. Die Vorträge international bekannter Fachleute aus Wissenschaft und Praxis deckten das gesamte Themenspektrum von Entwurf und Bemessung über Ermüdungs- und Erdbebenbeanspruchung, Dauerhaftigkeit, Brand, numerische Simulation, Dübel und Verbindungsmittel bis hin zu besonderen Bauwerken ab.

Internationale Harmonisierung bei Befestigungsmitteln
Die Bedeutung des Wissens- und Technologietransfers von der Forschung in die Praxis am Beispiel heimischer mittelständischer Unternehmen zeigte der baden-württembergische Wirtschaftsminister Walter Döring in seinem Grusswort auf. Prof. Ressel, Dekan der Fakultät Bauingenieur- und Vermessungswesen, untermauerte dies und verdeutlichte das Zusammenspiel zwischen Forschung und Wirtschaft am Beispiel der Universität Stuttgart. Mit seinem Vortrag „Where Structural Steel and Concrete meet“ leitete Prof. Stark (Niederlande) über auf den fachlichen Teil der Veranstaltung. Er ging an Beispielen aus den Regelwerken und Anwendungen auf aktuelle Tendenzen, Gemeinsamkeiten und 
Unterschiede in Verbundbau und Befestigungstechnik ein und zeigte Möglichkeiten für künftige Kooperationen auf. Prof. Rolf Eligehausen (Stuttgart) berichtete über den Stand der Forschung in der Befestigungstechnik, deren Auswirkungen auf den konstruktiven Ingenieurbau und künftige Entwicklungen. Hintergrundinformationen über die Entstehung von Bemessungsmethoden von Befestigungsmitteln und deren Weiterentwicklungen in den USA, Europa und Japan gaben Prof. Breen, Prof. Klingner, Dr. Fuchs (Stuttgart) und Prof. Tanaka. Die internationale Harmonisierung in diesem Bereich ist bereits sehr weit fortgeschritten. 

Forschungsbedarf zur Erdbebensicherheit
Besondere Beachtung fanden die Vorträge über Dauerhaftigkeit und Einwirkung von Brand. Hier wurden die Möglichkeiten und Einsatzgebiete von Befestigungsmitteln aus galvanisch verzinkten und nichtrostenden Stählen im Hinblick auf Korrosions- und Feuerwiderstand aufgezeigt. Einen Grundsatzbeitrag über das Verhalten und die Anwendung von Verbunddübeln präsentierte Prof. Cook (USA) Beiträge zum Stand der Technik und weiteren Entwicklungen auf dem Gebiet der organisch und anorganisch gebundenen Befestigungsmittel rundeten diesen Fachschwerpunkt ab. Einen weiteren Höhepunkt stellten die Vorträge zum Thema Erdbeben dar. Prof. Jirsa (USA) behandelte das Verhalten von Verbindungen zwischen Stahl und Beton unter Erdbebenbelastungen und zeigte an vielen Beispielen Verbesserungsmöglichkeiten in der Konstruktion auf. In weiteren Vorträgen wurden Verstärkungsmassnahmen und deren Auswirkungen auf die Tragfähigkeit der Konstruktion, Prüf- und Bemessungsvorschläge und Sicherheitskonzepte vorgestellt. Die Ausführungen machten deutlich, dass in diesem Bereich international noch erheblicher Forschungsbedarf besteht.

Numerische Simulation und Verbundbau
Eines der Schwerpunktthemen war die numerische Simulation. Dr. Josko Ozbolt (Stuttgart) sprach über den Einsatz von numerischen Methoden, deren Theorie und Anwendung zur Lösung von Problemen der lokalen Lasteinleitung über Verbindungsmittel in den Beton bis hin zur Auswirkung auf das globale Tragverhalten des Bauwerks. In weiteren Fachvorträgen konnte die inzwischen erreichte Zuverlässigkeit von FE-Berechnungen durch den Vergleich mit Versuchsergebnissen sowohl im Verbundbau als auch in der Befestigungstechnik bestätigt werden. Prof. Ulrike Kuhlmann (Stuttgart) stellte die jüngsten Entwicklungen und künftigen Möglichkeiten im Bereich des Verbundbaus an unterschiedlichsten Bauwerken und Detaillösungen umfassend dar. Die weiteren Verbundbausessions zu innovativen Lastübertragungsmöglichkeiten vom Stahl in den Beton, dem Verhalten von Schubverbindern, breit angelegten experimentellen Untersuchungen, Anwendungen in Brücken und zum Ermüdungsverhalten von Verbundkonstruktionen zeigten die Vielzahl der Einsatzmöglichkeiten und das grosse Potenzial der Verbundbaukonstruktionen in der Zukunft auf. Der Stuttgarter Emeritus Prof. Jörg Schlaich setzte mit seinem Schlussvortrag „More Variety in Bridge Design by Mixing Steel and Concrete“ ein letztes Glanzlicht. An Beispielen aus Gegenwart und Vergangenheit verdeutlichte er die enormen gestalterischen Möglichkeiten beim ingenieurmässigen Umgang mit der Verbindung der Baustoffe Stahl und Beton. Prof. Eligehausen verabschiedete die Teilnehmer mit einem besonderen Dank für ihre aktive Mitwirkung und die hervorragenden Diskussionen. Diese dienten als Auslöser für einen künftig ständigen und intensiven interdisziplinären Wissenstransfer und damit für einen erheblichen Beitrag für die Gestaltung innovativer, wirtschaftlicher und sicherer Bauwerke. 

Disziplinen nähergerückt
Teilnehmer und Organisatoren des Symposiums waren sich einig, dass sich Verbundbau und Befestigungstechnik entscheidend nähergerückt sind und ein fruchtbarer Informationsaustausch angeregt werden konnte. Ausgewählte Vorträge wurden aufgezeichnet und können über das Internet (http://iwb.uni-stuttgart.de) eingesehen werden. Alle Vorträge sind in den zweibändigen Proceedings mit über 1400 Seiten zusammengefasst. Die Tagungsbände können direkt bei RILEM (http://www.rilem.org) zu einem Preis von rund 130 Euro bezogen werden.

KONTAKT
Dr.-Ing. Werner Fuchs, Institut für Werkstoffe im Bauwesen, Pfaffenwaldring 4, 70569 Stuttgart, 
Tel. 0711/685-2795, -3320, 
Fax 0711/685-3349, 
e-mail: contact@iwb.uni-stuttgart.de

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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