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Stuttgarter unikurier Nr. 95 Mai 2005
Symposium über theoretische Aspekte der Informatik:
Ordnung ist das halbe Leben

Ob bei der Post, in Bibliotheken oder Internet-Suchmaschinen - Ordnung ist für viele Bereiche nicht nur das halbe Leben, sondern unabdingbare Voraussetzung, um Waren oder Daten schnell finden und verteilen zu können. Informatiker suchen daher stets nach Verbesserungen bekannter Sortierstrategien oder grundlege-nd neuen Ideen, um dieses Problem zu lösen. Ein in seiner Klasse optimales Verfahren hat kürzlich bei einer internationalen Konferenz an der Universität Stuttgart der italienische Nachwuchswissenschaftler Gianni Franceschini vorgestellt.
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Für die Lösung des jungen Italieners, der kurz vor dem Abschluss seiner Promotion an der Universität Pisa steht, wird nur konstanter zusätzlicher Speicher benötigt, um die bestmögliche Anzahl an Datenbewegungen und Vergleichen zu erreichen. Zusätzlich ist sein Verfahren stabil, es vertauscht also Datensätze mit identischen Schlüsseln nicht. Aber nicht nur über Sortierverfahren, sondern auch im Bereich der Gleichungen gab es Neues zu berichten. Michal Kunc aus dem tschechischen Brno konnte ein Problem lösen, das vor über 30 Jahren durch den berühmten Erfinder des Life-Spiels, den Mathematikprofessor John Conway, gestellt wurde. Die beiden Nachwuchswissenschaftler nahmen am internationalen Symposium on Theoretical Aspects of Computer Science (STACS 2005) teil, das Prof. Volker Diekert vom Institut für Formale Methoden der Informatik der Universität Stuttgart leitete. Zu der Tagung, die vom 24. bis zum 26. Februar 2005 im Informatikgebäude auf dem Vaihinger Campus der Universität stattfand, waren 137 Spitzenforscher aus der ganzen Welt angereist.

 

Auf großes Interesse stieß der öffentliche Vortrag von Manindra Agrawal über die Primzahlbestimm-ung am 23. Februar. Die Stuttgarter Gastgeber um Volker Diekert hatten den Primzahlexperten auf un-gewöhnliche Weise begrüßt: Sein Name, der Titel sowie Zeit und Ort des Vortrages waren zu einer Primzahl verrechnet an der Tafel notiert, in genau 279 Stellen.                                            (Foto: Institut)  

Spitzenforscher aus aller Welt

Die in jährlichem Wechsel in Frankreich und Deutschland aus-gerichtete Tagung gehört zu den renommiertesten auf dem Ge-biet der theoretischen Informatik. Von 217 eingereichten Arbeit-en aus über 40 Ländern wurden nur 54 zur Präsentation ange-nommen. Veranstalter der Tagung, die unter der Schirmherr-schaft der Gesellschaft für Informatik stand, war das Institut für Formale Methoden der Informatik der Uni Stuttgart mit Unter-stützung des Informatik-Forums Stuttgart (infos).
 


Von Algorithmen bis Primzahlen

Uni-Prorektor Prof. Jörg Brüdern eröffnete das Symposium. Besondere Highlights waren die einstündigen Überblicksvorträge der Professoren Uwe Schöning (Ulm), Manindra Agrawal (Kan-pur, Indien und Singapur) und Mireille Bousquet-Mélou (Bord-eaux). Prof. Schöning hat sich in Stuttgart habilitiert und ist Autor bekannter Lehrbücher. Er gab einen Überblick über Algo-rithmen in exponentieller Zeit. Die französische Mathematikerin Bousquet-Mélou erläuterte Techniken der Kombinatorik, mit denen sich beispielsweise Wege in Gittern abzählen lassen. Manindra Agrawal, bekannt durch seinen effizienten Pri-mzahltest, stellte Anwendungen algebraischer Metho-den für schwierige Probleme wie Faktorisierung und Graphiso-morphie vor. Aufgrund des großen öffentlichen Intere-sses hielt er im Vorfeld der Tagung im Rahmen des Informatik-kolloquiums einen öffentlichen Vortrag über die Prim-zahlbestimmung. Der Primzahlexperte kennt Baden-Württem-berg übrigens bereits: Er war vor einigen Jahren als Humboldt-Stipendiat ein Jahr zu Gast an der Universität Ulm.

 Doch nicht nur das wissenschaftliche Programm begeisterte die Teilnehmer aus fast 30 Ländern. Auch das Konfer-enzbankett in der Wilhelma und das Winterwetter mit Schnee und Sonnenschein trugen dazu bei, die STACS 2005 zu einem besonderen Ereignis zu machen.

 Der Konferenzband ist als Nummer 3404 der „Lecture Notes in Computer Science“ im Springer-Verlag erschienen. Weitere Informationen unter http://stacs05.fmi.uni-stuttgart.de.                                                          Hp
 

 

KONTAKT

Prof. Volker Diekert
Institut für Formale Methoden
der Informatik
Tel. 0711/7816-329, -328
Fax 0711/7816-310
e-mail: diekert@informatik.uni-stuttgart.de

 


 

 

 


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Pressestelle der Universität Stuttgart

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