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Für Susanne Lin-Klitzing vom Institut für
Erziehungswissenschaft und Psychologie, hier mit Minister
Peter Frankenberg, belohnt der Landeslehrpreis ihr
Engage-ment in der Lehre. (Foto: Murat) |
„Wir wollen Lehre und Forschung in ein Gleichgewicht
stellen“, sagte Minister Peter Frankenberg, als er den mit
je 25.000 Euro dotierten Landeslehrpreis für herausragende
Leistungen in der Lehre an Dr. Susanne Lin-Klitzing vom
Institut für Erziehungs-wissenschaft und Psychologie der
Universität Stuttgart und an Prof. Caroline Röhr vom
Institut für Anorganische und Analytische Chemie der
Universität Freiburg übergab. Beide Preisträgerinnen setzen
elektronische Medien in der Lehre ein. Susanne Lin-Klitzing
erhielt den Preis für die didaktische Konzeption, anregende
Vielfalt und die klaren Strukturen ihrer Lehrveranstaltungen.
Sie verbindet Formen offener und traditioneller Lehre ziel-
und ergebnisorientiert miteinander und kombiniert Präsenz-
mit Selbstlernphasen. „Bei der Lehrform des Gruppenpuzzles
werden immer Einzelne zu Fachleuten eines Gebiets und geben
ihr Wissen dann in Klein-gruppen an ihre Mitstudierenden
weiter“, erklärte Lin-Klitzing. Von der Dozentin verlangt
dies eine besondere Vorbereitung der Begleitmaterialien, der
ganze Lehrstoff ist in voneinander unabh-ängige Teilgebiete
zu splitten und die Materialien müssen so aufbereitet sein,
dass die Lerneinheiten selbstständig erarbeitet werden
können. Für diesen Part entwickelten die Studierenden unter
Anleitung von Susanne Lin-Klitzing eine online verfügbare
Lernsoftware. „Eine solche Grundlagen-Lernsoftware zum Thema
Didaktik ist bundesweit ein Novum“, betonte Minister
Frankenberg.
„Um die Chemie zu verstehen, müssen die Studierenden
ein räumliches Vorstellungsvermögen von Molekülen und
Strukturen haben“, und deshalb setzt Caroline Röhr in ihren
Vorlesungen neben Texten, externen Links und Grafiken auch
auf interaktiv bewegbare Abbildungen. „Diese virtuellen
Modelle“, so die Professorin für Anorgan-ische Chemie, „sind
öffentlich im Internet zugänglich und schnell zu laden“.
Erstellt mit Hilfe der Virtual Reality Modeling Language
(VRML) benötigt man weder teure noch plattformabhängige
Spezialprogramme - bis zu 15.000 Zugriffe innerhalb von 24
Stunden werden registriert und Rückmeldungen bestätigen das
weltweite Interesse an den Seiten.
Neue Wege
Bei der Gestaltung der Lehre an der Uni Stuttgart versuche
man, neue Wege zu gehen, erklärte Prof. Dieter Fritsch. Auf
dem Gebiet des e-Learning habe die Universität Stuttgart als
erste deutsche Hochschule bereits 2001 ein Konzept
entwickelt, das den Einsatz neuer Medien in der ganzen
Breite universitärer Lehre fördert (der unikurier berichtete).
So wurden mit dem Programm „100-online“ viele Vorlesungen
multimedial ins Netz gestellt und mit „self-study online“
sollen bis 2007 Teile des Studiums off-campus möglich werden
- „20 Prozent wären schön“, so der Rektor. Dies war nur
durch die Einbindung und Unterstützung des Rechenzentrums
möglich, und „erstmals haben Professoren miteinander über
ihre Lehre geredet und versucht, gemeinsam Probleme zu lösen“,
hob Fritsch hervor. Dabei sei ein sehr offenes Klima
entstanden, das habe die Uni voran gebracht hat. Jetzt gelte
es, die didaktischen Möglichkeiten und Grenzen zu überdenken.
e-Learning als Mittel zum Ziel
In seinem Vortrag „Erfolgsfaktoren und strukturelle
Voraussetzungen für e-Learning in der Hochschule“ mahnte
Prof. Michael Kerres von der Universität Duisburg Essen, der
e-Learning Einsatz sei kein Ziel, sondern ein Mittel, um
damit Ziele zu verwirklichen - zum Beispiel, um die Lehre zu
verbessern oder selbstverantwortliches Lernen zu
unterstützen. Wichtig dabei: die Voraussetzungen müssen
stimmen, darunter Organisation, Technik und entspre-chend
ausgebildete Lehrende. Prof. Horst Dichanz von der
Fernuniversität Hagen ging auf „Die bunten Blumen des
e-Learning und die Frage nach ihrer Effektivität“ ein. In
Workshops hatten die Teilnehmer anschließend Gelegen-heit,
Teilaspekte des e-Learning zu diskutieren.
Lehrkompetenz ist karrierefördernd
Zum zweiten Mal wurden am Tag der Lehre auch die
Baden-Württemberg-Zertifikate verliehen, die den Lehrenden
hochschuldidaktische Kompetenz bescheinigen. 68
Hochschullehrerinnen und -lehrer - rund 50 Prozent mehr als
im letzten Jahr - haben erfolgreich an dem
Zertifizierungsprogramm des Hochschuldidaktikzentrums
Baden-Württemberg und des Kompetenzzentrums für Medizin
teilgenommen. Karin Kaiser vom Regionalverband
Hoch-schuldidaktik Hohenheim, Stuttgart, Tübingen, Ulm
freute sich: „Eine gute Lehrkompetenz ist zunehmend auch
karrierefördernd für Hochschullehrer“. Das bundesweit
einzigartige Programm, um Lehrende und
Nachwuchs-wissenschaftler auf ihre Lehrtätigkeit
vorzubereiten, erfreut sich großer Resonanz, hat viele
Nachahmer gefunden und erfährt auch internationale
Anerkennung. Lange Zeit, so Minister Frankenberg, sei die
praktische Lehrkom-petenz im Vergleich zur
hochschuldidaktischen Forschung vernachlässigt worden. Dabei:
„Hochschullehre, die zum Lernen anregt, ist wesentlich, um
Studierende zu motivieren“, und Prof. Fritsch merkte an: „Heute
ist erst der ein richtiger Hochschuldozent, der Freude an
der Lehre hat.“
Julia Alber
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