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Stuttgarter unikurier Nr. 95 Mai 2005
Neues vom Stuttgarter Wilhelma-Schwamm:
Kleinkrebse rauben Tethya den Schlaf

Der kleine Schwamm Tethya wilhelma, den Biologen der Uni vor zwei Jahren in Stuttgarts Zoologi-schem Garten, der Wilhelma, entdeckt hatten, hat es jüngst sogar auf die Titelseite von „The Journal of Experimental Biology“ gebracht. Zu berichten gibt es Wundersames über den „schnellsten Schwamm der Welt“: Tethya schläft in der Nacht und reagiert auf störenden Besuch.
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In einem Forschungsbeitrag (The Journal of Experimental Biology 207, 4515-4524, 2004) analysiert Dr. Michael Nickel vom Biologischen Institut der Uni das Verhalten der weißen, kugelförmigen Schwammkörper mit Hilfe digitaler Bildverarbeitung. Dabei zeigte sich, dass Tethya nicht nur wandert, sondern der Schwammkörper auch ungewöhnlich stark kontrahieren kann. Das Körpervolumen schrumpft dabei um bis zu 70 Prozent. Wasser aus dem Kanalsystem im Inneren des Schwammes strömt aus und wird in der folgenden Phase der Volumenzunahme durch frisches Umgebungswasser ersetzt. „Der gesamte Ablauf erinnert entfernt an einen Atemzug“, vergleicht Nickel. Dabei können bei jedem Einströmvorgang Nährstoffe und gelöster Sauerstoff in großer Menge in den Schwamm gelangen. Die Kontraktionen wiederholen sich rhythmisch.

 

Schläft in der Nacht und reagiert auf Besuch: Wilhelma-Schwamm Tethya.         (Quelle: Institut)

Ungelöste Rätsel

Die Rhythmik ist abhängig von der Tageszeit. Während der Schwamm am Tage regelmäßig und oft mehr als einmal pro Stunde kontrahiert, verlängern sich die Intervalle zwischen den Kontraktionen bei Nacht deutlich. Doch diese Ruhephase kann gestört werden. In Exper-imenten im Aquarium reagierte Tethya auf den Besuch von nahrungssuchenden Kleinkrebsen mit starken Kontraktionen außerhalb des regelmäßigen Musters.

 Hinter diesen Verhaltensweisen verbergen sich neue ungelöste Rätsel: Schwämme besitzen kein Nerven-system. Noch ist völlig unklar, wie Tethya die Signale weiterleitet und verarbeitet, auf denen sein Kontraktions-verhalten und seine Bewegungen basieren. Bis Tethyas evolutionär sehr ursprüngliche Signalverarbeitung kom-plett erforscht sein wird, gibt es für die Stuttgarter Zoologen noch jede Menge zu tun. Der kleine weiße Schwamm darf also weiterhin den Wissenschaftlern „Modell stehen“.               uk

 


KONTAKT

Dr. Michael Nickel
Biologisches Institut
Tel. 0711/685-5084
Fax 0711/685-5096
e-mail: michael.nickel@bio.uni-stuttgart.de

 

 

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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