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Projekt vi-va analysiert Warenströme > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >
 
Virtueller Einkauf, realer Verkehr
 

Wie entwickeln sich die Verkehrsströme, wenn immer mehr Menschen im Internet einkaufen? Dies untersucht das Forschungsprojekt „vi-va“, an dem das Institut für Straßen- und Verkehrswesen der Uni sowie Kollegen aus Würzburg und Hamburg-Harburg beteiligt sind.

  Online-Shopping-Tour  

Immer mehr Endverbraucher gehen auf Online-Shopping-Tour. (Foto: Otto)

Die Abkürzung „vi-va“ bedeutet „Virtuelles Institut für Verkehrsanalysen“. Der durch die Helmholtz-Gemeinschaft geförderte Verbund analysiert, wie Informations- und Kommunikationstechnologien die Güterströme entlang der gesamten Produktions- und Distributionskette beeinflussen und welche Auswirkungen auf den Straßenverkehr zu erwarten sind. Einbezogen werden sowohl die Logistikströme zwischen Produktionsunternehmen und Handel als auch Veränderungen im Einkaufsverhalten auf der Endverbraucherseite. Im gewerblichen Bereich ist e-Commerce längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Endverbraucher dagegen begeben sich bisher nur zögerlich auf Online-Shopping-Tour: Eben mal zwei Prozent der Einzelhandelsumsätze werden nach Angaben des Hauptverbandes des deutschen Einzelhandels derzeit über das Internet abgewickelt. Doch das dürfte sich ändern, glauben Dr. Walter Vogt und Felix Schiffner, Projektleiter des Stuttgarter Parts: „Wenn die Benzinpreise weiter steigen und die Parkplätze knapper werden, wird der Kauf in der Online-Mall für neue Kundengruppen interessant.“ Experten rechnen mit Marktanteilen von fünf bis zehn Prozent bis zum Jahr 2010.

  grafische Darstellung von der Schnittstelle Kunde/Handel  

An der Schnittstelle Kunde/Handel wird Personenverkehr durch Lieferverkehr ersetzt.(Grafik: Institut)

   Was dies für die Warenströme bedeutet, lässt sich an jenen Produkten ermessen, die schon heute stark über das Internet gehandelt werden: Bücher und Zeitschriften etwa, Filme, Musik oder Videos. „E-Commerce führt zur Verkürzung der Lieferketten, weil Waren vielfach direkt vom Hersteller zum Endverbraucher gebracht werden und die klassischen Zwischenstationen wie Großhandels- und Einzelhandelslager entfallen“, sagt Vogt. Besonders auf der so genannten letzten Meile, also dem Weg vom Zentrallager zum Endverbraucher, führt dies zu einer wachsenden Komplexität der Warenströme. „Wenn die Verbraucher im Online-Shop rund um die Uhr und ohne lange Wege einkaufen können, bestellen sie tendenziell häufiger, aber in kleineren Mengen“, sagt Schiffner, „dies führt zu einer Atomisierung der Lieferungen.“

Effekte überlagern sich
  Verkehr  

Führt e-Commerce zu mehr oder weniger Verkehr? (Foto: Institut)

Ob der Prozess am Ende zu mehr oder weniger Verkehr auf den Straßen führt, ist schwer abschätzbar. „Die Effekte überlagern sich“, sagt Schiffner. Während einerseits weniger Endverbraucher in die Einkaufsstätten pilgern, um sich zu informieren oder die gekauften Waren abzuholen, dürfte andererseits der Lieferverkehr zunehmen. Wie stark, ist unklar. Denn im Logistikbereich gibt es bei Einsatz moderner IT-Lösungen noch Effizienzreserven, indem Stauräume besser genutzt und Fahrten sinnvoll gebündelt werden. „Diese gegenläufigen Parameter wollen wir auf ihre Nettoeffekte analysieren. Unser Ziel ist eine Gesamtbilanz.“

   Harte Fakten gibt es bisher kaum. Deshalb wurden mittels Online-Befragungen durch die Würzburger Partner zunächst Primärdaten bei so genannten Multichannel-Anbietern (also Firmen, die sowohl über das Internet als auch über konventionelle Kanäle verkaufen) erhoben. Die Daten sind Grundlage für das weitere Forschungsdesign, das Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft anlässlich eines Workshops in Berlin auf seine Plausibilität überprüften.                                      amg

 

  

 
 

 

KONTAKT

 
 


Dipl.-Ing. Felix Schiffner
Institut für Straßen- und Verkehrswesen
Tel. 0711/685 6437
Fax 0711/685 6966
e-mail: schiffner@isvs.uni-stuttgart.de
 

 

 

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Pressestelle der Universität Stuttgart