Unter der Leitung von Prof. Hans-Christian Reuss, einem
ausgewiesenen Fachmann auf dem Gebiet der Mecha-tronik, kann
nun im Studiengang Fahrzeug- und Motorentechnik die
Kraftfahrzeugmechatronik als neues Haupt- und Pflichtfach
gewählt werden - 50 Studierende haben sich schon dafür
entschieden.
Der 1998 eingeführte und bundesweit einmalige
Diplomstudiengang Fahrzeug- und Motorentechnik kann mit den
größten Anfängerzahlen aufwarten - 358 Studierende haben
sich eingeschrieben. Doch weit wichtiger: „Die Absolventen
werden uns aus den Händen gerissen“, weiß Michael Bargende,
der nicht nur Direktor des IVK ist, sondern auch
Vorstandsvorsitzender des Forschungsinstituts für
Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart (FKFS). 1930
wurde das, so Bargende, „größte unabhängige Institut in
Baden-Württemberg für Fahrzeug- und Motorentechnik“
gegründet. Die Stiftung bürgerlichen Rechts, in deren
Kuratorium Vertreter großer Auto- und Zulieferfirmen sitzen,
finanziert sich durch Forschungs- und Entwicklungsprojekte,
die hauptsächlich im Auftrag der Automobilindustrie
durchgeführt werden. Diesem Umstand ist es auch zu
verdanken, dass die 2002 vom Institut gestartete Suche nach
Lehrstuhlstiftern erfolgreich verlief: die Unternehmen Behr,
Bosch, Dekra, Porsche und die ZF Friedrichshafen finanzieren
den Lehrstuhl für Kraftfahrzeugmechatronik mit 1,9 Millionen
Euro über zehn Jahre. „Nun können wir das Kraftfahrzeug
komplett und ganzheitlich bearbeiten“, betonte Prof. Jochen
Wiedemann vom Lehrstuhl für Kraftfahrwesen am IVK und
Vorstandsmitglied des FKFS.
Konsequenter Ausbau
Ohne Mechatronik läuft in der Kraftfahrzeugentwicklung heute
fast nichts mehr: In dem um 1975 in Japan gepräg-ten Wort
treffen Maschinenbau, Elektrotechnik und
Informationsverarbeitung zusammen. „Das Kraftfahrzeug ist
ein eindrückliches Beispiel für ein mechatronisches System“,
erklärte Hans-Christian Reuss, finden sich darin doch
beispielsweise unter vielem anderen Automatikgetriebe, ABS
(automatisches Antiblockiersystem), elektronische
Motorensteuerung, Sicherheits- und
Fahrerinformationsfunktionen - im VW Phaeton beispielsweise
verbindet all diese Systeme ein vier Kilometer langer
Kabelbaum. „Wir brauchen Ingenieure, die die Kunst der
Mechatronik beherrschen, die das denken können und nicht nur
Dreierteams“, betonte Reuss, und: „Mit dem
Stiftungslehrstuhl für Kfz-Mechatronik setzt die Universität
Stuttgart den Ausbau des Schwerpunkts Kraftfahrzeugtechnik
konse-quent fort. Dies ist umso wichtiger, als Stuttgart
nicht nur die Wiege des Automobils, sondern nach Detroit der
weltweit zweitgrößte Standort der Automobilindustrie ist.“
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Komplexe technische Komponenten machen Systeme wie dieses
CVT Getriebe störanfällig.
(Quelle: Institut) |
Für die Lehre hat sich Hans-Christian Reuss
vorgenom-men, die „Leute sollen selbst Hand anlegen und mit
den vorhandenen Werkzeugen arbeiten.“ Vom Trocken-schwimmen
hält der Professor nichts, der zugleich auch
Vorstandsmitglied des FKFS ist. Ziel der Forschung wird die
Entwicklung neuer Funktionen für das Auto sowie die
Erarbeitung und Verbesserung von Methoden und Werkzeugen für
Entwurf, Test und Diagnose sein. So stehen beispielsweise
Auslegung und Regelung von Hybridantrieben auf der
Forschungsagenda, die voraus-schauende Steuerung des
Antriebssystems mit Hilfe digitaler Karten und GPS-Ortung,
Fahrerassistenz-systeme sowie die Entwicklung
situationsbezogener Gangwahlstrategien für automatische
Getriebe im Pkw und im Nutzfahrzeug. Und: Da Reuss an seinen
Wechsel von der Technischen Hochschule Dresden an die Uni
Stuttgart eine Bedingung geknüpft hat, wird bald ein
Vierrad-Multikonfigurations-Bordnetz und
Antriebsstrang-prüfstand das Forschungsfeld am Institut
erweitern. „Der Kanzler hat zugestimmt, der Prüfstand wird
gebaut“, freute sich der Ordinarius des neuen
Stiftungslehrstuhls Kraftfahrzeugmechatronik.
Julia Alber
KONTAKT
Prof. Hans-Christian Reuss
Institut für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen
Tel. 0711/685-5628
Fax 0711/685-5710
e-mail:
info@ivk.uni-stuttgart.de
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