Zur Zeit zählt acatech, das so
prominente Mitstreiter wie den ehemaligen BMW-Chef Joachim
Milberg als Präsidenten und den früheren Bundespräsidenten
Roman Herzog als Beiratsvorsitzenden gewinnen konnte, rund
200 Mitglieder aus den Akademien der Wissenschaften, aus
Universitäten, Forschungseinrichtungen sowie aus
Unternehmen. Darunter ist Prof. Günter Pritschow, Direktor
des Instituts für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen
und Fertigungseinrichtungen und ehemaliger Uni-Rektor. In
einem Gespräch mit dem unikurier erläutert er die Gründe für
sein Engagement.unikurier: Welche Funktion haben Sie bei acatech?
Pritschow: Ich bin stellvertretendes Vorstandsmitglied und außerdem Leiter des Arbeitskreises Ingenieurausbildung. Hier denken
wir über mehrere Dinge nach. Zum einen, wie man das
Ingenieurstudium interessanter gestalten kann. Wie kann man
zum Beispiel den ersten, sehr theorielastigen Teil für die
Studierenden besser gestalten? Zweitens: wie baut man ein
Bachelor/Master-System auf, mit dem sich die Ausbildung an
Universitäten und Fachhochschulen am Standort Deutschland
verbessert statt verschlechtert? Drittens: wie bringt man
die Schüler dazu, sich mehr für Technik zu interessieren?
unikurier: Warum engagieren Sie sich für acatech?
Pritschow: Wir befinden uns in Deutschland zur Zeit in einer
gesellschaftlichen Krisensituation mit Tendenz zum
Technik-Pessimismus. Alles, was mit Risiken verbunden ist
und in anderen Ländern schon längst durchgeführt wird, wird
hier nach der Methode verhandelt "Fortschritt ja - aber
bitte ohne Risiko". Die Gentechnik ist dafür ein Beispiel.
Ein Grund dafür liegt darin, dass den Menschen Angst macht,
was sie nicht kennen. Wir brauchen deshalb deutlich mehr
Kommunikation zwischen Technikern und der Gesellschaft, um
ein innovationsfreundlicheres Klima in der Deutschland zu
entwickeln.
unikurier: Inwieweit ist acatech für die Universität Stuttgart
wichtig?
Pritschow: acatech versteht sich als Verbindungselement zu all den
Kräften, die innovationsrelevant sind. Forschung und Lehre
sind dabei ein entscheidendes Standbein. Die Universität
Stuttgart ist einer der bedeutenden Forschungsstandorte
unter den deutschen Hochschulen. Deswegen ist es notwendig,
unsere Stimme bei denen zu Gehör zu bringen, die Einfluss in
der Gesellschaft haben.
Die Fragen stellte Roland Muigg.
KONTAKT
acatech - Konvent für Technikwissenschaften der Union der
deutschen Akademien der Wissenschaften e.V., Amiraplatz 3, 80333 München
Tel. 089/382-21005,
Fax. 089/382-21002,
e-mail: info@acatech.de sowie unter
www.acatech.de
Professoren der Universität Stuttgart sind bei acatech
gut vertreten. Zu den Mitgliedern zählen neben Günter
Pritschow Philipp Hartl (Emeritus für Navigation), Wolfgang
Kaiser (Emeritus für Nachrichtenübertragung), Paul J. Kühn
(Institut für Kommunikationsnetze und Rechnersysteme),
Dieter Spath (Institut für Arbeitswissenschaft und
Technologiemanagement), Karl Stephan (Emeritus für
Technische Thermodynamik und Thermische Verfahrenstechnik),
Engelbert Westkämper (Institut für Industrielle Fertigung
und Fabrikbetrieb). Neben dem langjährigen Stuttgarter
Wissenschaftler und jetzigen Präsidenten der
Fraunhofer-Gesellschaft, Hans-Jörg Bullinger, ist unter den
Mitgliedern übrigens auch ein Ehrendoktor der Uni zu zu
finden: Manfred Nußbaumer, Vorstandsvorsitzender der Ed.
Züblin AG. |