Den Auftakt macht der Kölner
Ethnologe Prof. Michael Bollig. Ausgangspunkt seines
Vortrags war die extrem ungleiche Landverteilung in Namibia.
Wenige kommerzielle Farmer besitzen mehr als die Hälfte des
Landes. Die Regierung bemüht sich unter anderem mit so
genannten Conservancies um eine Landreform. Das kommunale,
gemeinschaftlich genutzte Land wird zwischen
Genossenschaften aufgeteilt, die dann Besitzrechte am Wild-
oder Forstbestand erhalten. Dadurch sind demokratisch
legitimierte Strukturen entstanden und auch bedrohte
Tierarten wie Elefanten und Nashörner haben wieder
zugenommen.Dr. Jürgen Kempf von der Universität Würzburg
plädierte für eine Neubewertung des namibischen
Trockenraums. Sehr viele trockene Jahre wechseln sich dort
mit wenigen sehr feuchten Jahren ab. Eine rein statistische
Mittelwertberechnung wird den Auswirkungen auf die Umwelt
und zugehörigen strategischen Maßnahmen nicht ausreichend
gerecht.
Von praktischer Erfahrung in Namibia berichtete Prof.
Wilhelm Struckmeier. An der Bundesanstalt für
Geowissenschaft und Rohstoffe in Hannover arbeitete er im
Auftrag der namibischen Regierung an einer hydrogeologischen
Karte. Für die Sicherung und Bewirtschaftung der
hydrologischen Ressourcen benötigte die Verwaltung eine
genaue Karte der Grundwasservorkommen. Prof. Norbert Jürgens
von der Universität Hamburg beschäftigte sich mit
Degradation und Restauration der Vegetation. Bei einem
länderübergreifenden Forschungsprojekt werden
interdisziplinär Daten gesammelt. Für den Bereich der
Botanik räumte Jürgens mit dem Vorurteil auf, weniger
Vegetation sei gleichbedeutend mit Niedergang. Er
appellierte an die Geoforscher, sich an diesem afrikaweiten
Projekt zu beteiligen.
Von Afrika bis nach Spitzbergen
Anschließend würdigten die Wissenschaftler ihren Kollegen
Wolf Dieter Blümel. Seit 1987 hat er den Lehrstuhl für
Physische Geographie am Institut für Geographie inne. Davor
studierte er in Würzburg Geographie, promovierte 1972 in
Karlsruhe, habilitierte sich 1980 und übernahm dort eine
Professur für Geoökologie und Geomorphologie. Extreme
Regionen üben einen besonderen Reiz auf Blümel aus.
Forschungsreisen führten ihn vor allem ins trockene südliche
Afrika und Arabien, nach Spitzbergen und in die Antarktis,
wo er unter anderem Fragen zum Klima- und Landschaftswandel
sowie zur Geoökologie dieser Räume untersuchte. Dr. Joachim
Eberle vom Stuttgarter Institut lobte "die Fairness, soziale
Kompetenz - oder einfach - Menschlichkeit" des geschätzten
DFG-Gutachters Blümels. Seine offene und ausgleichende Art
trage zu einem harmonischen und motivierenden Institutsklima
bei. Die Fachschaftsvertreter betonten das fachliche
Engagement und das sehr vertrauensvolle Verhältnis zu ihrem
Professor. Blümel stellte abschließend fest, dass er "das
Glück hatte, dass es Menschen gab, die mir etwas zugetraut
haben". Roland Muigg
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