Eine gute Universität überstehe auch schlechte Gesetze,
meinte Prof. Bertagnolli mit Blick auf das neue
Universitätsgesetz. Er erinnerte an die Probleme, die die
Mathematikerin Emmy Noether 1915 hatte, als das
Habilitationsrecht alleine den Männern vorbehalten war;
diese stellten sich zunächst gegen eine Reform. Der Dekan
berichtete weiter, dass sich der Lehrexport für die
Studiengänge anderer Fakultäten auf 76 Prozent erhöht habe.
„Das Fehling-Lab erfreut sich immer noch größter Nachfrage“,
stellte er fest, allerdings betrage die Wartezeit für das
Schülermitmachlabor drei Jahre.
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Prof. Artur Fischer mit Fullerenmodell. (Foto: Institut) |
Spektakuläres ließ der Vortragstitel von Prof. Dieter Wolf
vom Institut für Biochemie erwarten: „Der Todeskuss:
Ubiquitin und die Chemie und Biologie eines
lebensnotwendigen zellulären Regulations-prinzips“.
Anschaulich vermittelte Prof. Wolf den Zuhörern den Sinn und
Zweck des Ubiquitins (Polypeptid aus 76 Aminosäuren) in
unserem Körper. Ubiquitin ist quasi der Markierungsstoff,
der die nicht benötigten Proteine in den Körperzellen so
kennzeichnet (= Todeskuss), dass diese vom zelleigenen
Müllverwerter-system (Proteasom) entsorgt werden. Das
Ubiquitin selbst bleibt erhalten und wird wieder verwendet.
Da viele schwere Krankheiten (darunter Alzheimer,
Mukoviszidose) mit einem nicht korrekten Abbau der Proteine
zusammen-hängen, verspricht man sich von den Arbeiten auf
diesem Gebiet die Ent-wicklung neuer Me-dikamente.
Unter dem Motto „Alles prüfe der Mensch und verstehe die
Freiheit aufzu-brechen, wohin der will“ (nach Hölderlin)
überreichte der Dekan dem Absol-ventenjahrgang 2004 die
Diplomurkunden. „Es ist nicht genug zu wissen, man muss es
auch anwenden, es ist nicht genug zu wollen, man muss es
auch tun“ (Goethe) gab Prof. Bertagnolli den Doctores mit
auf den Weg.
Durchsichtige UV-Absorber
In die Welt der Chemie „jenseits der verdünnten Lösung“
entführte Prof. Klaus Müllen vom Max-Planck-Institut für
Polymer-forschung (Mainz) die Zuhörer bei seinem Vortrag zum
Thema „Nano: hat Mode Zukunft?“ Er ließ Latex-Kügelchen (organische)
Haare wachsen, verwendete dazu anor-ganische Komplexe - als
Zugeständnis an die Anorganik - und schaffte es so, die
Morphologie der Nanopartikel zu kontrollieren. UV-Absorber
haben den Nachteil, dass sie aufgrund der Agglo-meration der
Teilchen farbig sind. Durch-sichtige UV-Absorber lassen sich
mit Hilfe so genannter Nanocontai-ner herstellen, die
aufgrund ihrer Größe eine vermehrte Einlagerung der Teilchen
verhindern, berichtete Prof. Müllen über ein Projekt seiner
Arbeitsgruppe.
Preise für den Nachwuchs
Den in diesem Jahr erstmals vergebenen Rolf Sammet Preis
erhielt für seine besonderen Leistungen im
deutsch-französi-schen Doppelstudiengang Chemie Rolf Tompers.
Prof. Rolf Sammet hat in Stuttgart studiert und promoviert;
1969 wurde er Vorsitzender des Vorstandes der Farbwerke
Höchst. Sammet, eine der bekanntesten und profiliertesten
Unternehmer-persönlichkeiten der siebziger und achtziger
Jahre, brachte seine Verbundenheit zur Universität Stuttgart
durch die Ein-richtung einer Stiftung zum Ausdruck.
Anschließend verlieh Ehrensenator Prof. Artur Fischer den
nach ihm benannten Preis an Christoph Gastl (Chemie) und
Christian Greiner (Werkstoffwissenschaft). In sei-ner Rede
appellierte Prof. Fischer erneut an die Verantwortung
gegenüber den Mitmenschen. Als Basis eines beruflichen
Erfolges sieht Artur Fischer „nie versiegende Neugier,
Disziplin und krit-isches Denken“.
Isabella Waldner,
Helmut Bertagnolli
KONTAKT
Dekanat der Fakultät Chemie
Pfaffenwaldring 55, 70569 Stuttgart
Tel. 0711/685-4585, -4584, -4583
Fax 0711/685-4045
e-mail: zirkel@f03.uni-stuttgart.de,
i.waldner@ipc.uni-stuttgart.de
http://www.uni-stuttgart.de/chemie/
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Enorm nachgefragt sind die Informationsangebote
der Universität für Studieninteressenten. Beim unitag am
17. November war der Andrang so groß wie nie: rund 7.500
Schülerinnen und Schüler aus 276 Gymnasien aus den
Oberschulamtsbezirken Stuttgart und Tübingen waren der
Einladung gefolgt. Die Organisatoren von der
Studien-beratung hatten - unterstützt von einigen
Fachschaften - alle Hände voll zu tun, um den
Besucherandrang in die richtigen Bahnen zu lenken. Zum
Teil musste mit Videoübertragungen dafür gesorgt werden,
dass diejenigen, die keinen Platz mehr in den Hörsälen
bekamen, dennoch erfuhren, wie das Studium in der Luft-
und Raumfahrttechnik oder im Maschi-nenwesen läuft. -
Zufrieden waren auch die Organisator-innen vom
Gleichstellungsreferat mit der achten Runde von „Probiert
die Uni aus! - Naturwissenschaften und Technik für
Schülerinnen der Oberstufe“. Über 180 junge Frauen
nutzten die Chance, von Mitte Januar bis Mitte März 2005
in Work-shops Fächer ihrer Wahl aus insgesamt 15
Studiengängen kennen zu lernen. Insgesamt haben seit
1997 mehr als 1.300 Schülerinnen von diesem Angebot
Gebrauch gemacht. Und einige der ehemaligen
Teil-nehmerinnen betreuen nun selbst die Workshops für
den Nachwuchs. /zi (Foto: Eppler) |
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