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Dank der Unterstützung der Alcatel SEL Stiftung für Kommunikationsforschung konnte einer der profiliertesten Wissenschaftler auf dem Gebiet des Ubiquitous Computing für ein Fellowship am IZKT gewonnen werden: Friedemann Mattern von der ETH Zürich präsentierte im Sommersemester 2005 seine Forschungsergebnisse zu Grundlagen, Perspektiven und Auswirkungen einer Technologie, die das Alltagsleben im 21. Jahrhundert radikal verändern dürfte.
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Der Informatiker Friedemann Mattern ist mit scharfsinnigen Analysen dessen hervorgetreten, wofür die deutsche Sprache kein treffendes Wort besitzt: „Ubiquitous Computing“. Der Begriff steht für den Trend einer tief greifenden Integration von Informationstechnologie in unseren Alltag, bei welcher der Computer als sichtbares Gerät verschwindet, aber - scheinbar paradox - gleichzeitig allgegenwärtig wird. Diesen Trend ermöglichen Fortschritte in der Mikroelektronik und Kommunikationstechnik: Über Funk miteinander kommunizierende Mikroprozessoren, die kleinste Sensoren enthalten und alle möglichen Daten ihrer Umgebung erfassen können, lassen sich immer besser und billiger herstellen.
Rein technisch ließen sie sich millionenfach in die Umwelt einbringen, unsichtbar in Gegenstände einbauen - und die Gegenstände begännen, untereinander und mit dem world wide web vernetzt, miteinander zu „sprechen“. Ein gewöhnliches Alltagsding könnte weitgehend autonom Informationen mit anderen Dingen tauschen, es könnte Auskunft darüber geben, wo es sich gerade befindet, was in der Vergangenheit mit ihm geschah und was es - etwa als smarter Kühlschrank - als nächstes zu bewerkstelligen beabsichtigt. Nach der Kommunikation von Mensch zu Mensch über Telefon und der Kommunikation von Mensch und Maschine über Internet stellt das Ubiquitous Computing die dritte, bisher radikalste Phase der Informationsgesellschaft dar. In eindrucksvoller Weise stellte Mattern die aktuellsten technischen Entwicklungen vor, diskutierte aber auch die sozialen, wirtschaftlichen und datenschutzrechtlichen Auswirkungen dieser Technologie.
Seine Vorlesungsreihe „Die Informatisierung des Alltags“ wurde nicht nur von Studierenden der Geistes- und Sozialwissenschaften, sondern auch von zahlreichen Studierenden der Informatik und Elektrotechnik besucht. Besonders profitierte davon „Nexus Smartroom“, ein Studienprojekt im Rahmen des SFB 627 „Umgebungsmodelle für mobile kontextbezogene Systeme“. So konnte die Brückenfunktion zwischen den Disziplinen, die zu befördern das IZKT als seine Aufgabe versteht, für die Lehre an der Universität fruchtbar gemacht werden.
Elke Uhl
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