„Im Umgang mit Baudenkmälern gibt es in Deutschland
Defizite“, erklärt Georg Adlbert, Geschäftsführer der
Wüstenrot Stiftung. Seit der Wiedervereinigung hat die
Stiftung ein Denkmalprogramm zur Erhaltung wertvoller
Bausubstanz in Deutschland eingerichtet und dabei - so
Adlbert - festgestellt, wie schwierig es ist, geeignete
Architekten zu finden, denn beim Bauen im Bestand ist ein
hohes Maß an baumeisterlichem Wissen notwendig und eine
gewisse Sensibilität. Mit der Gastprofessur, deren
Schwerpunkt auf den Bauten der Moderne im 20. Jahrhundert
liegt, soll nun „ein Impuls in der Ausbildung“ gesetzt
werden, der - so die Hoffnung der Stiftung - nach den fünf
Jahren von der Universität weiter getragen wird.
Unter den zwölf Architekturfakultäten an den deutschen
Universitäten wurde Stuttgart auserkoren - zum einen
aufgrund der guten Erfahrungen, die schon 1997 bei der
Einrichtung der Stiftungsprofessur für Wohnbau*) gemacht
wurden, zum anderen wegen des Vertrauens, das sich im Rahmen
der Zusammenarbeit ergeben hat. „Wir möchten einen
prominenten Vertreter seines Fachs gewinnen“, betont
Uni-Rektor Prof. Dr. Dieter Fritsch, der das Engagement der
Wüstenrot Stiftung sehr begrüßt, können doch nun die
Institute ihre Lehrinhalte zum Arbeitsfeld Planen und Bauen
im Bestand erheblich erweitern. Voraussichtlich wird die
Gastprofessur Anfang 2005 besetzt werden können.
Während der Anteil der Neubauten am
Bauinvestitionsvolumen in Deutschland abnimmt, betragen die
Investitionen im Baubestand nahezu zwei Drittel - gute
Berufsperspektiven also für die Studierenden der Architektur,
die sich während ihres Studiums mit dem Vertiefungsfach
Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege beschäftigt haben.
Komplex denken, historische und kulturhistorische Bezüge
beachten, mit modernsten Techniken arbeiten, „das ist
spannender als der Bau auf der grünen Wiese“, wirbt Tilman
Harlander für das Bauen im Bestand.
Julia Alber
*) Der unikurier berichtete in der Nr. 70/ März 1996, S.
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