Stuttgarter unikurier
Nr. 91 April 2003 |
Eine Disziplin sucht den Dialog mit der
Öffentlichkeit:
Das Jahr der Chemie 2003
|
Ein ganzes Jahr einer Disziplin zu widmen, hat bereits Tradition. Diese themenbezogenen Jahre gehen auf die vom Bundesministerium
für Bildung und Forschung (BMBF), dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und den
großen Forschungsorganisationen getragene Initiative „Wissenschaft im
Dialog" zurück. So löst das „Jahr der Chemie"
das „Jahr der Geowissenschaften" ab. Der Zeitpunkt
dafür ist gut gewählt, fällt es doch mit dem 200. Geburtstag von
Justus von Liebig, dem wohl berühmtesten deutschen Chemiker, zusammen.
|
 |
|
|
Die Chemie ist auch heute noch die Basiswissenschaft, von deren Grundlagenforschung andere Disziplinen in starkem
Maße abhängen. Erst die Erforschung chemischer Reaktionen und Prozesse hat viele Fortschritte in allen anderen Bereichen
-beispielsweise der Medizin, der Pharmazie oder den Materialwissenschaften
- ermöglicht. Jedoch geht es bei der Chemie keineswegs nur um industrielle Aspekte, vielmehr sollte diese als Wissenschaft des Lebens aufgefasst werden. Bei
alltäglichen Vorgängen wie dem Reifen von Früchten oder dem Alterungsprozess von Pflanzen und Tieren laufen chemische Prozesse ab, ohne dass wir uns dessen bewusst werden: Chemie ist fester Bestandteil unseres Lebens.
Die Chemieorganisationen möchten dieses Jahr bundesweit zu einem
verstärkten Dialog mit der Öffentlichkeit nutzen, die Chemie in ihrer Vielfalt vorstellen und deren Zukunftsperspektiven diskutieren. Das Programm
für die Region Stuttgart organisiert ein Team der Universitäten
Stuttgart und Hohenheim und dem Institut Dr. Flad unter der Schirmherrschaft von
Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster.
Zielgruppe Jugend
Zielgruppe der Aktionen - dabei geht es um die Rolle der Chemie im Alltag - sind vorrangig Kinder und Jugendliche. Kinder im Vorschulalter
können das „Abenteuer Forschung" in dem 2002 eingeweihten
Schülerexperimentierlabor „Fehling-Lab - an der Universität
Stuttgart (der
unikurier berichtete) erleben: kindgerechte Versuche aus den Themenkomplexen „Luft"
und „Nichts" „Riechen" und „Gerüche"
sowie „Farben" führen die Jüngsten an naturwissenschaftliche Fragestellungen heran. Die vielen Anfragen nicht nur von
Kindergärten, sondern auch Privatpersonen verdeutlichen das
große Interesse an dieser Aktion.
Wer weiß eigentlich, weshalb moderne Babywindeln den Nachwuchs so
schön trockenhalten? Die in den Windeln enthaltenen Superabsorber sind nur ein Beispiel
für Alltagsprodukte, in denen Chemie drinsteckt. Das ist die Basis
für den Schülerwettbewerb „Chemie prägt unser Leben" Die Teilnehmer sollen chemische
Phänomene aus dem Alltag aufbereiten und verständlich präsentieren. Auch andere
Aktivitäten richten sich an Schülerinnen und Schüler. Dozenten der beiden Hochschulen besuchen interessierte Schulen im Raum Stuttgart, um Themen rund um die Chemie zu diskutieren. Leistungskurse Chemie
können an zweitätigen „Projekttagen" unter dem Motto „Lebensmittelchemie zum
Anfassen" an der Universität Hohenheim teilnehmen.
Natürlich sind auch die Vorträge, die - über das ganze Jahr verteilt - Chemie in
allgemeinverständlicher Form präsentieren, besonders für
Schülerinnen und Schüler geeignet. Beispielsweise feiert die
Universität Hohenheim am 12. Mai 2003 den 200. Geburtstag von Justus von Liebig mit einer
öffentlichen Experimentalvorlesung „Vom Knallsilber zum
Fleischextrakt" Bei einem gemeinsamen Hochschulabend der beiden
Universitäten wird am 14. Mai die Frage „Gibt es eine Zukunft ohne
Chemie?" diskutiert.
Jahrmarkt der Chemie
Besondere Aktionen zum Jahr der Chemie werden der Tag der offenen
Tür der Universität Stuttgart am 28. Juni auf dem Uni-Campus in Vaihingen und der „Jahrmarkt der
Chemie" am 20. September auf dem Stuttgarter Schlossplatz sein. Auch diese Veranstaltungen stehen unter dem Motto „Chemie im
Alltag" Natürlich fehlen Experimentalvorlesungen nicht, und da nichts so fasziniert wie selbst zu experimentieren, wird auch „Chemie zum kennen lernen und
Selbermachen" angeboten. Am „Jahrmarkt der Chemie"
beteiligen sich auch die Gesellschaft Deutscher Chemiker mit dem Chemie-Truck „Justus" Firmen aus der Region, die Landeshauptstadt Stuttgart und das Amt
für Umweltschutz mit eigenen Aktivitäten.
Aktuelle Hintergrundinformationen und Termine gibt es unter
www.jahr-der-chemie-stuttgart.de
und Fragen zu allen Themen beantwortet die Service-Hotline hotline@jahr-der-chemie-stuttgart.de.
KONTAKT
Prof. Dr. Jens Christoffers,
Tel. 0711/685-4283,
e-mail: jchr@po.uni-stuttgart.de
|
|