Nicht nur zwischen Schwabstraße und Feuersee fragen sich Städteplaner, wo die vielen parkenden Autos hin sollen. Von Athen bis Sydney und von Bogotà bis Riad versuchen fast alle Metropolen, dem ruhenden Verkehr mittels ausgefeilter Verkehrsleittechnik oder drakonischer Strafen Herr zu werden. Dementsprechend vielfältig war das Themenspektrum des viertägigen Symposiums, das erstmals in Stuttgart stattfand. Zehn Plenarvorträge gaben einen umfassenden Überblick über internationale Entwicklungen im Bereich des Parkens. Zur Sprache kamen dabei auch Spezialgebiete wie Fahrradparken, das Parken auf Flughäfen sowie die Verbrechensbekämpfung in Parkhäusern.
Den „state of the art“ der Parkraumbewirtschaftung in Europa stellte der niederländische Verkehrsexperte Teun de Wit im Rahmen einer Studie vor, an der auch Manfred Wacker, Akademischer Oberrat am Lehrstuhl für Verkehrsplanung und Verkehrsleittechnik des ISV, mitgearbeitet hat. „Ungeachtet der unterschiedlichen Rahmenbedingungen in den einzelnen Staaten wird überall in Europa mit vergleichbaren Ideen versucht, über die Parkraumbewirtschaftung zur umwelt- und sozialgerechten Gestaltung des Stadtverkehrs beizutragen,“ resümiert Wacker. Der Grundgedanke dabei: In den kritischen Bereichen soll Parkraum möglichst auf privaten Flächen bereitgestellt werden. Im Straßenraum dagegen sind nur kostenpflichtige Kurzzeitparkstände vorzusehen. Auf dem Vormarsch sind dabei die „alternativen Bezahlformen“, etwa Taschenparkuhren oder das Handyparken. Nicht ohne Strafzettel
Unerlässlich für die Akzeptanz solcher Systeme in der Bevölkerung ist eine umfassende Information über die Parkraumbewirtschaftung. Am berühmten „Strafzettel“ dürfte dennoch kaum ein Weg vorbeiführen: „Ohne eine konsequente Überwachung und Ahndung von Parkverstößen kann kein Erfolg erzielt werden“, stellten die Wissenschaftler fest.
Einen Einblick in die Probleme vor Ort verschafften sich die Experten bei einer Exkursion in die Parkierungsanlagen der Landeshauptstadt. Auf dem Programm standen die Park-and-Ride-Anlagen am S-Bahn-Haltepunkt Österfeld und in Stuttgart-Degerloch, wo die Teilnehmer das ausgedehnte Park-and-Ride-Angebot in der Region Stuttgart würdigten. Weitere Stationen waren der Neubau des Parkhauses für die Neue Messe am Stuttgarter Flughafen und die modernisierte Hofdienergarage. Auf besonderes Interesse stieß eine mechanische Parkierungsanlage im Bürogebäude Scala am Stuttgarter Schlossplatz. Aufgrund ihrer hohen Kapazität bei relativ geringem Raumanspruch lässt sich mit solchen Konzepten künftig mehr Parkraum in teuren Innenstadtlagen bereitstellen.
Höhepunkt des Symposiums war ein so genanntes Parking Puzzle, in dem sich die Teilnehmer in Fünfergruppen der Parkplatz-Misere im Stuttgarter Westen annahmen. Die Aufgabenstellung für diesen Wettbewerb erarbeitete das ISV gemeinsam mit der Stadt Stuttgart und der Ingenieurkammer Baden-Württemberg. Die Lösungsansätze dürften Auftraggebern und Anwohnern allerdings noch einiges Kopfzerbrechen bereiten. „Da es nicht möglich sein wird, den Parkraumbedarf der Anwohner vollständig zu decken, muss die Parkraumnachfrage verringert werden“, bilanzierte Wacker.
Vorgeschlagen wurde deshalb ein so genanntes „Reverse Park-and-Ride“ - „Umgekehrtes Park-and-Ride“: Dabei sollen die Anwohner ihr Auto am Stadtrand parken und dann mit dem ÖPNV zur Wohnung fahren. Verbesserte Radwege und Fahrradabstellanlagen sowie Car-Sharing sollen zum Verzicht auf den eigenen Pkw animieren. Wer sich nachweislich vollständig vom fahrbaren Untersatz trennt, soll mit einem verbilligten ÖPNV-Ticket belohnt werden.
amg
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