China ist das bevölkerungsreichste Land
der Erde. Das atemberaubende Wirtschaftswachstum hat nicht
nur den Wohlstand erhöht, sondern auch zu einem Besorgnis
erregenden Anstieg der Umweltverschmutzung geführt. Vor dem
Hintergrund anhaltenden Bevölkerungswachstums,
voranschreitender Verstädterung und Industrialisierung und
der sich - zumindest regional - weiter verschärfenden
Wasserknappheit steigen auch die Probleme der
Gewässerverschmutzung. Diese sind auch für den Besucher in
den Industrievororten der großen Städte offensichtlich. Die
offiziellen Statistiken scheinen das Problem eher zu
beschönigen.
Wasserqualität problematisch
Die Gewässergüte in den chinesischen Seen, die häufig -
besonders im Norden - der Trinkwasserversorgung dienen, ist
ebenfalls Besorgnis erregend. Vermutlich sind mehr als 25
Prozent aller Seen durch Eutrophierungsprobleme nachteilig
beeinflusst. Hier ist derzeit keine Besserung in Sicht. So
gut wie alle Küstengewässer Chinas sind mäßig bis hoch
verschmutzt. Hauptverschmutzungsparameter sind Stickstoff,
Phosphor und Öl. Augenfälliger Beweis für diese
Verschmutzung ist das immer häufigere Auftreten von
Algenmassenentwicklungen.
Die ersten biologischen Abwasserbehandlungsanlagen in
China wurden in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts in
Shanghai gebaut. Anfang der 50er Jahre wurden in einigen
Großstädten Kanalisationssysteme errichtet, von 1954 bis
1966 dann einige mechanische Kläranlagen. Während der
"Großen Kulturrevolution" 1966 bis 1976 kam der Bau von
Abwasseranlagen fast vollständig zum Stillstand. Nach 1976
und verstärkt seit 1986 stieg die Anzahl der Kläranlagen
wieder an. Im Jahr 2000 gab es in China 427 Kläranlagen, 282
davon arbeiten mit biologischen Reinigungsverfahren.
Gewässerschutz forcieren
An dieser Stelle setzt das "Deutsch-Chinesische
Ausbildungszentrum für kommunale Abwassertechnik (AZKA)" an.
Um den Gewässerschutz in China zu forcieren, werden
chinesische Abwasserfachleute auf drei Ebenen
(Betriebsleiter, Planungsingenieure und Leiter der
zuständigen Ämter in der Administration) durch
unterschiedlich strukturierte Kurse und Seminare in
Deutschland und China fortgebildet und dabei mit der
deutschen Abwassertechnologie vertraut gemacht. Zusätzlich
dienen Ausstellungen, Messebeteiligungen und die Bildung
eines Firmenpools dazu, die deutsche Abwassertechnik in
China besser bekannt zu machen.
Dependance in China im Aufbau
Für das Projekt zeichnete seit 1999 Prof. Dr.-Ing.
Karlheinz Krauth und seit 2001 sein Nachfolger Prof.
Dr.-Ing. Johannes Pinnekamp vom ISWA verantwortlich.
Geschäftsführer war der chinesische Wissenschaftler Dr.-Ing.
Guowen Yuan von der Abteilung Abwassertechnik des ISWA, der
bei Prof. Krauth promoviert hat. Inzwischen ist Dr. Yuan
nach China zurückgekehrt und hat mit einem chinesischen
Partner eine Gesellschaft gegründet, die die Aufgaben des
AKZA weiterführt und ausweitet. Eine Dependance vor Ort ist
im Aufbau. Beteiligt sind die chinesische Gesellschaft für
Bauausbildung, eine dem für die Abwassertechnik zuständigen
Bauministerium untergeordnete Organisation, sowie die für
die Stadtentwässerung zuständigen Ämter der Städte Shanghai
und Qingdao. Viele Organisationen und Firmen unterstützen
das Projekt, sei es durch Vorträge bei Seminaren,
Informationsmaterial oder Führungen in deutschen
Großanlagen. Besonders hervorzuheben ist dabei unter anderem
die Kooperation mit dem Tiefbauamt der Stadt Stuttgart und
der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und
Abfall.
Demonstrationsklärwerk in Vorbereitung
Das Umweltministerium des Landes Baden-Württemburg hat im
Jahr 2001 das Ausbildungszentrum mit der Erkundungsstudie
zur Planung eines Demonstrationsklärwerks in der Provinz
Liaoning beauftragt. Die Vorplanung für eine
Demonstrationskläranlage in Fuxin in der Provinz Liaoning
ist bereits fertiggestellt, 2004 soll die Anlage in Betrieb
gehen.
Impulse für den Aufbau umweltverträglicher Strukturen
"Die Ausbildung von Abwasserfachleuten muss auch künftig
weiter verfolgt und noch verstärkt werden", meint dazu Dr.
Yuan. Das Projekt habe sicherlich Impulse für den Aufbau
umweltverträglicher Strukturen in China geben können;
angesichts der Dimension des Problems sei dies jedoch nur
ein kleiner Beitrag.
Durch die Kurse in China und die Seminare für die
Tiefbauamtsleiter in Deutschland konnte auch vermittelt
werden, dass allein durch den Bau von Klärwerken kein
nachhaltiger Gewässerschutz möglich ist. Um dies zu
erreichen, ist auch eine Behandlung des Regenwassers
notwendig. Die in Deutschland heute gebräuchliche
Verfahrenstechnik wurde maßgeblich von Prof. Krauth
mitentwickelt und den Randbedingungen in China angepasst.
Der auf diesem Spezialgebiet weltweit führenden deutschen
Industrie öffnet sich damit ein weiterer Markt in China.
KONTAKT
Prof. Dr.-Ing. Johannes Pinnekamp,
Deutsch-chinesisches
Ausbildungszentrum für kommunale Abwasserbehandlung am Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft,
Bandtäle 2, 70569 Stuttgart,
Tel. 0711/685-3723,-5415,
Fax 0711/685-3729,
e-mail: pinnekamp@iswa.uni-stuttgart.de