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Stuttgarter unikurier Nr. 95 Mai 2005
Stuttgarter Symposium Kraftfahrwesen und Verbrennungsmotoren:
Autos lenken sich bald (fast) selbst

Zum sechsten Mal veranstalteten das Institut für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen (IVK) der Uni sowie das Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart (FKFS) im Februar das Stuttgarter Symposium Kraftfahrwesen und Verbrennungsmotoren. Rund 800 Teilnehmer aus Industrie und Wissenschaft diskutierten, was der Deutschen liebstes Kind noch sparsamer und sicherer macht.
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Wie von Geisterhand gesteuert startete ein fahrerloser Miniatur-Flitzer zum „Elchtest“. Bei Tempo 100 nahm er flott einen doppelten Spurwechsel und kam wenige Meter weiter abrupt zum stehen. Für das autonom fahrende Modell-fahrzeug waren die engen Kurven kein Problem. Ungeübte Autofahrer dagegen landen in vergleichbaren Situationen oft im Straßengraben.

 Deshalb entwickeln IVK und FKFS derzeit Fahrerassistenzsysteme, die mittels Umfelderkennungs- und Fahrzeug-sensorik Verkehrssituationen erkennen und bewerten können. „Autonomes Fahren ist eines der zentralen Themen des diesjährigen Symposiums“, sagte Professor Jochen Wiedemann, Leiter des Lehrstuhls Kraftfahrwesen. Künftig soll ein Überholassistent den Fahrer vor riskanten Manövern warnen und ein Kurvenassistenzsystem die Gesch-windigkeit drosseln, bevor das Auto in die Kurve rast.

 Auch die Themen Thermomanagement und Motorkühlung spielten in den rund 80 Plenar- und Fachvorträgen eine Rolle. Hier geht es um die intelligente Nutzung der im Fahrzeug verfügbaren Wärmeströme. Wie wichtig der Bereich für die Zulieferindustrie ist, zeigte ein neuer Modine-Klimawindkanal, in dem Fahrzeuge unter verschiedensten klima-tischen Umgebungen getestet werden können. Untersucht werden beispielsweise die Heizung, die Klimaanlage und das Warmlaufverhalten. Aufwändige Testfahrten werden reduziert, was Entwicklungszeit und -kosten senkt. „Modine ist ein schönes Beispiel für die Verlagerung von Hightech-Standorten nach Deutschland statt in Gegenrichtung“, betonte Wiedemann.

 

Mit diesem autonom fahrenden Versuchsfahrzeug testen Stuttgarter Wissenschaftler Fahrerassistenzsysteme.                      (Foto: Institut)  

Ziel: Weniger Emissionen

Im Bereich Verbrennungsmotoren waren die Reduzierung von Abgasemissionen sowie des Kraftstoffverbrauchs das zentrale Thema. Großes Interesse besteht an der Weiterent-wicklung von Dieselpartikelfiltern. Am Beispiel eines Sechszylinder-Motors wurde dargestellt, welche Verbesserungen durch die Interaktion eines modernen Brennverfahrens, basierend auf Common-Rail Technik der dritten Genera-tion, sowie der Abgasnachbehandlung erreicht wurden.

 Während bei der Rußfiltertechnologie für Pkw erhebliche Forschritte zu verzeichnen sind, bremste Prof. Michael Bargende, Leiter des Lehrstuhls Verbrennungsmotoren, die Erwartungen an „saubere“ Lkws: „Bis zur Erfüllung der ab 2010 geltenden strengen EU Grenzwerte für Nutzfahrzeuge werden noch erhebliche Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen erforderlich sein.“

 

Komplexität als Chance

Fragen des Bordnetzes sowie des Energiemanagements standen im Bereich Kfz-Mechatronik im Vordergrund, für den Lehrstuhlinhaber Prof. Hans-Christian Reuss neu gewonnen wurde. Ein Thema war die Beherrschung der wach-senden Komplexität von Software und Datenkommunikation im Automobil. Sie macht die Elektronik anfällig, was sich immer häufiger in Pannen und teuren Rückrufaktionen niederschlägt. Die Forderung nach einer Segmentierung des Marktes in „Hightech und Arbeitstiere“ wies Reuss jedoch zurück. „Einfach-Autos will keiner mehr. Wenn wir die Komplexität beherrschen, ist das unsere Chance für die Zukunft.“

 Die Branche sollte ihre Chancen nutzen. Zumal die Automobilsparte derzeit massiv Arbeitsplätze in Forschung und Entwicklung ins Ausland verlagert. Das Problem stand - entwickelt am Beispiel China - im Mittelpunkt einer Podium-sdiskussion. Beteiligt waren der Botschafter der Volksrepublik China in Deutschland, MA Canrong, die stellvertret-ende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer, Forschungsleiter Matthias Rabe von der Volkswagen AG, Dieter Seipl-er, Vorsitzender der Geschäftsleitung bei Mann & Hummel, sowie Prof. Jochen Wiedemann. „In den Forschungs-abteilungen der Betriebe sind bereits ein Drittel der Arbeitsplätze weg“, unterstrich FKFS-Vorstandsmitglied Konsul Volkmar W. Kübler, der die Diskussion moderierte. „Wenn der Trend auch die Grundlagenforschung erfasst, wird das zur einer Existenzfrage.“

Andrea Mayer-Grenu

 

KONTAKT

Institut für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesen sowie Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Verbrennungsmotoren Stuttgart
Tel. 0711/685-5612
Fax 0711/685-5710 und 687-3689
e-mail: info@ivk.uni-stuttgart.de, info@fkfs.de
www.ivk.uni-stuttgart.de

 


 

 

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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