Jürgen Giesecke verstand es, in
seinem Beruf eine Brücke von der Theorie zur Praxis zu
schlagen. "Nicht nur an der Uni, sondern weltweit haben Sie
sich einen Namen gemacht", bescheinigte Rektor Dieter
Fritsch dem Wasserbauer. Giesecke, der 2002 seinen 70.
Geburtstag*) feierte, war und ist in zahlreichen Verbänden
und Gremien tätig. So beriet er auch das Land
Baden-Württemberg unter anderem beim Thema Hochwasserschutz.
"Es war immer gut, einen so kompetenten Partner zu haben",
wusste der Stuttgarter Regierungspräsident Dr. Udo Andriof
Gieseckes Tätigkeit als Landesgutachter zu schätzen.
Vielfältige Aufgaben an der Uni
Prof. Jürgen Giesecke, von 1990 bis 1992 Rektor der Uni
Stuttgart, prägte das Leben an der Universität auf
vielfältige Weise. Abwech-selnd mit seinem 2002 verabschiedeten Kollegen Prof.
Helmut Kobus*) leitete er das Institut für Wasserbau,
daneben engagierte er sich als Dekan und langjähriges
Senatsmitglied. An Gieseckes pointierte Reden bei Sitzungen
im Fakultätsrat erinnert sich der Dekan der Fakultät Prof.
Wolfram Ressel gerne und ein bisschen mit Wehmut: "Die
Sitzungen werden möglicherweise kürzer, aber auch ärmer."
Unermüdliches Engagement
Seine Vorstellungen vom Beruf eines Bauingenieurs umriss
der Vorsitzende der Stiftung Bauwesen Prof. Volker Hahn:
"Uraufgabe der Bauingenieure ist es, Verantwortung für die
Gesellschaft zu tragen, indem menschlicher Lebensraum
verbessert wird. Es geht hierbei nicht nur um rein
technische Fragestellungen." Genau das war auch der Antrieb
für Gieseckes unermüdliches berufliches Engagement. Ob für
eine Meerwasserentsalzungsanlage in Saudi-Arabien, für
Wasserkraftprojekte in Äthiopien oder die
Trinkwassertalsperre Kleine Kinzig im Schwarzwald, weltweit
war der kompetente Wasserbauer im Einsatz. In seiner
Abschiedsvorlesung "Aktuelle Aufgabenvielfalt in Wasserbau
und Wasserwirtschaft" nahm er die Gäste mit auf eine Reise
zu einigen seiner Wirkungsstätten. Trink- und Brauchwasser, Energieerzeugung und Hochwasserschutz - die Bandbreite
der Anforderungen an das Wasser, die in seinem Beruf
beachtet werdet müssen, sei groß, machte Giesecke seinen
Zuhörern deutlich. Daneben würden auch die Freizeitnutzung
und die ökologische Bedeutung als Lebensraum für Vögel,
Fische und viele andere Tiere in Planungen mit einbezogen.
Hydrologische Untersuchungen, Wassermengenwirtschaft,
Hydraulik und Geotechnik, diese Fachgebiete gehören auch zu
seinem Beruf. Doch für Giesecke steht fest: "Der
konstruktive Wasserbau ist die Königsdisziplin des
Bauingenieurwesens."
Seinen Mitarbeitern dankte Prof. Jürgen Giesecke für ihre
Kreativität, Begeisterungsfähigkeit und ihr
Durchhaltevermögen. "Sie werden ein großartiges Team
antreffen", versprach er seiner Nachfolgerin Silke Wieprecht.
Birgit Vennemann
*) Siehe dazu Stuttgarter
unikurier Nr. 91, 1/2003