Stuttgarter unikurier
Nr. 91 April 2003 |
Breites Spektrum:
Chemie an der Universität Stuttgart
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Im aktuellen Jahr der Chemie wird zugleich der zweihundertste Geburtstag des zu seiner Zeit
berühmten und einflussreichen Chemikers Justus von Liebig begangen. Aber was hat Liebig mit der
Fakultät Chemie der Universität Stuttgart zu tun? Viel. Es war Liebig, auf dessen Empfehlung hin Hermann Christian Fehling 1839 an die Polytechnische Schule berufen wurde. Seinem nahezu
vierzigjährigen Wirken ist es zu verdanken, dass in Stuttgart am Ende des neunzehnten Jahrhunderts eine leistungs- und
entwicklungsfähige Chemie existierte. 1914 wurde die Chemie in das Laboratorium
für Anorganische Chemie, für Organische und Pharmazeutische Chemie und
für Physikalische Chemie und Elektrochemie aufgeteilt. Damit hatte Stuttgart schon
frühzeitig eine noch heute gültige Organisationsform.
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Prägende Forscherpersönlichkeiten in den 20er und 30er Jahren waren Georg Grube und - am 1934
gegründeten Institut für Metallforschung - William Küster. Nach dem zweiten Weltkrieg bestimmten Hellmuth Bredereck, Theodor
Förster und Josef Goubeau die Entwicklung der Fakultät
über zwanzig Jahre. In diese Zeit fiel auch die Einrichtung eines Lehrstuhls
für Technische Chemie / Makromolekulare Chemie, eines Lehrstuhls
für Textilchemie und des Studienganges „Metallkunde"
Spüber kamen Lehrstühle für Theoretische Chemie, für Biochemie,
für Ni.htmletallische Anorganische Werkstoffe und für Technische Biochemie hinzu.
Vom Diplomchemiker bis zum Verfahrenstechniker
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Abb.1 |
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Abb.2 |
Kennzeichnend für die jetzige Struktur der Fakultät Chemie ist ihr breites, aber
kohärentes Fächerspektrum. Den Kernfächern „Anorganische, Organische und Physikalische
Chemie" wurde der überwiegende Teil der Lehre übertragen in den
Studiengängen Chemie (Diplom und Lehramt) und Lebensmittelchemie sowie
für die Studiengänge Umweltschutz- und Verfahrenstechnik, Geologie, Mineralogie, Technische Biologie, Elektrotechnik und Maschinenwesen.
Außerdem sind diese Fächer am Studiengang Werkstoffwissenschaft beteiligt. Charakteristisch
für die Kernfächer ist vorwiegend grundlagen-, aber auch anwendungsorientierte Lehre auf den Gebieten der Stoffsynthese und Stoffeigenschaften, der
Aufklärung und Steuerung von Reaktionsabläufen sowie der Weiterentwicklung instrumenteller Methoden. Die Theoretische Chemie
untersürtzt das Lehrangebot in der Grundausbildung in Mathematik und im Hauptstudium durch Vermittlung moderner theoretischer Konzepte zum
Verständnis von molekularen Eigenschaften. Aus der Tradition der Technischen Hochschule kommend
-und für den Studiengang Chemie an einer technisch ausgerichteten
Universität notwendig - schlägt das Institut für Technische Chemie die
Brücke zu Anwendungen der Chemie in der Technik und zu den Ingenieurwissenschaften.
Die Lehre auf dem Gebiet der Entwicklung und Anwendung neuartiger Materialien
übernehmen im Bereich der Zeolithe, der Kunststoffe und der Fasern die Institute
für Technische Chemie, für Angewandte Makromolekulare Chemie und
für Textil- und Faserchemie, im Bereich der metallischen Werkstoffe, der Pulvermetallurgie und der modernen Keramiken die Institute
für Metallkunde und für Ni.htmletallische Anorganische Materialien. Das aktuelle Gebiet der Biowissenschaften und Biotechnik ist durch die Institute
für Biochemie und Technische Biochemie vertreten.
Im Fakultätseigenen Studiengang Werkstoffwissenschaft werden umfassende Kenntnisse in den natur- und ingenieurwissenschaftlichen Grundlagen vermittelt und schwerpunktmäßig die Werkstoffgruppen Metalle, Keramik, Polymere und Verbundstoffe behandelt. Beteiligt sind die
Kernfächer, vor allem aber die Institute für Metallkunde, Ni.htmletallische Anorganische Materialien, Angewandte Makromolekulare Chemie und Textil- und Faserchemie.
Als grundlegendes naturwissenschaftliches Fach leistet die Chemie einen
großen Beitrag zur Lehre in anderen Studiengängen durch Praktika, Vorlesungen, Seminare und Klausuren. Im Gegenzug werden
für Chemiestudentinnen und -studenten durch diese Zusammenarbeit mit anderen
Fakultäten und Instituten eine Vielzahl von Arbeitsgebieten erschlossen.
Forschung - von Katalyse bis Materialforschung

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Abb.3 |
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Abb.4 |
In der Forschung existieren in der Fakultät Chemie zurzeit drei Schwerpunkte. Ein Schwerpunkt ist die Katalyse. Das Spektrum reicht von der homogenen und heterogenen Katalyse bis zur Biokatalyse und von der Untersuchung der Elementarreaktion bis zur technischen Umsetzung und industriellen Anwendung.
Die Forschung auf dem Gebiet der Biochemie und Technischen Biochemie bildet einen weiteren Schwerpunkt. Die Stuttgarter Chemiker untersuchen aktuellste Fragestellungen wie etwa die
Aufklärung von Schlüsselreaktionen der Zellteilung und des Stoffwechsels oder die Entwicklung von Biokatalysatoren.
Der dritte Schwerpunkt ist die Materialforschung. Hier bestehen seit langer Zeit
vielfältige Aktivitäten auf dem Gebiet der metallischen, keramischen und polymeren Struktur- und Funktionswerkstoffe, bei denen vor allem die
Beziehungen zwischen mikroskopischen und makroskopischen Eigenschaften im Blickfeld der Forscher sind.
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