Stuttgarter unikurier
Nr. 91 April 2003 |
Betriebswirtschaftliche Planung
für ein Familienunternehmen:
Controlling-Studenten beraten die Festo AG
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Die Ausbildung an den Universitäten wird oft als zu theoretisch und zu wenig anwendungsorientiert kritisiert. In den Betrieben spricht man deshalb
häifig vom „Praxisschock" der frisch eingestellten Absolventen. Aus diesem Grund sorgt der Lehrstuhl Controlling des Betriebswirtschaftlichen Instituts schon seit Jahren
für eine Verknüpfung von innovativem Theoriewissen mit der Unternehmenspraxis - durch eine Lehrform, die bereits 1996 mit dem Landeslehrpreis und letztes Jahr mit dem TheoPrax-Preis (unter der Schirmherrschaft von Dr. Michael
Rogowski, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie e.V.) ausgezeichnet wurde*). Das mit einem Unternehmen
durchgeführte Projektseminar bietet examensnahen und besonders
qualifizierten Studenten die Möglichkeit, ein innovatives
Aufgabenfeld in der Praxis zu bearbeiten.
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Bisherige Praxispartner waren beispielsweise DaimlerChrysler, debitel, Hewlett-Packard oder die Robert Bosch GmbH. Das
jüngste Seminar mit der Festo AG wurde gemeinsam von Dr. Ulrich Walker (Vorstand Finanz-Management) und Prof.
Péter Horváth (Lehrstuhl Controlling) initiiert.
Was war die Problemstellung? Im Wintersemester 2002/03 arbeiteten
ausgewählte Studenten an dem Projekt „Weiterentwicklung der Planung in einem
mittelständischen Familienunternehmen am Beispiel der Festo AG &
Co" in Esslingen. 35 Controlling-Studenten analysierten die
Bedürfnisse sämtlicher Beteiligten, brachten ihr Methoden-Know-how ein und erarbeiteten Empfehlungen. Im Detail ging es um Anforderungen des Unternehmensratings und des Risikomanagements an die Planung, die wertorientierte Steue-rung am Beispiel einer Teileinheit und die strategische Personal- und Investitionsplanung auf Basis von
Geschäftsplänen. Vier Expertenteams erarbeiteten die theoretischen Grundlagen, die drei
Beraterteams umsetzten. Die abschließende Präsentation der Ergebnisse wurde vor der Inhaberfamilie von Festo (Familie Stoll) und dem Vorstand vorgestellt. Dabei wurde die Leistung der Studenten und die innovative Form der Lehre hoch gelobt.
Von der Risikosteuerung bis zum Personalbedarf
Als Ergebnisse des viermonatigen Projekts hatten die Studenten unter anderem die Konzeption
für ein Selbst-Rating-System zur Steuerung möglicher Risiken von Festo entwickelt, immaterielle Werttreiber als Grundlage
für die Planung und Steuerung von Teileinheiten der Firma ermittelt,
Geschäftspläne zur Steuerung von Produktinnovationen und ein Modell zur Priorisierung von Investitionsvorhaben entwickelt. Auch erste
Überlegungen für eine strategische Personalbedarfsplanung bei Festo stellten die Studenten an.
Das Projektseminar erfordert von den Studenten im Vergleich zu den sonst
üblichen Literaturseminaren (mit Hausarbeit und Vortrag) zweifellos mehr Einsatzbereitschaft und Initiative.
für die Teilnehmer bietet es jedoch die Möglichkeit, an der
Lösung einer konkreten, praktischen Problemstellung mitzuwirken. Dies
bestätigt auch die sehr positive Resonanz auf dieses Projekt, sowohl bei den Betreuern von Festo als auch den Seminarteilnehmern. Es
wäre wünschenswert, wenn diese Initiative auch
für andere Lehrstühle und Universitäten eine Anregung liefern
könnte, die Praxisorientierung des Studiums und den Wissenstransfer von den Hochschulen in die Unternehmen zu
verstärken. Das nächste Projektseminar des Lehrstuhls Controlling ist schon in Vorbereitung.
/Damir Kralj
KONTAKT
Dipl.-Kfm. Damir Kralj, Betriebswirtschaftliches Institut, Lehrstuhl Controlling,
Keplerstr. 17, 70174 Stuttgart,
Tel. 0711/121-3176, Fax 0711/121-3151,
e-mail: damir.kralj@po.uni-stuttgart.de
*) Mehr dazu finden Sie in der Rubrik „Auszeichungen,
Ehrungen" auf Seite 122
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