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Stuttgarter unikurier Nr. 95 Mai 2005
Kunst auf dem Campus:
Aggression vor der Uni-Bibliothek

Die scharfkantige Konstruktion der Messingplastik vor der Unibibliothek im Stadtgarten, die im Laufe der Zeit grau gewordene Farbe des Materials, das zunächst dunkel patiniert war, und vereinzelte Schmier-ereien lassen die Arbeit heute weniger präzis erscheinen als vor 40 Jahren. Die Kommission für Kunst am Bau in Stuttgart beauftragte 1960 den Bildhauer Hans Uhlmann, den Eingangsbereich der 1961 eröffneten Bibliothek zu gestalten. Uhlmann griff dafür auf Entwürfe zurück, die schon um 1959 entstanden waren. Zur Aufstellung kam die Plastik mit dem Titel „Aggression“ im Januar 1962.
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Die Messingplastik vor der Uni-Bibliothek ist die auffälligste im Stadtgarten.                                           (Foto: Bärbel Küster)

Ohne Zweifel ist es die auffälligste und mit ihren viereinhalb mal vier Metern monumentalste Plastik im Stadtgarten. Durch das Umschreiten und vielleicht auch Hindurchgehen bringt der Betrachter die Figur zum Leben. Zwei lange Standbeine tragen einen architektonisch anmutenden Kern, aus dem drei weitere Messingträger nach außen stoßen. Der Vergleich mit ausschweifenden Armen und Beinen, die sich zu bewegen scheinen, stellt sich ein. Von der Seite gesehen stemmen sich die Stützen fest in den Boden; ob Bewegung oder Stillstand vorherrscht, hängt vom Betrachterstand-punkt ab. Eine sich rücklings hinaufstoßende Gerade schiebt sich an der Fassade vorbei gen Himmel. Und was hat es mit dem nach vorne ausfahrenden Teil auf sich? Handelt es sich um eine zufällige Armbewegung oder um eine Waffe, gar um ein Geschützrohr? Man weiß nicht, ob eine Aggression abgewehrt werden soll oder diese von der Figur selbst ausgeht.

 

 
„Ich habe noch viele Fragen“ hat die Künstlerin Sigita Laubengaier eine Ausstellung überschrieben, die seit Mitte März im Gebäude der Zentralen Verwaltung der Universität am Stadtgarten zu sehen ist. Ein Teil des Erlöses aus dem Bilderverkauf kommt einer geplanten Skulptur der 1967 in Kaunas (Litauen) geborenen Künstlerin für den Kinderspielplatz am Hölderlinplatz zugute. Die vom KunstKreisRektoramt im Studium Generale der Uni organisierte Aus-stellung ist bis zum 15. Juli montags bis freitags von 8.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Unser Bild zeigt Peter Götz vom KunstKreisRektoramt mit einer Figuren-gruppe der Künstlerin, bei der ein von dunklen Mächten beherrschter Machthaber über andere Menschen bestimmt.      zi/             (Foto: Eppler)

Stilbildende Stahlplastiken

Uhlmanns künstlerische Laufbahn war nicht vorgezeichnet. Der studierte Elektromaschinenbauer lehrte von 1926 bis 1933 als Assistent von Max Kloß an der Technischen Hochschule in Berlin. Als Künstler war er Autodidakt, seine Sammler-leidenschaft für afrikanische Skulpturen und Tonköpfe brachte ihn auf die künstlerische Bahn. Er entwickelte sich vom Bildhauer geschlossener, plastischer Formen zum Stahl-konstruktivisten. Er reiste durch Europa, kam nach Russland und Paris und lernte die wichtigsten zeitgenössischen Strömungen kennen. Die Idee von „masselosen, durch-sichtigen und offenen Formen-Erfindungen“ brachte ihn bereits in den 30-er Jahren - fast gleichzeitig mit Alexander Calder und Naum Gabo - zu den Materialien Draht und Metall. Er entwickelte raumoffene Spannungsgefüge aus linearen Formen, die zunächst die Form von Köpfen nachahmten, später zu assoziativen spielerischen Elementen im Raum wurden. Ein Einschnitt kam, als Uhlmann 26. Oktober 1933 wegen einer Flugblattaktion, mit der er für seine sozialistische Überzeugung kämpfte, von der Gestapo zu anderthalb Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Nach dem Krieg präsentierte er Werke von Künstlern, die von den Nazis geächtet worden waren und übernahm als Kunstamtsleiter in Steglitz 1945 die Galerie Gert Rosen. Im Jahr 1950 wurde Uhlmann auf eine Professur an die Hochschule für bildende Künste in Berlin berufen. Ab den 50-er Jahren entstanden die ersten Stahl-plastiken - womit Uhlmann in Deutschland stilbildend wirkte. Er stieß mit seinen Werken in städtebauliche und architekto-nische Situationen vor. Zwischen 1950 und 1960 entstehen zahlreiche Großplastiken aus Stahl und Messing in deutschen Großstädten, unter ihnen die 20 Meter hohe Chrom-Nickel-Stahl-Plastik vor der Deutschen Oper in Berlin und das Mahnmal zum Gedächtnis des Widerstandes im Dritten Reich in Leverkusen-Altkenrath von 1960.
 

Anja Schmitt 

 


 

 

 

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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