„Die Idee der Lebenslaufkostenrechnung (Life Cycle Costing)
leuchtet jedem ein, der schon mal ein Auto oder einen
Tintenstrahldrucker gekauft hat“, erklärt Projektleiter Jörg
Niemann: Der Anschaffungspreis ist meist nur die Spitze des
Eisbergs. Mit den Jahren kommen Wartungs- und Betriebskosten
dazu, die den ursprünglichen Preis oft um ein Vielfaches
übersteigen.
Noch komplexer sind die Probleme in der Industrie. Wer
hier eine Maschine kauft, will nicht nur eine intakte Anlage
geliefert bekommen. Er muss die Maschine verändern, wenn ein
neues Produkt gefertigt werden soll, braucht Schulungen und
am Ende Unterstützung bei der Entsorgung - und das möglichst
alles aus einer Hand. Für den Hersteller sind solche „Rundrum-Sorglos-Pakete“,
wie sie im Rahmen der heiß diskutierten Betreiber-modelle
verlangt werden, ein schwer kalkulierbares Risiko. Nur eine
kleine Minderheit der Maschinenbauer ist denn auch bereit,
darauf einzusteigen.
Vorteile für beide Seiten
Hier können Life-Cycle-Cost-Verträge eine Alternative sein.
Bei dieser neuartigen Kooperationsform garantiert der
Hersteller für die gesamte Maschinenlebensdauer eine feste
Höhe der Wartungskosten. Übersteigen die tatsächlichen
Kosten den Ansatz, wird der Hersteller in die Pflicht
genommen. Bleiben sie darunter, winken Rückerstattungen.
Das System hat Vorteile für beide Seiten: Der Kunde
bekommt eine stabile Kalkulationsgrundlage und kann auf
Marktschwankungen robust reagieren. Dafür wird er
ver-pflichtet, den Betriebsbedingungen nachzukommen und
beispielsweise feste Wartungsintervalle einzuhalten. Die
Hersteller dagegen hoffen auf gute Geschäfte: Sie könn-en
ihren Kunden Original-Ersatzteile, Zusatzleistungen und
Modernisierungsprozesse einzeln verkaufen. „Durch
Life-Cost-Cycle-Verträge wandelt sich das klassische
Kunden-Lieferanten-Verhältnis hin zu einer kooper-ativen
Systempartnerschaft“, sagt IFF-Leiter Prof. Engelbert
Westkämper, der auch dem IPA vorsteht. „Der Nutzen für beide
Partner liegt in der Ausschöpfung dieser Synergien.“
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Kooperative Produktoptimierung: Anlagen bleiben im Netzwerk
des Herstellers.
(Foto: Institut) |
Viel versprechende Signale
Obwohl in Deutschland erst wenige Verträge abgeschlossen
wurden, scheint das System viel versprechend: 45 Prozent der
befragten Hersteller können sich vorstellen, mit
Life-Cycle-Cost-Verträgen während des gesamten
Produktions-lebenslaufes ihres Erzeugnisses in der
Verantwortung zu bleiben. Und die ersten Praxisbeispiele
zeigen, dass die Unternehmen bei konsequenter Umsetzung mit
Wettbe-werbsvorteilen rechnen können. Die Studie entstand im
Rahmen einer jüngst mit dem Preis der „Gustav-Magen-wirth-Stiftung
ausgezeichneten Diplomarbeit. Sie analysiert den Bedarf und
liefert durchweg positive Argumente für die Einführung von
Life-Cycle-Cost-Verträgen. Firmen, die sich für das Modell
interessieren, bietet das IFF Beratung und Unterstützung an.
amg
KONTAKT
Jörg Niemann
Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF)
Tel. 0711/970-1165
Fax 0711/970-1220
e-mail:
jon@iff.uni-stuttgart.de
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