Vor diesem Hintergrund wurde unter der Federführung des
Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle
Energie-anwendung der Universität Stuttgart (IER) in
Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) in Stuttgart, dem Lehrstuhl für
Energiesysteme und Energiewirtschaft (LEE) der Ruhr-Universität
Bochum sowie der Forschungsstelle für Energiewirtschaft in
München (FfE) mit finanzieller Förderung des
Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) eine
Studie durchgeführt. Ziel des Vorhabens war es, für
ausgewählte Stromerzeug-ungstechniken, die in Deutschland
voraussichtlich im Jahr 2010 verfügbar sind,
Lebenszyklusanalysen zu erstellen.
Von der „Wiege bis zur Bahre“
Während früher lediglich die unmittelbaren
Umweltauswirkungen durch die betriebs-bedingten Emissionen
eines Kraftwerks betrachtet wurden, hat sich in den letzten
Jahren der Ansatz der Lebenszyklusanaly-se durchgesetzt, bei
dem auch Umweltbe-einträchtigungen bei der Herstellung und
der Entsorgung mit einbezogen werden.
Die Analysen von der Energieträger- und
Materialbereitstellung über den Anlagenbau, der Nutzung (Stromerzeugung)
bis zur Anlagen-Demontage ermöglichen eine detaillierte
Beschreibung der gesamten Ressourceninanspruchnahme und der
freigesetzten Emissionen einer Technik. Mit diesem
ganzheitlichen Ansatz wird es möglich, verschiedene
Technologien umfassend zu charakter-isieren.
Entwicklungen nutzen
Die Abbildung zeigt beispielhaft Ergebnisse der
Lebenszyklusanalyse verschiedener Stromerzeugungstechniken.
Beim Einsatz von Erdgas werden um mindestens den Faktor zwei
weniger CO2-Emissionen frei als beim Einsatz von Kohle. Die
Hauptursache liegt dabei in der grundsätzlich
emissionsärmeren Verbrennung des Rohstoffes Erdgas. Bei der
Betrachtung der Kohleverstromung weisen fortschrittliche
Techniken wie IGCC (Integrated Gasification Combined Cycle)
und DWSF (Druckwirbelschichtfeuerung) geringere Emissionen
auf. Diese erst in den letzten Jahren verstärkt voran
getriebenen Techniken verdeutlichen, dass durch Forschung
und Entwicklung auch bei der Kohle weitere
Effizienzverbesserungen zu erreichen sind.
Zusätzliche
Emissionsminderungspotentiale sind bis 2010 im Bereich der
Bereitstellung fossiler Energieträger zu erwarten,
beispielsweise durch die Nutzung von Grubengas beim
Kohleabbau sowie die Verringerungen von Leck-agen im
Erdgas-Pipelinesystem.
Ausgehend
vom Ressourcenverbrauch und den freigesetzten Emissionen
ermittelt die Studie, wie stark jede Strom-erzeugungstechnik
während ihres gesamten Lebenszyklus zur Belastung von Klima
und Umwelt bzw. zur Ressour-ceninanspruchnahme beiträgt.
Dabei werden die Aspekte Treibhausproblematik, Versauerung,
Eutrophierung sowie Ressourcenverbrauch untersucht. Ein
Vergleich der Techniken zeigt, dass die regenerative
Stromerzeugung deutlich weniger Emissionen freisetzt, die
zum Treibhauseffekt und zur Versauerung beitragen, als die
Verstromung fossiler Energieträger. Dies ist jedoch häufig
mit einem höheren Ressourcenverbrauch verbunden. Auffällig
sind jedoch biogen gefeuerte Techniken, die
Versauerungspotentiale auf dem Niveau von kohlebasierten
Stromerzeugungs-techniken aufweisen.
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Bis zum Jahr 2020 werden mehr als 40 Gigawatt zusätzliche
Kraftwerkskapazität gebraucht. (Quelle:
Informationszentrale der Elektrizitätswirtschaft) |
Kein Königsweg
Die Einbeziehung aller Lebensphasen bei der Betrachtung
von Stromerzeugungstechniken zeigt, dass es kein
emission-sfreies System für die Stromerzeugung gibt. Selbst
Technik-en, die während der Stromerzeugungsphase keine
nennens-werten Schadstoffe in die Luft abgeben (beispielsweise
bei Windkraftanlagen oder Photovoltaik-Modulen), weisen bei
Rohstoffabbau und -aufbereitung sowie bei Produktion und
Abbau der Energieanlagen Emissionen auf.
Der Abschlussbericht zu dem Vorhaben ist im VDI
Verlag, Düsseldorf, unter dem Titel „Lebenszyklusanalysen
ausge-wählter zukünftiger Stromerzeugungstechniken“ (ISBN
3-931384-50-0) veröffentlicht.
Kontakt
Dr.-Ing. Markus Blesl
Institut für Energiewirtschaft und Rationelle
Energieanwendung
Tel. 0711/78061-35
Fax 0711/780-3953
e-mail:
mb@ier.uni-stuttgart.de
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