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Stuttgarter unikurier Nr. 95 Mai 2005
Life-Cycle-Cost-Verträge unter der Lupe:
Liefern alleine reicht nicht

Maschinenhersteller müssen die Verantwortung für ihr Produkt während der gesamten Lebensdauer übernehmen. Dies ergab eine Umfrage unter Werkzeugmaschinen-Kunden und -herstellern. Ein Weg dazu sind so genannte Life-Cycle-Cost-Verträge (Blockgarantien). Sie standen im Mittelpunkt einer Studie des Instituts für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF) der Uni sowie des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA).
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„Die Idee der Lebenslaufkostenrechnung (Life Cycle Costing) leuchtet jedem ein, der schon mal ein Auto oder einen Tintenstrahldrucker gekauft hat“, erklärt Projektleiter Jörg Niemann: Der Anschaffungspreis ist meist nur die Spitze des Eisbergs. Mit den Jahren kommen Wartungs- und Betriebskosten dazu, die den ursprünglichen Preis oft um ein Vielfaches übersteigen.

 Noch komplexer sind die Probleme in der Industrie. Wer hier eine Maschine kauft, will nicht nur eine intakte Anlage geliefert bekommen. Er muss die Maschine verändern, wenn ein neues Produkt gefertigt werden soll, braucht Schulungen und am Ende Unterstützung bei der Entsorgung - und das möglichst alles aus einer Hand. Für den Hersteller sind solche „Rundrum-Sorglos-Pakete“, wie sie im Rahmen der heiß diskutierten Betreiber-modelle verlangt werden, ein schwer kalkulierbares Risiko. Nur eine kleine Minderheit der Maschinenbauer ist denn auch bereit, darauf einzusteigen.

 

 

Die Anschaffungskosten einer Maschine sind meist nur die Spitze des Eisbergs... (Quelle: Institut)

Vorteile für beide Seiten

Hier können Life-Cycle-Cost-Verträge eine Alternative sein. Bei dieser neuartigen Kooperationsform garantiert der Hersteller für die gesamte Maschinenlebensdauer eine feste Höhe der Wartungskosten. Übersteigen die tatsächlichen Kosten den Ansatz, wird der Hersteller in die Pflicht genommen. Bleiben sie darunter, winken Rückerstattungen.

 Das System hat Vorteile für beide Seiten: Der Kunde bekommt eine stabile Kalkulationsgrundlage und kann auf Marktschwankungen robust reagieren. Dafür wird er ver-pflichtet, den Betriebsbedingungen nachzukommen und beispielsweise feste Wartungsintervalle einzuhalten. Die Hersteller dagegen hoffen auf gute Geschäfte: Sie könn-en ihren Kunden Original-Ersatzteile, Zusatzleistungen und Modernisierungsprozesse einzeln verkaufen. „Durch Life-Cost-Cycle-Verträge wandelt sich das klassische Kunden-Lieferanten-Verhältnis hin zu einer kooper-ativen Systempartnerschaft“, sagt IFF-Leiter Prof. Engelbert Westkämper, der auch dem IPA vorsteht. „Der Nutzen für beide Partner liegt in der Ausschöpfung dieser Synergien.“ 

 

Kooperative Produktoptimierung: Anlagen bleiben im Netzwerk des Herstellers.           (Foto: Institut)

Viel versprechende Signale

Obwohl in Deutschland erst wenige Verträge abgeschlossen wurden, scheint das System viel versprechend: 45 Prozent der befragten Hersteller können sich vorstellen, mit Life-Cycle-Cost-Verträgen während des gesamten Produktions-lebenslaufes ihres Erzeugnisses in der Verantwortung zu bleiben. Und die ersten Praxisbeispiele zeigen, dass die Unternehmen bei konsequenter Umsetzung mit Wettbe-werbsvorteilen rechnen können. Die Studie entstand im Rahmen einer jüngst mit dem Preis der „Gustav-Magen-wirth-Stiftung ausgezeichneten Diplomarbeit. Sie analysiert den Bedarf und liefert durchweg positive Argumente für die Einführung von Life-Cycle-Cost-Verträgen. Firmen, die sich für das Modell interessieren, bietet das IFF Beratung und Unterstützung an.                        amg

 

KONTAKT

Jörg Niemann
Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF)
Tel. 0711/970-1165
Fax 0711/970-1220
e-mail: jon@iff.uni-stuttgart.de

 

 


last change: 03.06.05 / yj
Pressestelle der Universität Stuttgart

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