Autonome Putzroboter oder Müllautos, die sich die Tonnen
selbst ergreifen, sind längst im Alltag unterwegs. Und seit
Computerhund Aibo japanische Senioren verzückt, werden der
Technik sogar Gefühle zugesprochen. Doch wie bringt man
einer Maschine Emotionen bei? Und wie lernt die Technik, aus
einer „Empfindung“ heraus geplant zu handeln? Die Fragen,
die Prof. Rüdiger Dillmann von der Uni Karlsruhe in seinem
Vortrag „Von autonomen Robotern zu Multiagentensystemen“
anschnitt, standen im Mittelpunkt des ersten Teils des
Kolloquiums, der dem Arbeitsgebiet von Prof. Levi gewidmet
war.
Eine Antwort kommt aus der Psychologie, wie Prof.
Dietrich Dörner in einem Vortrag zur Simulation
psychologischer Prozesse erläuterte. „Motive und Gefühle
lassen sich in spezifischen Mustern darstellen und werden
dadurch berechenbar,“ sagte der Bamberger, „so lassen sich
einfache Roboter zu humanoiden Maschinen weiterentwickeln.“
Zwei Arbeitsgebiete
Der zweite Teil des Kolloquiums war dem Arbeitsgebiet von
Prof. Claus gewidmet, der sich mit Verkehrsmodellierung,
genetischen Algorithmen und der Optimierung kombinatorischer
Funktionen befasst. Algorithmen und Datenstrukturen standen
denn auch im Mittelpunkt des Vortrags von Prof. Thomas
Ottmann. Der Freiburger sprach über „Relaxierte balancierte
Bäume“. Und weil Fragen der Wissensvermittlung Prof. Claus
besonders am Herzen liegen, gab Prof. Andreas Schwill von
der Uni Potsdam einen Überblick über die Entwicklung der
Didaktik in der Informatik.
„Die Hochkarätigkeit der Referenten und der große
Zuhörerkreis sind Ausdruck der Wertschätzung für das Wirken
unserer Jubilare“, betonte der Dekan der Fakultät 5, Prof.
Paul Kühn. „Beide haben sich um den Auf- und Ausbau unserer
informatischen Institute höchst verdient gemacht und ihre
Internationalisierung vorangetrieben.“ In seiner Einführung
ließ Kühn Biographie und Werk der beiden Professoren Revue
passieren.
Experte für humanoide Roboter
Prof. Levi, aus Oberschlesien stammend, gilt als
anerkannter Experte für humanoide Roboter. Einer breiteren
Öffentlichkeit bekannt wurde er mit seinen Fußballrobotern,
die schon bei Weltmeisterschaften antraten und auf die sich
bei der Veranstaltung - drei Tage nach dem Ausscheiden der
deutschen Kicker bei der Europameisterschaft - so manche
Hoffnung gerichtet haben dürfte.
Der studierte Physiker habilitierte sich 1988 an
der Uni Karlsruhe in der Informatik. Im gleichen Jahr
übernahm er an der TU München die Professur für Künstliche
Intelligenz und Bildverstehen. 1992 folgte er dem Ruf nach
Stuttgart an das Institut für Parallele und Verteilte
Systeme. Seine Hauptarbeitsfelder sind Bildverstehen,
Robotik, Multiagentensysteme und massiv parallele
Algorithmen. Zudem ist Levi Bereichsleiter für Mobilitäts-management
und Robotik am Forschungszentrum für Informatik in Karlsruhe.
Pionier der Informatik
Prof. Claus zählt zu den Pionieren
der Informatik in Deutschland. Der gebürtige Berliner wurde
bereits während seines Habilitationsverfahrens als
28-Jähriger an die Uni Dortmund berufen, wo er als Professor
für Programm-iersysteme und Gründungsdekan die Informatik
aufbaute. Auch die Uni Oldenburg verdankt ihm den Aufbau
dieses Fachbereichs. Nach Stuttgart kam er 1992, wo er als
Professor für Formale Konzepte wirkt und Vorsitzender des
Informatik-Forums Stuttgart ist.
Auch in die Gremienarbeit bringt
Prof. Claus sich mit viel Engagement ein. Er diente der Uni
als Dekan der früheren Fakultät Informatik und ist derzeit
Vorsitzender des Fakultätentags Informatik. Überregional hat
er sich unter anderem als Fachgutachter der DFG sowie als
Leiter des Bundeswett-bewerbs Informatik einen Namen gemacht.
Und selbst Pennälern ist Claus ein Begriff: Er ist einer der
beiden Autoren des Duden und des Schülerduden Informatik.
Andrea Mayer-Grenu
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